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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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haben doch auch diesen Stromfluss unter der Haut?«
    Giovanni warf seinem Freund einen raschen Blick zu, doch der zuckte bloß die Achseln und meinte augenzwinkernd: »Sagen wir einfach, ich bin besser geerdet als Sparky.«
    »Besser geerdet? Ach – die vier klassischen Elemente: Feuer, Erde, Luft und Wasser! Sind Sie ein Erdvampir?«
    Carwyn musterte sie im flackernden Licht des Kamins. »So ein kluges Mädchen«, murmelte er. »Was wir wohl noch zusammen herausfinden können?« Erneut sah er Giovanni an, der am anderen Ende der Bibliothek nur schweigend nickte.
    »Beatrice«, fuhr der Priester fort, »darf ich an Ihrer Hand schnuppern, liebes Kind? Nur einmal. Ich verspreche, mir wachsen keine Fänge.«
    Beatrice lächelte und sah Giovanni über die Schulter an.
    »Klar.« Sie hielt ihm eine Hand hin. »Aber ich bin mir sicher, heute keinem Vampir begegnet zu sein. Mein Tag war absolut langweilig. Das einzig Interessante waren ein paar neue Dokumente in der Arbeit. Und das …« Sie verstummte, und Giovanni sah, wie bei ihr der Groschen fiel. »Ich meine … die Dokumente –«
    Sie brach unvermittelt ab, als sie das Schimmern in Carwyns Blick sah. Er beugte sich über ihre Hand, als wollte er sie küssen, doch wie am Abend ihrer ersten Begegnung atmete er nur tief und fast wie ein Raubtier über ihren Fingerkuppen ein.
    »Carwyn?«, fragte Giovanni mit wachsender Gewissheit.
    »Pergament«, raunte er in ihre Hand, und seine blauen Augen schossen nach oben. »Die neuen Dokumente in der Bibliothek – ich muss wissen, worum es sich handelt. Woher stammen sie? Wurden sie erworben? Gestiftet? Ich muss alles wissen, was Sie mir darüber erzählen können.«
    Giovanni spürte eine zunehmende Elektrizität in der Luft, als er sich dem Sofa näherte, doch der Priester hob abwehrend die Hand, während Beatrice nervös im Zimmer umherblickte. Caspar tätschelte ihren Arm.
    »Treten wir alle einen Schritt zurück, meine Herren«, sagte der Butler beruhigend. »Beatrice ist bestimmt schon eine Expertin – lassen Sie sie reden.«
    Sie sah ihn dankbar an. Caspar lächelte ermutigend.
    »Es handelt sich um das Geschenk eines anonymen Stifters, um zwei Briefe. Aus der italienischen Renaissance. Es geht um zwei Freunde, einen Philosophen und einen … Dichter. Beide Briefe wurden von der Universität Ferrara für echt erklärt. Sie stammen aus dem Jahr 1484. Aus Florenz.«
    Von ihrer Stimme angezogen, trat Giovanni, während sie sprach, lautlos zum Kamin. Sie hob die Augen, und ihre Blicke trafen sich.
    Carwyn sah zwischen ihm und der jungen Frau hin und her. »An wen waren die Briefe gerichtet, B?«
    »An Giovanni …«, begann sie und sah mit ihren warmen braunen Augen vor sich hin. »An Graf Giovanni Pico della Mirandola.«
    Er sah weg und hoffte, sie habe nicht bemerkt, dass er den alten Namen wiedererkannt hatte. Er ignorierte das Brennen in der Brust, als er an den Tisch zurückkehrte und sich sammelte. Mit einem Seitenblick stellte er fest, dass Carwyn sie ansah.
    »Können Sie sich sonst noch an etwas erinnern?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Briefe schienen eher persönlicher Natur gewesen zu sein. Ich habe nur die Übersetzung eines Schreibens gelesen. Es ging um einen neuen Diener oder Edelknecht oder so und um dessen Erziehung. Und um eine Begegnung mit Lorenzo de Medici.« Sie errötete etwas und sah ihn an; er ließ sie nicht aus den Augen, während sie sprach. »Es ging um einen Skandal, aber … ich erinnere mich nicht mehr daran. Tut mir leid.«
    »Ach, Sie haben sich doch vieles gemerkt«, erwiderte Caspar. »Ich bin sicher, genau das wollten die zwei wissen.«
    Sie sah sich zu Giovanni um. »Hat ein Vampir diese Briefe gestiftet, Gio?«
    Er schwieg noch immer, nickte aber und starrte dabei ins Feuer.
    Carwyn antwortete ihr schließlich. »So haben Sie den Geruch vermutlich aufgeschnappt. Er muss die Briefe in der Hand gehabt haben, bevor sie gestiftet wurden.«
    Giovanni achtete darauf, mit keinem Gesichtsmuskel zu zucken, während sein Bewusstsein in tausend Richtungen ausgriff und schließlich zu einem unabweislichen Schluss gelangte.
    Er war betrogen worden.
    »Gio?«
    Er hörte sie und wusste, was sie fragen wollte.
    »Giovanni?«, flüsterte sie beinahe.
    »Stellen Sie mir keine Fragen, Beatrice, von denen Sie wissen, dass ich sie nicht beantworten werde«, stieß er hervor.
    »Aber –«
    »Das ist nichts«, er unterbrach sich kurz, »nichts für Sie.«
    Sie stand auf und trat ihm entgegen. Giovanni

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