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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Reihe sind.«
    Giovannis Nüstern blähten sich vor Ärger ein wenig, oder vielleicht hatte ihn nur der Geruch des alten Pergaments in die Nase gestochen. Carwyn dagegen wirkte, als würde er jeden Moment in Lachen ausbrechen, und sah die ganze Zeit zwischen ihr und seinem Freund hin und her.
    »Gut. Könnte ich dann bitte das tibetische Manuskript bekommen, Miss De Novo?«
    Sein Ton ließ sie die Augen verdrehen, doch sie ging ins Magazin, um ihm die Handschrift zu holen, während er sich an einen Tisch in der Nähe des kleinen Professors setzte, der sich bereits eifrig Notizen machte.
    Als sie zurückkam, sah sie Giovanni an seinem üblichen Arbeitsplatz, von dem aus er Dr. Scalia jedoch fast raubtierhaft musterte. Sie legte das Buch direkt vor seine Nase, nahm einen Bleistift und ein Blatt Papier von dem Stapel, den er auf den Tisch gelegt hatte, notierte ein paar Worte darauf und drehte es dem Vampir hin.
    Kein Beißen. Keine Manipulation des Denkens. Schönen Abend.
    Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, zwinkerte ihr zu und vertiefte sich in seine Notizen.
    Lächelnd kehrte sie an ihren Aufsichtsplatz zurück und stellte fest, dass Carwyn sich einen Stuhl herangezogen hatte und in dem Taschenbuch las, mit dessen Lektüre sie am Morgen begonnen hatte. Wie immer trug er ein schreiend buntes Hawaiihemd, das sich mit seinem roten Haar biss und seine blauen Augen nahezu aus den Höhlen springen ließ.
    Er sah auf. »Haben Sie –«
    »Sch!« Mit strengem Blick legte sie den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Typisch Bibliothekarin! Ihnen fehlt nur noch eine Brille mit kleinen Gläsern auf der Nasenspitze«, wisperte er laut. Sie hörte Giovanni mit dem Stuhl rücken, blickte sich um und sah ihn Carwyn zornig anfunkeln. Gut gelaunt griff der Vampir in ihre Büchertasche und zog die Kladde hervor, in die sie nicht nur die Pico-Kopien gelegt, sondern in der sie auch ihre Gedanken zu diesem geheimnisvollen Gelehrten und dessen Briefen notiert hatte.
    Sie sah Carwyn die Aufzeichnungen lesen, doch er wirkte nicht verärgert, sondern ungewöhnlich erfreut, blätterte bis ans Ende des Notizbuchs und trug dort etwas ein.
    Sie sind ein neugieriges Wesen, B
.
    Er zeigte ihr das Geschriebene. Sie las es, überlegte kurz und schrieb:
    Diesen Herbst sind mir einige seltsame Dinge begegnet. Außerdem komme ich mir vor, als würde ich mit Ihnen während einer beaufsichtigten Freistunde Zettel tauschen
.
    Das tun wir ja auch,
schrieb er zurück.
Was wollen Sie denn wissen, was Professor Geschwätzig Ihnen nicht verrät?
    Sie konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken und schrieb:
Alles
.
    Carwyn lächelte und antwortete nicht sofort.
    Ich kann Ihnen seine Geschichte nicht erzählen – zum einen, weil ich sie nicht ganz kenne, und das geht wohl allen so; zum anderen, weil es mir nicht zukommt, zu berichten, was ich weiß. Aber Sie dürfen mich gern alles Mögliche aus meinem Leben fragen
.
    Sie sah ihn mit hochgezogener Braue an.
Alles?
    Solange Sie nicht die Farbe meiner Unterhose wissen wollen (Rot übrigens), bin ich ein offenes Buch für Sie
.
    Sie unterdrückte ein Kichern.
Haare und Unterwäsche sollten farblich übereinstimmen – gute Faustregel. Wie alt sind Sie?
    Lächelnd schrieb er:
Etwa fünfunddreißig … plus tausend Jahre. Ungefähr
.
    Beatrice sah ihn kurz mit offenem Mund an und versuchte sich vorzustellen, dass der junge Mann vor ihr bereits ein Jahrtausend auf dem Buckel hatte. Was Carwyn alles gesehen und wie sehr die Welt sich verändert hatte, seit er ein Mensch gewesen war! Es war praktisch unvorstellbar.
    Wo sind Sie zur Welt gekommen?
    In Gwynedd, im Norden von Wales.
    Und dort wohnen Sie noch immer?
    Den Großteil meines Lebens habe ich dort verbracht. Anders als Gio, bin ich ein ziemlicher Stubenhocker.
    Sie kniff die Lider zusammen und schrieb:
Sind Sie wirklich ein Priester?
    Er lachte leise.
Ja, dazu muss man kein alter Mann sein. Mein Vater war auch Priester. Und mein Großvater. Und einer meiner Söhne wurde nach meinem Verschwinden Abt unserer Gemeinschaft
.
    Sie runzelte die Stirn.
Das mit dem Zölibat wurde wohl nicht so streng gehandhabt?
    Carwyn grinste.
In der Kirche von Wales war das nicht ungewöhnlich. Es war ja noch vor Papst Gregor – schlagen Sie mal nach, was das bedeutet. Viele walisische Priester waren verheiratet. Rom hatte Mühe, Wales zu erobern, in der Antike militärisch, im Mittelalter dann kirchlich
. Er zwinkerte ihr zu.
    Sie waren also verheiratet?
    Er nickte lächelnd.

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