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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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die flüchtige Energie über seine Haut leckte, zog er sich aus, tauchte auf den Grund des Beckens, saß ganz still da und verlangsamte allmählich das Pochen seines normalerweise unhörbaren Herzens.
    Aus dem dunklen Wasser heraus beobachtete er den Mond. Was er im Wohnzimmer getan hatte, widerte ihn an, und er war wütend auf sich, weil er nach jahrhundertelanger strikter Selbstdisziplin die Kontrolle über seine Natur, seine niedrigsten Instinkte verloren hatte.
    »Was lernen wir als Erstes von Plato?«
    »Dass es für einen Mann der wichtigste und edelste Sieg ist, sich zu beherrschen.«
    »Du musst immer stärker sein als deine Natur. Hast du verstanden?«
    »Ja, Vater.«
    »Das ist der Schlüssel dafür, unter allen Umständen zu überleben, und gilt für dich mehr als für jeden anderen.«
    Er wusste nicht, wie lange er am Grund des Beckens gesessen hatte, doch schließlich hörte er ein leises Spritzen am flachen Ende des Pools.
    Er tauchte auf und erschrak, als er Beatrice neben der Treppe sitzen und die nackten Füße ins Wasser halten sah.
    »Hey.«
    Er antwortete nicht, sondern musterte die Umgebung und sah Carwyn auf einem Terrassenstuhl sitzen und ihn zornig anschauen. Giovanni nickte dem alten Freund zu und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, und schon wich die Anspannung von dem Priester. Dann wandte er sich der ernsten jungen Frau zu, die seinen Blick erwiderte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Beatrice De Novo.«
    Das Mädchen ahnte nicht, wie selten Giovanni einen Fehler zugab, und kniff nur die Augen zu. »Kommt das wieder vor?«
    Er zögerte, denn er wollte ihr eine ehrliche Antwort geben. »Ich hatte unterschätzt, welche Besitzansprüche ich Ihnen gegenüber entwickelt habe. Das passiert mir nicht noch einmal.«
    »Warum haben Sie diese Besitzansprüche?«, fragte sie leise.
    Er trat Wasser und wahrte weiter Abstand. »Sie stehen unter meiner Obhut, ob Sie das akzeptieren oder nicht.« Giovanni ignorierte Carwyns plötzliches Interesse und sah lieber dem Mädchen tief in die Augen.
    »Was bedeutet das?«, fragte sie sichtlich irritiert.
    Sie brauchte das Ausmaß seiner Obhut nicht zu erfahren und auch nicht, dass er, indem er sie beanspruchte, das Recht hatte, nach Belieben von ihrem Blut zu trinken. Er kam zu dem Schluss, die einfachste Erklärung sei die beste.
    »Es bedeutet, dass ich für Sie in meiner Welt die Verantwortung übernommen habe. Und zu dieser Verantwortung gehört es, Sie zu beschützen, und das ist mir heute Abend missglückt.«
    »Immerhin haben Sie sich noch beherrscht!«
    Er konnte nicht antworten, denn er fürchtete, Ehrlichkeit ließe sie fliehen. Wäre Carwyn nicht gewesen, hätte er nicht aufgehört.
    Sie musste die Wahrheit in seinen Augen gesehen haben. »Hätten Sie mich umgebracht?«
    Ganz sicher nicht.
»Nein … aber ich hätte Sie gezeichnet. Ohne Ihre Erlaubnis.«
    Sie runzelte die Stirn und sah ihn neugierig an. »Erteilen Menschen Ihnen denn jemals Erlaubnis?«
    Um keine Antwort geben zu müssen, tauchte er und kam einen guten Meter neben ihr wieder an die Oberfläche. Durch seine Nähe verwirrt, sah sie weg, und er wich ein, zwei Meter zurück.
    »Wer ist Giovanni di Spada?«, fragte sie.
    »Wer?«
    »Carwyn hat Sie so genannt, als Sie … Sie wissen schon.«
    Giovannis Stirn kräuselte sich, als er sich darauf besann, dass der Priester ihn bei dem Namen gerufen hatte, den er in seiner gewalttätigeren Vergangenheit getragen hatte. »Dieses Namens bediente ich mich, als Carwyn und ich uns begegneten. Ich habe ihn beinahe zweihundert Jahre lang getragen. Mitunter vergisst er, dass ich schon lange anders heiße, und nennt mich noch immer so.«
    »Ihren Familiennamen haben Sie also verändert, den Rufnamen aber behalten.«
    Giovanni nickte. Ihre Fragen verblüfften ihn, doch er wollte sie beantworten, um einiges von dem Vertrauen zurückzugewinnen, das er zerstört hatte. »Es schien mir leichter, meinen Taufnamen zu behalten. Falls ich mal an einen Ort zurückkomme oder ein Geschäft wiederaufnehme und mich jemand erkennt, könnte ich behaupten, ein Verwandter zu sein. Und natürlich gab es bis vor Kurzem noch keine Fotos.«
    »Ja«, sagte sie nickend, »das leuchtet mir ein.«
    »Früher war es einfach, die Identität immer mal wieder zu wechseln.«
    »Und heute?«
    Er zuckte die Achseln. »Heute ist es schwerer, aber nicht unmöglich.«
    Sie zögerte und blickte ihm

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