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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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fest, dass er sie aus schmalen Augen beobachtete, wobei er Doyle weiter streichelte. »Wollten Sie nicht …« Er räusperte sich und blickte ins Dunkel hinaus.
    »Carwyn. Richtig. Ich werde einfach … ich rufe ihn, wissen Sie. Ich gehe kurz raus und suche ihn. Ich brauche sowieso … einen Spaziergang.«
    Als sie aus dem Zimmer eilte, drang wieder ein Ausbruch von Heiterkeit aus der Küche. Beatrice zuckte zusammen, ging durch die Verandatür nach draußen und überquerte den gepflasterten Innenhof beim Pool.
    Es störte sie nicht, dass ihre Großmutter und Caspar zusammen waren, im Gegenteil: Sie war auf fast alberne Weise glücklich darüber, dass die zwei sich so gut verstanden; es war nur grausam, dass ihre Großmutter mit achtundsechzig Jahren ein aufregenderes Liebesleben führte als sie.
    Ein Junge aus Beatrices Kunstgeschichtskurs hatte sie am Wochenende zum Essen eingeladen, und das Treffen hatte ihr gefallen. Er hieß Jeff und war höflich und dabei doch witzig gewesen. Sie hatte sogar ein wenig gelacht, als er ihr Dramen aus dem Büro erzählte, in dem er als Praktikant arbeitete und vermutlich ab Herbst regulär beschäftigt sein würde. Schließlich hatte er sie zum Haus ihrer Großmutter zurückgefahren und ihr einen sehr schönen Kuss gegeben.
    Und sie hatte keinerlei Bedürfnis, ihn wiederzusehen.
    Als sie nun über das Grundstück ging, verfluchte sie Giovannis Kusskünste und seine faszinierende Persönlichkeit. Es war schon fast Sommer in Houston, und die Abendluft war schwer von der Wärme des Tages und dem Duft von Geißblatt. Die Rosen blühten, und als sie zu der kleinen Gartenlaube kam, hörte sie Carwyn wieder einmal leise mit seinem Hund sprechen.
    »… nehme ich dich nächstes Jahr nicht mehr mit, wenn du so weitermachst, Bran. Ehrlich, ich verstehe nicht, warum dich Rosenwurzeln so anziehen. Machst du das nur, um ihn zu ärgern?«
    Sie hörte den Hund schnauben und rechnete fast mit einer Antwort. Schließlich gab es Vampire – warum dann nicht auch sprechende Wolfshunde? Sie hörte weitere Worte, die sehr nach Flüchen klangen, offenbar allerdings auf Walisisch, und diese Sprache verstand sie nicht.
    »Carwyn?«, rief sie über den Rasen. Der Vampir sah sich mit schuldbewusster Miene um, und sie beobachtete fasziniert, wie die vielen Erdhaufen in Caspars gepriesenem Rosengarten über das Gras wanderten und wieder dort verschwanden, wo Bran sie ausgegraben hatte. Die Erde glitt nicht einfach an ihren Bestimmungsort, sondern schien sich auf ein Schnippen von Carwyn hin aus eigenem Antrieb zu bewegen, als wäre sie lebendig geworden. Kleine Häufchen jagten einander über das dunkle Gras.
    »B! Jetzt brauchen Sie dem Herrn Professor nichts mehr über Brans Fehltritt zu erzählen, oder?«
    Sie starrte auf die von allein über den Rasen huschende Erde.
    »Das ist verdammt ungewöhnlich. Wie machen Sie – ich meine, ich kenne Sie ja – das ist echt nur … toll.«
    »Danke. Wie ich das mache? Keine große Sache. Das Chaos in Ordnung zu bringen, das sechs, sieben von diesen Monstern in einem Gemüsegarten anrichten, bevor eine ängstliche Nonne den Schaden entdeckt – das ist eine echte Herausforderung.«
    »Wirklich?« Stirnrunzelnd sah sie weiter zu, wie die Erdhaufen im Boden verschwanden. Auch das Gras schien da wieder zusammenzuwachsen, wo der Hund es aufgewühlt hatte.
    »Nein, das war ein Scherz. Felsen zu bewegen, ist schon eher eine Herausforderung. Oder ein Erdbeben auszulösen oder Fehler aus der Welt zu schaffen, solche Sachen. Das Gärtnern ist ein Kinderspiel.«
    »Sie können Erdbeben auslösen?«
    Er seufzte belustigt. »Es gäbe einen ganz herrlichen Streich, aber ich werde brav sein und mich beherrschen. Angesichts der sexuellen Spannungen auf dem Gelände könnte selbst ein flapsiger Spruch Erschütterungen bewirken.«
    »Sehr witzig.« Sie versuchte sich darauf zu besinnen, warum sie ihn hatte suchen wollen. »Gio hat eine Frage an Sie. Zu einer Privatsammlung in Mittelitalien, glaube ich. Oder vielleicht zu der Auktion – ich weiß nicht genau.«
    Carwyn eilte mit Vampirgeschwindigkeit ins Haus und ließ Beatrice und Bran im Garten zurück. Sie sah den Hund an, der verspielt wirkte, dann aber zielstrebig auf die Hortensien zuhielt.
    »Ich bin die Langsamste«, brummte sie. »Warum muss ich immer die Langsamste sein?«
    An der Glastür hörte sie Carwyn in raschem Italienisch in den Hörer des Telefons mit Wählscheibe reden, das auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer

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