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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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war still und besorgt, hatte ihm jedoch jede Menge vernünftiger Ratschläge zu Vorhängen und Möbeln erteilt. Er hatte sie sich zwar angehört, aber keine Anstalten gemacht, sie umzusetzen. Die Küche besaß bereits ein eingebautes Büfett an der Wand gegenüber dem alten Rayburn-Herd, der auf Ölbetrieb umgestellt worden war, und es gab ein ziemlich modernes Spülbecken aus Edelstahl. Die Moretons hatten einen robusten Ausziehtisch aus Eiche zurückgelassen und einen hübschen Hackklotz, den sie, wie sie beteuerten, schon bei ihrem Einzug im Haus vorgefunden hatten. Er hatte beide in das Erkerfenster am anderen Ende der Küche gestellt und sich gefreut, einen Teil der Originalmöbel zu besitzen.
    »Du hattest recht damit, dass mir ein Aufenthalt hier guttun würde«, hatte er Lottie erklärt. »Obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich am Ende das Sommerhaus kaufe.«
    »Ich auch nicht«, hatte sie gestanden. »Aber ich freue mich sehr, dass du hier so ... im Frieden mit dir selbst bist.«
    Das war eine seltsame Wortwahl gewesen: Frieden. Aber es war das richtige Wort. »Glücklich« hätte etwas Vergängliches bedeutet. »Frieden« beschrieb dieses bisher unbekannte Gefühl von Wohlbefinden. Nur wegen Annabel machte er sich weiterhin Sorgen, aber glücklicherweise hielt ihre Arbeit sie in London fest, sodass sie ihn nicht zu etwas drängen konnte, was er nachher vielleicht bedauern würde.
    Je weiter fort sie war, umso lieber mochte er sie; und der Umstand, dass sein Handy im Sommerhaus keinen Empfang hatte, schützte ihn noch zusätzlich. Sie wusste inzwischen, dass er ein Haus in Bossington kaufen würde, und brannte darauf, es zu sehen. Er hatte sie mit Ausflüchten freundlich auf Distanz gehalten, aber sie würde bald wieder hier auftauchen. Das Problem war, dass er bezüglich ihrer Person zu keiner Entscheidung kommen konnte – manchmal fürchtete er, eine wunderbare Gelegenheit zu verpassen. Seine Freunde erklärten ihm, er werde nie wissen, was er wirklich für eine Frau empfinde, ehe er sich nicht entspannen und ein paar Gefühle riskieren werde. Aber er hielt sich noch zurück.
    »Es gibt etwas, was ich über mich selbst nicht weiß«, hatte er verwirrt zu Lottie gesagt. »Etwas Wichtiges. Und solange ich keine Ahnung habe, was das ist, kann ich einfach keine so große Verpflichtung eingehen.«
    Da Lottie eben war, wie sie war, hatte sie weder gespottet noch ihm irgendwelche Fragen gestellt, sondern ihn einfach nachdenklich angesehen.
    »Ich glaube, du wirst es bald erfahren«, hatte sie endlich geantwortet. »Weißt du noch, dass wir schon einmal darüber gesprochen haben? Damals habe ich dir gesagt, dass ich den Eindruck habe, du musst herkommen. Nun, ich finde, alles andere wird sich finden.«
    Er hatte genickt. »Ich glaube auch allmählich daran, obwohl ich wirklich nicht weiß, warum – und wie das gehen soll.«
    »Warte es ab!«, hatte sie mit diesem seltsamen Blick in die Ferne, der ihr eigen war, gesagt. »Warte ab, und hab Geduld! Und damit meine ich nicht Resignation, so wie man auf das Ende des Regens oder eines Zustands wartet, über den wir keine Kontrolle haben, weil wir uns vorstellen, dass das Leben danach auf magische Weise anders sein wird. Ich meine die wahre Geduld, die es uns erlaubt, vollständig in der Gegenwart zu leben und zufrieden zu sein, während wir warten. Und du solltest damit rechnen, dass du es mit ein paar Dämonen zu tun kriegst.«
    Und genau das tat er. Er hatte beschlossen, nach London zu fahren, um einige Sachen aus seiner Wohnung in das Sommerhaus zu holen. Um sich ein wenig Freiraum zum Atmen zu verschaffen, würde er sich in der Stadt mit Annabel treffen und sie davon abhalten, Bossington schon jetzt einen weiteren Besuch abzustatten.
    »Und, wie fandest du sie?«, hatte er Imogen gefragt, obwohl ihm klar gewesen war, dass Annabel auf keinen seiner Verwandten einen besonderen Eindruck gemacht hatte. Trotzdem hatte er vor, seine eigene Entscheidung zu treffen und sich durch dieses Wissen nicht unter Druck setzen zu lassen.
    »Sie hat sich ein wenig verstellt«, hatte Imogen offen geantwortet. Im und er waren in solchen Dingen schon immer ehrlich zueinander gewesen. »Ich habe sie nicht wirklich ins Herz geschlossen.«
    Das Problem war natürlich, dass Annabels Bemerkungen über Tierärzte ziemlich gesessen und die arme Im eindeutig getroffen hatten. Gleichzeitig sah es aus, als hätten diese Bemerkungen Im dazu gebracht, noch einmal sorgfältig über die Kluft

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