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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Holzboden und griff nach ihrem Handy. Sie hatte eine Nachricht in der Mailbox.
    »Hallo, Liebes, wollte nur wissen, wie es dir geht. Du fehlst mir sehr. Hier ist alles unverändert. Soll ich dich rasch besuchen? Es kommt mir ewig vor, seit ich dich gesehen habe, und wahrscheinlich hast du dich inzwischen mehr oder weniger eingelebt, oder? Ruf mich kurz an, Schätzchen. Rette meinen Tag! Hab dich lieb.«
    Im legte das Handy hin. Sie wurde nervös. Wie sollte sie Nick beibringen, dass ihre kurze Verwirrung vorüber und er nur ein Sündenbock gewesen war, der gerade zur Verfügung stand? Das war herzlos. Und schließlich konnte eine gelegentliche liebevolle Nachricht nicht schaden, oder? Nur so lange, bis er und Alice sich wieder besser verstanden. Ein leiser Instinkt warnte sie zwar, dass es doch schaden oder sogar gefährlich werden könnte. Sie zögerte, dachte jedoch daran, wie einsam Nick war, und tat die Warnung ab.
    Schnell griff sie wieder zum Handy und begann eine SMS zu tippen.
    »Hat er inzwischen einen Namen?«, fragte Jules im Hereinkommen und legte seinen Laptop an eine Stelle, wo Rosie ihn nicht erreichen konnte. Er bückte sich und streichelte den Welpen. »Autsch! Der hat ja nadelspitze Zähne!«
    Imogen lachte. »Er kaut auf allem rum, schrecklich. Wir sollten ihn ›Jaws‹ nennen.«
    »Er sollte wirklich einen Namen haben. Heißt es nicht, man soll einem Baby sofort einen Namen geben? Vielleicht gilt für Welpen das Gleiche.«
    »Du meinst, er kriegt einen psychischen Schaden, wenn wir ihn weiter ›Hündchen‹ rufen? Na ja, du könntest recht haben. Namen sind ja so wichtig. Und man muss lange mit ihnen leben ... wenn man Glück hat«, setzte sie hinzu. »Es muss einer sein, den man laut rufen kann, ohne sich zum Narren zu machen. Hast du heute Abend Bereitschaftsdienst?«
    »Nein«, antwortete er erleichtert. »Ich kann was trinken.«
    Zufrieden schaute er sich im neuen Heim um: Alles entwickelte sich so, wie er gehofft hatte. Er durchquerte den weitläufigen Wohnraum – Milo nannte ihn ›das Atrium‹ –, legte den Arm um Ims Schultern und küsste seine Frau.
    »Ich bin in Brayford gewesen«, erzählte er. »Eine schwere Geburt bei einer Stute, aber sie und das Fohlen sind jetzt okay.«
    Imogens Handy klingelte. Sie warf einen Blick darauf und schob es dann über den Tisch, weg von Jules, drehte dem Telefon den Rücken zu und lächelte ihren Mann an.
    »Geh doch ran, wenn du willst!«, sagte er. »Wer ist es denn?«
    Sie krauste die Nase. »Ist nicht wichtig. Das hat Zeit.«
    Er war erstaunt – es war ungewöhnlich für Im, dass sie nicht an ihr Telefon ging; und er spürte, dass ihm ein unbehagliches Kribbeln über den Rücken lief. »Aber wer ist es denn?«, wiederholte er. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nur Julie. Sie will sicher nur einen Termin bestätigen; ich habe ihr vorhin wegen eines Essens kommende Woche eine SMS geschrieben. Ich habe einfach keine Lust, jetzt lange mit ihr zu reden. Du hast Rosie noch nicht begrüßt.«
    »Wo steckt sie denn? Liegt sie schon im Bett?« Aus irgendeinem Grund fühlte er sich immer noch unbehaglich, obwohl er froh darüber war, dass Im jetzt nicht eine Ewigkeit lang mit einer ihrer Freundinnen reden würde. »Ich dachte, es wäre noch ein bisschen früh, um sie schlafen zu legen.«
    »Sie ist nicht im Bett, aber in ihrem Zimmer. Ich habe sie gebadet und ihr ihre Milch gegeben, und nun hat sie jedes einzelne Spielzeug aus der Kiste genommen und sie alle auf dem Boden verteilt. Es sieht aus wie auf einer Müllhalde. Komm, schau’s dir an!«
    Sie schob den Arm unter seinen und drückte ihn leicht, und er presste ihren fest an seine Seite. Er war so erleichtert darüber, dass zwischen ihnen alles gut war, dass er sich keine Gedanken mehr über den Anruf machte.
    »Es ist wunderbar«, sagte sie gerade, »dass alle Räume auf einer Ebene liegen. Zuerst dachte ich, es würde ein wenig komisch sein, aber es ist toll, dass ich keine Angst mehr haben muss, Rosie könnte die Treppe hinunterfallen. Und ich liebe die Zimmer mit den Dachbalken und den merkwürdig geformten Fenstern. Es ist, als wäre man auf Matts Dachboden.«
    Sie ließ seinen Arm los und ging vor ihm durch den kurzen Durchgang und in den kleinen Flur, der zu den zwei Zimmern und dem Bad führte. Imogen schob die Tür zu Rosies Zimmer weiter auf und trat zurück, damit er hineinblicken konnte. Eine chaotische Szene bot sich ihnen. Rosie hatte sämtliche Stofftiere und Bücher auf einen Haufen

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