Das verborgene Kind
will, dass wir über den Feiertag nach Rock hinunterfahren; eine ihrer Freundinnen hat dort ein Cottage. Da könnte ich bei dir reinschauen. Verdammt, das Telefon klingelt! Ich ruf dich zurück.«
Erleichtert drückte sie das Gespräch weg. Ihr schlechtes Gewissen regte sich. Wie sollte sie Nick sagen, dass von ihrer Seite aus das Wiederaufwallen ihrer alten Leidenschaft einfach dem unreifen Wunsch entsprungen war, Jules sein anmaßendes Verhalten wegen des Sommerhauses heimzuzahlen? Es wäre grausam, Nick jetzt zu verletzen, während Alice ihn immer noch demütigte. Im stöhnte. Tatsache war, dass sie und Jules ihre kleine Krise überstanden hatten. Sie hatten sich miteinander versöhnt und lebten sich nun glücklich in der Scheune ein.
Sie löffelte das zerdrückte Gemüse auf Rosies Teller. Es musste möglich sein, Nick noch ein wenig zu trösten, nur so lange, bis Alice beschlossen hatte, dass der arme Nick genug gelitten hatte und sie ihm verzeihen konnte. Als ihr Handy erneut klingelte, ging sie beklommen ran und hörte erleichtert, dass es Lottie war.
»Ich wollte dich nur um einen Gefallen bitten«, sagte sie. »Venetia hat sich eingerichtet, und alles ist gut, aber wir wären sehr dankbar, wenn du vielleicht irgendwann vorbeikommen und uns ein wenig entlasten könntest. Die Arme ist frustriert, weil sie nicht viel unternehmen kann, und es wäre eine wunderbare Ablenkung, einmal ein anderes Gesicht zu sehen. Matt ist für ein paar Tage nach London gefahren, aber das weißt du ja wahrscheinlich. Wie wäre es morgen zum Mittagessen? Ja? Phantastisch! Wann immer du es am Vormittag schaffst. Bis dann! Und liebe Grüße an Rosie.«
Im setzte sich neben ihre Tochter, stellte den Teller auf das Tablett ihres Hochstuhls und gab ihr einen Löffel.
»So«, sagte sie. »Lass uns versuchen, genauso viel Essen in deinen Mund zu bekommen, wie wir über dein Gesicht und das Tablett verteilen, ja?«
Rosie drehte den Löffel vorsichtig um und betrachtete die Entchen auf dem Plastikgriff. »Nte«, verkündete sie nachdrücklich.
»Ente«, pflichtete Imogen ihr bei. »Jetzt probier von deinem leckeren Essen. Schau, das Hündchen will auch etwas. Besser, du isst alles auf, bevor es dir alles wegschnappt.«
Rosie beugte sich aus ihrem Hochstuhl, um den Welpen zu betrachten, der da saß und hoffnungsvoll nach oben schaute.
»Gau-gau«, schrie sie.
»Ja, Wau-wau. Hund. Wir müssen ihm unbedingt einen Namen geben. Wie soll er heißen? Bestimmt fällt mir bald einer ein. Komm, Rosie, iss dein Mittagessen auf! Morgen sind wir zum Essen bei Lottie, Milo und Venetia, und ich möchte, dass sie sehen, was du schon kannst.«
Nach dem Mittagessen nahm Lottie einen Besen und einen Eimer heißes Putzwasser mit ein paar Lappen darin und schlenderte durch den Garten zu dem kleinen achteckigen Holzhaus, um ihm den alljährlichen Frühjahrsputz zu verpassen. Die Fenster waren voller Schmutzschlieren, und drinnen woben sich Spinnennetze über die Scheiben und die dunklen Ecken des spitzen Dachs. Die beiden schmiedeeisernen Stühle und der kleine runde Tisch waren mit einer dünnen Staubschicht überzogen, und von dem verblassten, fadenscheinigen Teppich stieg ein schwacher Modergeruch auf.
Lottie riss die Tür weit auf und zerrte den Teppich auf den Rasen hinaus. Hier, im Schutz der Buchen, war es heiß. Sie schüttelte den Teppich aus und legte ihn zum Lüften in die Sonne. Die Stühle und der Tisch waren so schwer und sperrig, dass sie sie nicht verrücken konnte, daher wrang sie einen Lappen in dem sauberen Seifenwasser aus und wischte sie sorgfältig ab. Mit den Fenstern musste sie kämpfen; sie waren von der Feuchtigkeit aufgequollen und schwer zu öffnen, aber endlich brachte sie es fertig, die Riegel zu bewegen. Sie beobachtete, wie die langbeinigen Spinnen sich eilig in Sicherheit brachten. Sie vergewisserte sich gern, dass sie aus dem Weg waren, bevor sie den Besen nahm und mit schlechtem Gewissen die Netze beseitigte.
»Sie sind schließlich ihr Zuhause«, pflegte sie zu protestieren, wenn Milo über ihr Widerstreben spottete. »Und vergiss nicht, dass Spinnen Fliegen fangen.«
Bald glänzten die Fenster, der Boden war gefegt, und sie stand in der Tür und machte eine Pause. Sie lauschte dem Vogelgezwitscher und beobachtete die Schwalben, die jeden Frühling zurückkehrten, um beim Sommerhaus in den Scheunen zu nisten. Matt hatte sie gebeten, jeden Tag ein paar Stunden lang die Verandatüren zu öffnen und nach dem
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