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Das verborgene Netz

Das verborgene Netz

Titel: Das verborgene Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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fröhlich.
    In der Tat, er hatte sie vermisst.
    »Deins?«, fragte Bermann und wies auf das Fensterbrett, wo ein Mobiltelefon vibrierte.
    Sie nickte überrascht und griff danach. »Kilian …
Unternehmt nichts, sind o.k., melde mich wieder.«
    »Gott sei Dank«, sagte Graeve. Sein Telefon klingelte, er sah auf das Display. »Das FLZ .« Er nahm ab, sprach kurz mit dem Kollegen vom Führungs- und Lagezentrum, legte auf. Auch diese SMS war aus dem Unteren Kapplerwald gesandt worden. »Die sind zu Fuß unterwegs.«
    Sie besprachen, ob sie Kilians Aufforderung Folge leisten oder Unterstützung schicken sollten. Offenbar drohte keine unmittelbare Gefahr. Und doch – ein Kollege in der Hand von Entführern, ein zweiter, der allein die Verfolgung aufgenommen hatte … Graeve tendierte dazu, erneut das MEK anzufordern. Bermann riet, auf Kilians Erfahrung als Fahnder zu vertrauen. Louise war zu müde, um sich für eine Vorgehensweise zu entscheiden.
    »Gut«, sagte Graeve zögernd, »warten wir noch. Rolf, haben Sie etwas über unsere Gäste erfahren?«
    »Sind vom Referat A.«
    Das war das Praktische an einem Chauvinisten von Bermanns Schlag: In zahlreichen Dienststellen deutscher Ermittlungsbehörden saßen aktuelle oder ehemalige Geliebte, natürlich auch beim Verfassungsschutz in Stuttgart. Am frühen Morgen hatte er irgendeinem geheimnisvollen, vermutlich blonden Wesen die Namen Ziller, Harth und Bredik übermittelt, nun lag die Antwort vor.
    »Heißt?«, fragte Louise.
    Im Flur erklangen Schritte und ein lautes Lachen. Bermann senkte die Stimme. »Spionageabwehr, Proliferation, Wirtschaftsschutz.« Antje Harth war von der Kripo Stuttgart, Dezernat Wirtschaftskriminalität, zum LfV gewechselt, Michael Bredik hatte in Sigmaringen Betriebswirtschaft studiert und war als Quereinsteiger zum Amt gegangen.
    »Wirtschaftsexperten«, sagte Graeve sinnierend.
    »GoSolar«, flüsterte Louise.
    Die Tür flog auf, Henning Ziller betrat den Raum.
     
    Die Pause hatte nichts gebracht, die Atmosphäre war so angespannt wie zuvor, auch wenn Ziller strahlte, als wäre er soeben zum dritten Mal Vater geworden.
    »Wir sind uns also einig?«, fragte er, nachdem sie wieder Platz genommen hatten.
    »Worüber?«, fragte Graeve.
    »Dass Sie uns die Ermittlungen überlassen.«
    »Nein. Noch Tee?«
    »Unbedingt.«
    Ziller hob seine Tasse, Graeve schenkte nach. »Ein Vorschlag«, sagte er.
    Ziller klopfte mit dem Finger auf seine Uhr. »Viel Zeit bleibt nicht mehr, ich muss zurück nach Stuttgart.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber mir liegt viel daran, dass wir uns einig sind.«
    Graeve nickte.
    »Wir stehen ja auf derselben Seite. Ziehen am selben Strang. Haben dieselben Feinde.«
    »Wir wollen nach wie vor kooperieren«, sagte Graeve. »Sie erhalten sämtliche Ermittlungsergebnisse, die uns bislang vorliegen, Ihre Leute werden in die Soko integriert. Wir … «
    »Die
Soko
?« Zillers Stimme klang beunruhigt. Zum ersten Mal an diesem Morgen hatte die Fassade aus Selbstsicherheit Risse bekommen. »Sie wollen eine Soko aufrufen?«
    »Allerdings.« Graeve zählte an den Fingern ab. »Entführung eines Polizeibeamten mit Waffengewalt, illegales Eindringen auf ein Grundstück, illegale Telekommunikationsüberwachung,
ein der versuchten Tötung verdächtigter Flüchtiger vermutlich in unserem Zuständigkeitsbereich, Verdacht auf weitere, bislang unentdeckte Straftaten.«
    »Gut, gut, also
gut
.« Ziller hob die Hände, ließ sie einen Augenblick lang in der Luft schweben, dann fielen sie mit einem Klatschen auf seine Oberschenkel. »Vergessen wir für einen Moment, dass sich die Situation nur deshalb verschärft hat, weil die Kollegin Bonì abmahnungsrelevante Verstöße gegen Vorschriften begangen hat … « Er hielt inne, schien mit empörtem Protest von Louise oder ihren Vorgesetzten zu rechnen. Der Protest erfolgte nicht.
    »Weiter«, sagte Louise stattdessen. »Worum geht es, wenn es nicht um Esther Graf geht?«
    Zillers Augen wurden klein, seine Stimme leise. »Um die Sicherheit unseres Landes. Begreifen Sie das endlich? Um nichts weniger.«
    »Von welchem Land sprechen Sie?«, fragte Bermann.
    »Entschuldigung?«
    »Na, von Baden-Württemberg oder der Bundesrepublik Deutschland?«
    »Von der Bundesrepublik Deutschland selbstverständlich.«
    »Inwiefern geht es um die Sicherheit des Landes?«, erkundigte sich Graeve.
    Ziller breitete die Arme aus. »Ich bitte um Verständnis. Ich habe schon mehr gesagt, als ich hätte sagen dürfen.«
    Stille

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