Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
das nichts Ungewöhnliches. Viele Männer hatten keine Arbeit, lungerten einfach nur herum und vertrieben sich die Zeit mit Nichtstun. Doch irgendetwas an diesen Burschen ließ bei Gwen die Alarmglocken klingeln. Vielleicht lag es daran, dass sie vorhin noch nicht da gewesen waren. Vielleicht auch an dem Eindruck, dass sie auf sie warten würden.
Sie überlegte kurz, ob sie einen anderen Weg einschlagen sollte, doch dann musste sie sich eingestehen, dass ihr Orientierungssinn dafür nicht ausreichte.
Der vorderste der vier Männer war aufgestanden und schlenderte auf sie zu. Seine Haut war unrein und voller Pickel. Zwischen seinen Zähnen steckte ein Grashalm. Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch er verstellte ihr den Weg.
»Wohin denn so schnell, mein schönes Kind?«
»Nach Hause.«
»So, nach Hause. Und wo ist das?«
»Das geht dich gar nichts an. Lass mich vorbei.«
Noch einmal versuchte sie, ihn zu umgehen, und wieder trat er ihr in den Weg. Diesmal stieß er sie sogar vor die Brust.
»Du bist ganz schön unhöflich, weißt du das? Ich wollte nur ein bisschen mit dir plaudern.«
Gwen stellte die beiden Kannen ab und schob die Umhängetasche nach hinten. Jetzt hatte sie die Hände frei.
»Hoho. Seht euch das an. Die Kleine will raufen. Na, du bist aber ganz schön mutig, es mit uns vieren aufzunehmen. Hast du keine Angst, dass wir dir deinen hässlichen braunen Kittel vom Leib reißen und uns mal ansehen, wie es darunter aussieht?« Ein lüsternes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was ihn noch hässlicher aussehen ließ.
Jetzt kamen auch die restlichen drei herbei. Einer hatte Haare in Form einer Irokesenfrisur, der zweite trug einen Metallring in der Augenbraue, weshalb er einen ziemlich schiefen Blick hatte, dem dritten fehlten einige Zähne. Alle vier waren um die fünfundzwanzig und von Kopf bis Fuß tätowiert. Sie umrundeten sie wie Wölfe ein Schaf. Nur mit dem Unterschied, dass Gwen kein Schaf war.
Blitzschnell beugte sie sich vor und zog ihren Dolch. Die Männer wichen ein Stück zurück.
»Ich will keinen Streit«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Wenn ihr wollt, gebe ich euch etwas Milch und Schinken. Mehr ist nicht drin. Logan hat mir versichert, ich bekäme keine Schwierigkeiten, wenn ich allein gehe.«
»Logan, welcher Logan?« Der Kerl mit der unreinen Haut kam ihr so nahe, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er stank nach Alkohol. Die anderen zogen ihren Kreis enger.
»Du weißt genau, von wem ich spreche. Er dürfte wenig begeistert sein, wenn ich ihm erzähle, was hier los ist.«
»N… nimmst das M… Maul ja g… ganz schön v… voll«, stammelte der Typ mit der Zahnlücke. »W… willst wohl, d… dass wir d… dir ’ne Tracht Prügel v… verpassen.«
»Lass nur, Devin, die Braut ist es nicht wert, dass wir uns die Hände schmutzig machen«, sagte der Anführer. »Habe Weiber noch nie leiden können. Außerdem haben wir unsere Anweisungen. Ihr soll kein Haar gekrümmt werden. Also packt sie und bindet ihr die Arme hinter dem Rücken zusammen.«
»Anweisungen?« Gwen zog die Brauen zusammen. »Was für Anweisungen? Von wem?«
»Schnauze, Kleine. Und das Spielzeug da …«, er deutete auf den Dolch, »das solltest du lieber ganz schnell verschwinden lassen. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird, oder?«
Gwen spürte, dass die Schlinge enger wurde. Es gab keinen Ausweg, weder räumlich noch mit Worten. Sie konnte jetzt in Panik geraten oder sich darauf vorbereiten, die Sache auszufechten. Was hatte ihr Juna gesagt, was man tun sollte, wenn sich ein Kampf nicht vermeiden ließ?
Schlag schnell zu. Triff deinen Gegner hart und endgültig und bring ihn zu Boden, bevor er weiß, was los ist. Dann ist der Kampf zu Ende, ehe er richtig begonnen hat.
Ein Ratschlag von jemandem, der wusste, wie man kämpfte. Wenn sie Glück hatte und diese Arschlöcher wirklich so feige waren, wie sie hoffte, dann würden sie ohne ihren Anführer nicht weiterkämpfen.
Gwen nickte grimmig.
Mit einer Bewegung, die selbst nach ihren eigenen Maßstäben schnell war, sprang sie vor und ließ das Messer durch die Luft sausen. Der pockennarbige Kerl sah den Angriff kommen, reagierte aber zu spät. Die Klinge hinterließ eine blutige Schneise auf seiner Wange. Kreischend schlug er die Hände vors Gesicht und taumelte zurück. Gwen spürte, wie sich jemand von hinten näherte, und fuhr herum. Der Kerl mit dem Augenbrauenpiercing drang auf sie ein und umschlang sie mit seinen Armen. Der
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