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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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den drei goldenen Haaren«, »Sechse kommen durch die ganze Welt« und natürlich »Schneewittchen«, sein Lieblingsmärchen. So erwachsen er auch tat, wenn sie erzählte, wurde er wieder zu einem kleinen Jungen, der sie mit offenem Mund anstarrte und jedes ihrer Worte für bare Münze nahm.
    Abends, wenn die Arbeit vorbei war und sie alle zum Essen versammelt waren, wurde es gemütlich. Dann spielte Logan auf seiner Laute, und man tauschte die Neuigkeiten des Tages aus. Noch immer zeigte sie Logan die kalte Schulter. Nicht, weil sie wirklich böse auf ihn war – in ihrem Herzen hatte sie ihm schon lange verziehen –, aber sie konnte auch nicht über ihren Schatten springen. Was er getan hatte, war nicht in Ordnung gewesen, und sie wartete immer noch auf den richtigen Zeitpunkt, um mit ihm darüber zu reden.
    Eines war klar: Sowohl der Handelsfürst als auch Cedric waren nicht gut auf ihn zu sprechen. Beide hatten es Logan nicht verziehen, dass er ihnen ihre Beute abspenstig gemacht hatte. Stollberg mochte vielleicht einsichtig sein, schließlich hatte er schon genug Frauen, aber für Cedric musste die Aktion wie Verrat wirken. Alle spürten, dass die Rechnung dafür noch folgen würde. Der Gedanke an seinen kalten, fischigen Blick jagte Gwen Schauer über den Rücken. Er war so ganz anders als Logan. Kalt, hart und grausam. Wie eine schimmernde Klinge im Morgentau. Und so ruhte ihre einzige Hoffnung darauf, dass er sich nicht trauen würde, Hand an sie zu legen, solange sein Vater noch am Leben war.
     
    Am darauffolgenden Tag war es endlich so weit, dass Gwen den Mut aufbrachte, sich allein auf den Weg Richtung Westen zu machen. Weder Logan noch Dachs hatten an diesem Morgen Zeit. Sie mussten beide in der Werkstatt helfen, weil Gunnar sie zur Vollendung der Rüstung brauchte.
    Gwen band sich ein Kopftuch über ihre Haare und legte einen einfachen braunen Umhang an, dann folgte sie dem Weg, den Logan ihr auf einem Zettel eingezeichnet hatte. Zwischen den beiden Wohntürmen hindurch, am alten Schrottplatz vorbei und immer geradeaus über die staubige Straße.
    Bauer Steffens gehörte ein kleiner Viehhof etwa zwei Kilometer außerhalb der Stadt, und wie man so hörte, lief der Betrieb nicht schlecht. Sie wollte Fleisch, Milch und etwas Käse kaufen und etwas Rinderurin für Gunnars kranke Hand besorgen.
    Sie ging zügig, aber ohne Hast, bog an den entscheidenden Stellen ab und erreichte etwa zwanzig Minuten später ihr Ziel.
    Der Hof war leicht zu finden. Gwen atmete auf, als sie die Häuserschluchten verließ und das freie Land um sich herum sah. Das Leben zwischen den Wohnsilos war einfach nicht ihre Sache. Gewiss, die Gebäude wirkten auf sie nicht mehr ganz so einschüchternd wie zu Beginn, doch das Gefühl der Enge und des Eingesperrtseins wollte nicht verschwinden. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie sich nach der Schönheit und dem Licht Glânmors zurücksehnte. Trotzdem: Das Leben hier war eigentlich ganz annehmbar. Zum Teil war das wohl auch der Tatsache geschuldet, dass es außer ihr noch andere Frauen im Clan gab. Logan hatte berichtet, dass der Steinerne Turm dem weiblichen Geschlecht gegenüber recht aufgeschlossen war. Aufgeschlossener jedenfalls als die Tiefenwalder oder die Eisengießer, wo Frauen per Gesetz verboten waren. Hier durften sie sich sogar frei bewegen, auch wenn dieses Recht kaum in Anspruch genommen wurde. Die Frauen, die hier lebten, waren zurückhaltend und scheu. Gwen hatte ein paar von ihnen aus der Ferne gesehen, doch zu einer Unterhaltung war es nie gekommen. Dabei war sie sehr daran interessiert, zu erfahren, was die Frauen hierher verschlagen hatte und wie ihr Leben verlief.
    Immerhin blieb ihr die Gewissheit, dass ihr Aufenthalt hier auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt war und sie in nicht allzu ferner Zukunft wieder nach Hause dürfte.
     
    Bauer Steffens war ein wettergegerbter, grobschlächtiger Mann, der für sein Alter erstaunlich fit wirkte. Er begrüßte Gwen mit Handschlag und zeigte ihr seinen Hof. Die Rinder waren in einem guten Zustand, und was er anzubieten hatte, gefiel ihr. Dass sie eine Frau war, schien ihn nicht zu stören, und auch was den Preis betraf, wurde man sich rasch einig.
    Die Umhängetasche mit Fleisch, Butter und Käse gefüllt, rechts und links je eine Kanne mit Milch und Rinderurin, trat Gwen den Rückweg an.
    Sie hatte die Stadtgrenze noch nicht erreicht, als ihr ein paar Gestalten auffielen, die am Wegesrand hockten. An sich war

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