Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Flugmaschine und floh nach Westen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört …«
»Eine unglaubliche Geschichte.« Logan schüttelte den Kopf. Ihm war plötzlich der Wanderer wieder eingefallen. Auch er war aus dem Westen gekommen.
Gwen wusste eine ganze Menge. Was der Inquisitor wohl dazu sagen mochte, wenn er wusste, dass sie hier war? Vermutlich würde er Ross und Reiter in Bewegung setzen, um sie in die Finger zu bekommen. Ein Grund mehr, sie möglichst schnell von hier fortzuschaffen.
Sie warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Was ist los, du siehst so sorgenvoll aus.«
»Mmh …?« Logan schrak aus seinen Gedanken. »Oh, nichts. Ich musste nur daran denken, wie merkwürdig es manchmal auf der Welt zugeht. Wie viele Zufälle es gibt und was für seltsame Umstände zwei Menschen zusammenführen. Es gibt Momente, da könnte man wirklich an einen Plan glauben.«
Gwen warf ihm einen schrägen Blick zu. »Du wirst mir doch nicht religiös werden.«
Logan grinste. »Nein, keine Sorge. Mit Religion habe ich nicht viel am Hut. Bringt nichts als Scherereien. Trotzdem … manchmal ist es schon seltsam. Ich musste gerade an den Wanderer denken, den ich oben auf dem Turm gefunden habe. Er hatte das hier bei sich.«
Er holte das kleine Radio aus seiner Tasche und zeigte es Gwen. Gunnar hatte ihm gesagt, dass es ein ganz besonderer Schatz sei, auf den er gut achtgeben solle.
»Was ist das?«
»Mein Vater sagt, das sei ein
Radio.
Früher muss es davon Tausende gegeben haben, doch heute existieren nur noch wenige. Das Problem ist, sie funktionieren mit etwas, das
Strom
heißt, siehst du?« Er öffnete das sogenannte
Batteriefach.
Darin lagen zwei fingerdicke Metallzylinder.
»Bei diesem hier reicht der Strom noch aus. Eine große Seltenheit, wenn man meinem Vater glauben darf.«
»Und was macht es?«
Logan drehte an einem Knopf, und mit einem Knacken wurde das Gerät lebendig. Gwen zuckte zurück.
»Keine Sorge, es ist harmlos. Das grüne Licht sagt nur, dass noch genug Strom da ist. Angeblich soll man damit Stimmen empfangen können, bisher ist mir das aber noch nicht gelungen. Allerdings habe ich es auch noch niemals in der Nacht versucht. Wollen wir es mal probieren?«
Ihr Lächeln hatte etwas Unsicheres. »Wenn du meinst …«
Er zog den Stab heraus, den sein Vater
Antenne
getauft hatte, und drehte an dem Regler. Wie schon gestern und auch die Tage davor empfing ihn gleichförmiges Rauschen. Ganz langsam bewegte er den Regler erst an das eine Ende der Skala, dann an das andere. Nichts.
»Mein Vater sagt, wenn es irgendwo auf der Welt noch Menschen gäbe, dann könnten sie sich hiermit verständigen. Alles, was man dazu brauche, sei ein Sender und ein Empfänger.«
»Und das hier ist ein Empfänger, richtig?«
»Genau. Warte mal, ich glaube, da war etwas.« Er drehte den Knopf ein kleines Stück zurück. Das Rauschen veränderte seine Tonlage. Es wurde höher, dann verwandelte es sich in eine Art Pfeifen oder Quietschen. Er ging näher mit seinem Ohr heran. Über dem Pfeifen war etwas anderes zu hören. Seine Augen leuchteten.
»Hörst du das?«
»Ja. Klingt wie Stimmen, oder?«
Er nickte. »Möglich. Aber ich verstehe sie nicht.«
»Eine andere Sprache?«
»Wer weiß. Cedric erzählte, der Wanderer habe gesagt, dass man hin und wieder Menschen aus anderen Teilen der Welt hören könnte. Menschen, die in fremden Sprachen sprechen und fremde Sitten pflegen.«
»Wie weit weg?«
Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Hunderte, vielleicht Tausende von Kilometern.«
»Ob es wohl bei ihnen ebenso aussieht wie bei uns?«
Er sah sie an. »Was meinst du?«
»Na ja … ob Männer und Frauen dort auch getrennt leben? Weißt du, ich habe mir deine Mappe angesehen, und ich habe den Eindruck, dass diese Bilder nicht sonderlich alt sind. Zehn, vielleicht zwanzig Jahre. Also, entweder hat die Katastrophe dort nicht so schlimm gewütet wie bei uns, oder …«
»Oder was?«
Sie zögerte, dann sagte sie: »Hast du schon mal von etwas gehört, das
Virus
genannt wird?«
»Virus?« Er überlegte, schüttelte dann aber den Kopf. »Was soll das sein?«
»Weißt du, ich habe mit zwei klugen, alten Frauen in Glânmor gesprochen, und beide meinten, die Feindschaft zwischen Männern und Frauen hinge damit zusammen. Angeblich sei es eine Krankheit. Etwas, das uns zwingt, einander zu hassen.«
»Blödsinn. Ich hasse dich doch nicht.«
»Ich rede auch nicht von uns, sondern von den Menschen allgemein.
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