Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
einander mit Steinbrocken bewarfen, wobei allerdings nur noch ihre Köpfe und Arme aus dem grünen Bewuchs herausragten. Die Hütte selbst war einfach, aber komfortabel. Ein paar Stühle, zwei Schränke, ein Bett und ein Regal. Es gab sogar eine Kochnische mit Holzofen sowie etliche Pfannen und Töpfe.
»Das Bett ist zu schmal für uns beide«, sagte Arkana mit fachkundigem Blick. »So unruhig, wie du schläfst, bekomme ich hier kein Auge zu.«
»Dann werde ich mir einfach auf dem Boden ein Lager machen«, sagte Claudius. »Sieh mal, hier sind jede Menge Decken und etwas, das wie eine Strohmatte aussieht. Keine Sorge, du musst nicht mit mir teilen, es sei denn, du möchtest das.« Er warf ihr einen hungrigen Blick zu.
»Wir können uns auch abwechseln. Im Gegensatz zu dir habe ich keine Probleme mit dem Rücken, du alter Lüstling.« Sie lachte und gab ihm einen Klaps auf den Po. »Was ist das hier eigentlich?«
»Das? Oh, das wird dir gefallen. Es ist ein Grammophon, ein Schatz aus der guten alten Zeit. Ben steht auf diese Dinger. Soweit ich weiß, hat er bei sich zu Hause noch so eins. Wollen doch mal sehen, ob es noch funktioniert.« In einem Fach nebenan standen etliche quadratische Papphüllen mit Bildern und Schriftzeichen darauf. Claudius wählte eine davon aus, entnahm ihr eine runde schwarze Scheibe und legte sie auf den entsprechenden Teller. Dann betätigte er eine Kurbel, hob den schwenkbaren Arm auf die Scheibe und trat einen Schritt zurück. Zuerst waren nur Knacken und Knistern zu hören, doch dann erklang aus dem trichterförmigen Aufsatz Musik. Ein einzelner Ton, der aufstieg und zu einer einfachen, aber schönen Melodie anwuchs. Schon bald gesellten sich weitere Instrumente hinzu; sie nahmen die federleichte Melodie an- und abschwellender Akkorde harmonisch auf und führten sie weiter. Ein kunstvolles Gebilde aus Noten. Es war so wunderschön und zerbrechlich, dass ein einziger störender Laut es zum Einsturz gebracht hätte. Die Musik war so anders als die, die in Glânmor gespielt wurde, und Arkana fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Was ist das?«, fragte sie mit verschwommenem Blick.
»Das Konzert in A-Dur für Klarinette und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart, 2 . Satz. Ich mochte dieses Stück immer besonders gern. Kaum zu glauben, dass es bereits dreihundert Jahre alt ist, oder?«
»Es ist wunderschön«, flüsterte Arkana.
Die Hütte kam ihr mit einem Mal wie verzaubert vor. Während der langen Wanderung hierher hatte sie sich oft gefragt, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, zu fliehen. Ob es nicht besser gewesen wäre, zu bleiben und sich zu stellen. Aber ihr Traum hatte an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriggelassen. Wenn es stimmte, was sie gesehen hatte, so wären Claudius und sie jetzt tot. Hingerichtet auf dem Scheiterhaufen von Glânmor. Opfer eines sinnlosen Krieges.
Sie wischte die Tränen aus ihren Augen und hob das Kinn. »Komm«, sagte sie. »Lass uns Feuerholz und etwas zu essen besorgen. Heute Abend wollen wir unsere neugewonnene Freiheit feiern.«
46
C edrics Wut war kalter Entschlossenheit gewichen. Was er zu tun gedachte, würde Staub aufwirbeln, so viel war klar. Aber es gab jetzt kein Zurück mehr. Er wollte Logans Hochmut brechen, ihm das Siegerlächeln aus seinem Gesicht fegen. Die Informationen, die man ihm in die Hände gespielt hatte, ließen viele Dinge in einem anderen Licht erscheinen.
Von wegen strahlender Sieger und Held des Clans. Logans Verhalten erfüllte alle Bedingungen eines Hochverrats.
Schon bald würde sein Stern so weit gesunken sein, dass niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte.
Cedric hatte nicht vergessen, wie Logan ihn behandelt hatte. Vor allen Versammelten hatte er ihn wie einen Trottel aussehen lassen. So etwas ließ er sich von niemandem bieten – nicht mal von seinem Vater. Demütigungen hatten die Eigenschaft, irgendwann auf einen zurückzukommen.
Seine Begleiter bestanden aus einer handverlesenen Gruppe von Männern, die keine Lust mehr hatten, sich von Corbin herumkommandieren zu lassen. Beinharte Söldner, die danach dürsteten, an der Seite des Inquisitors in den Krieg zu ziehen. Für ihre Leistung erwarteten sie natürlich Gold und Privilegien, doch darüber würde Cedric schon bald im Übermaß verfügen. Sein Vater würde schließlich nicht ewig leben. Und sobald er an der Reihe war, würden sich hier die Dinge ändern.
Die Sonne ging gerade über den Dächern der Siedlung auf,
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