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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Er
durfte
keine Freunde haben. Er konnte es sich nicht leisten, dass Gefühle sein Urteilsvermögen beeinträchtigten. Objektivität, das war es, was einen Warlord auszeichnete. Und genau diese Objektivität war nötig, wenn er herausfinden wollte, was tatsächlich geschehen war.
    Ein kleiner Teil in ihm hoffte inständig, dass alles nur ein Missverständnis war. Dass Cedric sich vielleicht unklar ausgedrückt und Gunnar etwas falsch verstanden hatte. Es war ein Hoffnungsschimmer, doch er tendierte gegen null. Wenn er eines über seinen Sohn wusste, dann, dass nichts, was Cedric tat, aus Zufall geschah. In seinem ganzen Leben war er noch keinem so berechnenden Menschen begegnet. Manchmal kam es ihm vor, als habe ihm ein Kuckuck ein Ei ins Nest gelegt, als habe man seinen richtigen Sohn fortgenommen und ihm stattdessen dieses Küken anvertraut, das alles, was er aufgebaut hatte, zerstörte.
    Ein Geräusch an der Tür, ein zaghaftes Klopfen.
    »Herein!«
    Corbin erschien und neigte seinen Kopf. »Euer Sohn ist hier, Sir. Er möchte mit Euch sprechen.«
    »Das trifft sich gut. Schick ihn rein!«
    Die Tür schwang auf, und Cedric betrat den Raum. Er hatte Verfärbungen im Gesicht – Schlagspuren. Dieser Punkt in Gunnars Erzählung entsprach schon mal der Wahrheit. Doch trotz seiner Blessuren wirkte Cedric arrogant, selbstsicher, kalt.
    Corbin zögerte. »Benötigt Ihr noch etwas, Herr?«
    »Nein. Schließ die Tür und lass uns allein. Und egal, was du hörst, komm nicht herein.«
    Der Hauptmann der Garde sah einen Moment lang verwundert aus, dann nickte er und neigte sein Haupt. »Wie Ihr befehlt, Herr.«
    Alexander wartete, bis die Tür geschlossen war, dann wandte er sich an seinen Sohn: »Komm näher, Cedric. Wo warst du? Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Cedric erwiderte nichts. Er steuerte den Tisch mit der Obstschale und den Getränken an, trank ein Glas Holunderwasser, verspeiste eine Birne und ließ sich dabei viel Zeit.
    »Wie ich sehe, waren Gunnar und Logan bereits bei dir«, sagte er, als sein Blick auf die Rüstung fiel. »Ein Jammer. So eine wunderbare Arbeit, ganz umsonst.«
    »Ich habe dich etwas gefragt.«
    »Was denn? Ach so – das.« Cedric strich über seine geschwollene Lippe. »Eine kleine Meinungsverschiedenheit. Wie es der Zufall so wollte, ging es dabei genau um diese Rüstung.«
    Alexander spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Ruhig bleiben, sagte er sich. Du musst ruhig bleiben – auch wenn es schwerfällt. Dieses oberflächliche Getue, dieses lauernde Taktieren, das war genau das, was er an Cedric nicht ausstehen konnte.
    »Hör auf, um den heißen Brei herumzureden, und erzähl mir, was passiert ist. Du hast eine Rüstung anfertigen lassen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen?«
    Cedric riss vor Überraschung die Augen auf. »Aber nein. So war es gar nicht. Ich habe Gunnar nur gesagt, wie sehr ich seine Arbeit bewundere und dass ich mir irgendwann gerne mal so eine Rüstung anfertigen lassen würde. Aber das war kein Auftrag. Ein dummes Missverständnis, nichts weiter. Schade, dass es deswegen jetzt so einen Ärger gibt.«
    Alexander runzelte die Stirn. Sein Gefühl sagte ihm, dass Cedric log.
    »Weswegen warst du überhaupt bei ihm?«
    Cedric aß in aller Seelenruhe noch eine Birne.
    »Ich musste mir über ein paar Dinge klarwerden. Informationsbeschaffung, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, ich verstehe nicht!«, brüllte Alexander. »Was ich von dir zu hören bekomme, ist ein Haufen Scheiße, der mich zu dem Schluss kommen lässt, dass du komplett den Verstand verloren hast. Gunnar ist einer meiner treuesten und zuverlässigsten Untertanen. Er war nie auffällig und hat immer seine Abgaben bezahlt. Er würde mich nie betrügen. Dass sein Sohn für mich und unsere Männer sein Leben riskiert und unserem Clan zu Ansehen und Respekt verholfen hat, davon will ich gar nicht erst reden. Die beiden genießen mein vollstes Vertrauen. Es gehört mehr als das fadenscheinige Wort meines verzogenen Sohnes dazu, um dieses Vertrauen zu erschüttern. Also, willst du mir jetzt endlich erzählen, was vorgefallen ist, oder soll ich dich die Rüstung anziehen lassen und schauen, ob sie dir passt? Vielleicht hilft dir ja eine ordentliche Tracht Prügel wieder auf die Sprünge.«
    Zum ersten Mal war in Cedrics Blick so etwas wie Unsicherheit zu sehen. Ein kurzes Aufflackern, das aber gleich wieder verschwand.
    »Du willst mich schlagen? Reicht es

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