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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Lippen aufeinander.
    »Oh, aber was frage ich? Natürlich bist du das. Genau wie ich.« Seine Stimme klang brüchig. »Einmal. Ein einziges Mal war ich schwach. Ich erlaubte dem Teufel, von mir Besitz zu ergreifen, und tat etwas, was ich niemals hätte tun dürfen. Die Folgen waren katastrophal.« Er stammelte, wurde leiser, dann brachen seine Worte ab. Gwen bemerkte ein Schimmern in seinem Auge, war sich jedoch nicht sicher, ob es wirklich Tränen waren. Genauso gut konnte es an der schwachen Fackel liegen. Als er bemerkte, dass sie ihn ansah, wandte er sich von ihr ab. Es dauerte nur einen Moment, dann erschien wieder das kalte, unbarmherzige Antlitz.
    »Hexen«, sagte er. »Ihr seid doch alle gleich. Ihr glaubt, eure Zauberkräfte würden überall wirken, selbst hier in den heiligen Hallen meiner Vorväter. Aber ich bin gewappnet. Noch einmal lasse ich mich nicht verführen, hörst du? Nicht noch einmal!« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Krypta.
    Gwen zitterte.
    Der Inquisitor war tatsächlich genauso wahnsinnig, wie gemunkelt wurde. Nein, schlimmer noch. Es war eine Form kontrollierten Wahnsinns, die es ihm ermöglichte, noch immer klare Gedanken zu fassen. Eine furchtbare Mischung. Männer wie er hatten damals die Welt regiert. Sie blickte ihm hinterher und zweifelte, ob sie die nächsten Stunden überleben würde.
     
    Marcus Capistranus eilte die Stufen hinauf. Sein Kammerdiener empfing ihn im Altarraum.
    »Alles in Ordnung, Euer Eminenz? Ihr wirkt besorgt.«
    »Natürlich bin ich besorgt, Idiot. Wir beherbergen eine Hexe unter unserem Dach. Ich hatte schon beinahe vergessen, über welche Kräfte diese Wesen verfügen. Um ein Haar wäre es ihr gelungen, mich in ihren Bann zu zwingen. Nur mein starker Glaube konnte mich schützen.«
    »Soll ich sie in ein anderes Quartier verlegen lassen?«
    Capistranus schüttelte den Kopf. »Lass sie, wo sie ist. Der Einfluss dieses Tempels wird ihre Kräfte schwächen.« Er ging in Richtung seiner Privaträume. »Was mag Cedric wohl damit bezwecken, mir ein solches Geschenk zu machen?«
    »Warten wir’s ab. Der Anführer der Garde sagte, dass sie Euch Informationen zu dem Angriff auf die Raffinerie geben könnte. Ich habe allerdings meine Zweifel. Sie ist keine Kriegerin.«
    »Nein, ist sie nicht. Doch wir sollten sie nicht unterschätzen. Sie verfügt über einen starken Willen. Einen Willen, der uns Männer schwächt und es schwermacht, ihr zu widerstehen. Aber du hast recht, wir werden mehr erfahren, sobald Cedric hier eintrifft. Lass die Instrumente vorbereiten. Ich werde die Hexe heute Abend einem Verhör unterziehen. Starker Wille hin oder her, ich werde schon herausbekommen, was ich wissen will. Und wenn ich ihr dafür die Haut Stück für Stück abziehen muss.«
    *
    Cedric und seine Männer waren fort, die Fährte war kalt. Die Zeit, die er mit der Wache vertrödelt hatte, war ausreichend für sie gewesen, in dem Gewimmel von Straßen und Gebäuden unterzutauchen. Selbst nach intensivem Suchen gelang es Logan nicht, ihre Spur zu finden. Doch ihm war klar, dass sie Gwen zur schwarzen Kathedrale bringen würden. Fand er sie, fand er auch Gwen – und den Inquisitor. Er richtete sich im Sattel auf und blickte geradeaus.
    Vor ihm lag ein Platz, von dem aus Straßen in verschiedene Richtungen abgingen. Ein ovales Rund, ein steinerner Torbogen und viele Gebäude. Überall waren Geschäfte, die jedoch schon vor langer Zeit zerstört und geplündert worden waren. Unkraut überwucherte die Fassaden. Efeu, Brombeeren und Haselnusssträucher sprossen aus allen Winkeln, und aus der Kanalisation wucherte wilder Wein. Die guten Zeiten lagen lange zurück. Überall zeugten zerbrochene Fensterscheiben, schief hängende Schrifttafeln und vernagelte Eingänge von dem Reichtum, der hier einst geherrscht hatte.
    Logan lenkte Halla vorsichtig um die verbeulten Autos herum. Er kam nur langsam voran, denn er wollte verhindern, dass sich seine Stute an den vielen Dosen und Splittern verletzte.
    Er war noch niemals in der Stadt gewesen. Natürlich kannte er die Berichte und Erzählungen – er hatte sie wie Milch aufgesogen –, doch sie kamen bei weitem nicht an die Wirklichkeit heran. Trotz Elend und Verfall hatte der Ort etwas Magisches. Eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit lagen über den Dächern. Genau wie bei dem Märchen von Dornröschen, das Gwen ihnen erzählt hatte. Das alte Schloss, die schlafenden Bediensteten, die meterhohe Dornenhecke, es passte

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