Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
»Meine Dienerin Zoe hütet immer noch meine Gemächer. Ich muss ihr Bescheid geben, dass wir wohlbehalten angekommen sind und dass es uns gutgeht.«
»Ich denke, das lässt sich bewerkstelligen«, sagte Benedikt. »Das System mit den Brieftauben funktioniert ganz gut, auch wenn ich sehr vorsichtig sein muss. Wenn du möchtest, kannst du mir eine Notiz schreiben, ich werde sie dann mitnehmen.«
»Danke«, sagte Arkana. »Claudius hat nicht übertrieben. Du bist ein guter Mensch.«
Auf Benedikts Gesicht erschien ein gequältes Lächeln. »Sag das nicht. Ich war nicht immer so. Als ich jung war – während der Dunklen Jahre –, habe ich schlimme Dinge getan. Dinge, die mich immer noch verfolgen, selbst nach all den Jahren.«
»Ja, aber das waren andere Zeiten. Ich bin sicher, jeder hätte damals so gehandelt. Außerdem bist du inzwischen ein anderer.«
»Ich versuche es«, sagte der Abt. »Im Glauben habe ich Zuflucht und Hoffnung gefunden. Er hilft mir dabei, Gut von Böse zu unterscheiden und den rechten Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Auch wenn das Ende bereits in Sichtweite ist. Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin müde. Alt und müde. Ich sehne mich nach den Freuden des Paradieses.«
»Was redest du da«, sagte Claudius, brach sich ein Stück Brot ab und bestrich es mit Butter. »Du wirst sicher hundert Jahre alt und noch miterleben, wie dieser Krieg endet. Apropos: Wie entwickeln sich die Dinge in der Stadt?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Benedikt. »Seit dem Vorfall mit David und Juna gehöre ich nicht mehr zum engsten Beraterstab. Es geht aber das Gerücht, dass der Inquisitor einen Gegenschlag plant. Doch was das genau ist und wann er stattfinden soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Erzählt mir lieber, wie es euch geht und wie ihr aus der Stadt fliehen konntet. War es nicht furchtbar, so viele Jahre in Gefangenschaft zu leben?«
»Nicht an der Seite dieser Frau«, sagte Claudius mit liebevollem Blick. »Sie war es, die mich gerettet hat, und ich wäre mit ihr zu den Pforten der Hölle gegangen, wenn ich gemusst hätte. Durch sie habe ich gelernt, was es bedeutet, jemanden zu lieben. Eine Erfahrung, die Marcus Capistranus noch nicht gemacht hat. Ich bin sicher, er würde sonst über viele Dinge anders denken.«
»Da magst du recht haben«, sagte Benedikt, »auch wenn ich glaube, dass es für ihn jetzt zu spät ist. Er ist so gefangen in seiner Welt aus Furcht und Hass, dass er nur noch Feinde um sich herum sieht.«
»Für Liebe ist es nie zu spät«, sagte Claudius nachdenklich. »Vielleicht, wenn ich mal mit ihm reden würde?«
Arkana sah ihren Mann mit großen Augen an. »Du willst zum Inquisitor?«
»Der Gedanke ging mir durch den Kopf, ja. Er würde mich bestimmt wiedererkennen.«
»Aber er glaubt doch, die Hexen hätten dich damals getötet.«
»Ebendeswegen. Mein Anblick würde ihm vielleicht den Hass nehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob es funktioniert, aber es wäre eine Option, das Ruder doch noch herumzureißen.«
Benedikt blickte zweifelnd. »Du kennst ihn nicht. Er hat sich sehr verändert seit damals. Er ist nicht mehr derselbe.«
»Das sind wir alle nicht. Aber er war mal mein Freund. Ich bin überzeugt, dass tief in ihm noch ein guter Kern steckt, und vielleicht bin ich der Einzige, der noch an ihn herankommt. Wenn ich merke, dass ein Krieg unausweichlich geworden ist, werde ich mit ihm reden. Ich muss es versuchen.«
54
D ie Barrikade erstreckte sich von einer Straßenseite zur anderen. Sie war etwa drei Meter hoch, fugenlos aus übereinandergestapelten Autos errichtet und mit einem einzigen Tor in der Mitte. Eine ebenso einfache wie sichere Konstruktion. Nicht mal ein Kaninchen würde hier ungesehen durchkommen.
Logan beobachtete durch sein Fernglas, wie Cedric und seine Männer das Tor passierten. Sie sprachen mit dem Posten, zeigten ihm irgendwelche Dokumente und überreichten Geschenke. Nach einem längeren Gespräch schlossen sich fünf Mitglieder der Stadtwache an und eskortierten Cedric und seine Männer weiter ins Stadtinnere. Den zwei zurückbleibenden Wachen war anzusehen, dass sie keine Lust hatten, die Stellung alleine zu halten.
Logan steckte das Fernglas weg und ging zurück zu seinem Pferd. Er musste sich beeilen, wenn er den Anschluss nicht verlieren wollte. Einen kurzen Moment lang überlegte er, ob es ratsam wäre, zu versuchen, sich über die Seitenstraßen ins Innere zu schlagen, doch er verwarf den Gedanken wieder. Erstens
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