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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Sie schaute Gwen tief in die Augen. Was sie sah, schien sie zufrieden zu stimmen. »Ich denke, das war es«, sagte sie. »Selbst vor dem Hintergrund, dass du durchgefallen bist. Du musst lernen, deine Gefühle auszublenden. Lass den Verstand deine Arbeit tun. Verstand und Gefühl, vor diesem Zwiespalt wirst du immer wieder stehen, dein ganzes Leben lang. Ich habe Heilerinnen erlebt – gute Heilerinnen –, die es nicht verkraftet haben, bei einer Behandlung zu scheitern. Ich selbst wollte meiner besten Freundin helfen und schaffte es nicht. Trotz all meines Wissens, trotz all meines Könnens starb sie mir unter den Händen weg. Ich stand vor der Frage, ob ich so weitermachen könne – und ich habe diese Frage nach einer Weile mit
Ja
beantwortet. Damit habe ich unzähligen Frauen das Leben gerettet. Frauen, die ohne meine medizinischen Kenntnisse gestorben wären.« Sie lächelte. »Auch du stehst jetzt an diesem Punkt. Du bist zwar noch keine Heilerin, aber du könntest eine werden. Eine der besten. Wenn es dir gelingt, deine Gefühle unter Kontrolle zu bringen und den Verstand deine Arbeit tun zu lassen, dann werden die Göttinnen ihre schützenden Hände über dich halten.«
    Gwen rührte gedankenverloren in ihrer Tasse. Sie spürte, dass es stimmte, was Magda da sagte. Aber warum musste es so verdammt weh tun?
    Trotzig wischte sie eine Träne fort und sagte: »Ich werde mich bemühen, versprochen. Beim nächsten Mal werde ich nicht versagen.«
    Als Magdalena lächelte, war es, als wäre die Sonne aufgegangen. »Dann freue ich mich, dir mitteilen zu dürfen, dass ich in Abstimmung mit den anderen Eiren deinen Prüfungstermin vorgezogen habe. Du wirst nicht erst in einem Jahr antreten, sondern bereits in sechs Monaten. Ein wenig habe ich das auch aus Eigennutz getan. Wer weiß, wie lange ich noch lebe. Und ich will doch unbedingt deine Erhebung in den Stand der Heilerinnen miterleben.« Sie griff in die Innentasche ihrer Kutte. »Hier ist übrigens noch ein kleines Dankeschön von Freya an Füchschen. Sag ihr, sie habe sich sehr über die Maus gefreut und möchte sich gerne mit einem kleinen Geschenk revanchieren.« Magdalena stellte ein Töpfchen Sahne auf den Tisch und stand dann auf. »Ich weiß, wie schwer das alles für dich ist, Gwen. Aber glaub mir, die Zeit heilt alle Wunden, selbst die, die nach außen hin nicht sichtbar sind. Und ich bin sehr stolz auf dich.« Sie drückte Gwen einen Kuss auf die Stirn und ging dann zum Ausgang. Ehe sie durch die Tür entschwand, drehte sie sich noch einmal um. »Oh, das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen. Ich habe vorhin mit Arkana gesprochen. Die Hohepriesterin wünscht, dich zu sehen. Übermorgen im großen Tempel, abends nach dem Gebet.« Sie warf Gwen einen bedeutsamen Blick zu. »Ich könnte mir vorstellen, dass du einige Fragen an sie hast, also komm nicht zu spät.«

9
    A lexander bewohnte einen der kleineren Türme etwas abseits des Stadtzentrums. Während die großen Wohnsilos in ihrer Blütezeit achthundert bis tausend Menschen Platz geboten hatten, umfassten die kleineren nur etwa fünfzig oder sechzig Wohnungen, verteilt über acht Stockwerke. Der Turm des Warlords hatte während des Zusammenbruchs erhebliche Schäden davongetragen. In der Mitte, etwa auf Höhe des vierten und fünften Stocks, musste eine Granate eingeschlagen sein, die beinahe die gesamte Zwischenebene herausgesprengt hatte. Logan fand es schwer, sich vorzustellen, welche Art Waffe zu so etwas in der Lage war, aber damals war einiges anders gewesen. Das enorme Loch war mit Holzplanken und Eisenstreben repariert worden und beherbergte nun das Hauptquartier des Clans. Von außen wirkten die Metallplatten und Holzverschalungen etwas provisorisch, aber man munkelte, dass sich dahinter eine prächtige Halle verbarg, die alles in den Schatten stellte, was man von normalen Wohneinheiten gewohnt war.
    Weder sein Vater noch sein Bruder, noch sonst jemand, den er kannte, hatte sie jemals betreten. Alexander galt als paranoid; er misstraute jedem, den er nicht persönlich kannte. Aus Furcht vor Attentätern verließ er sein Lager nur zu besonderen Gelegenheiten. Das Heuertfest war eine davon.
    Logan war etwa auf zwanzig Meter an das Gebäude herangekommen, als zwei Wachen aus den Schatten traten und ihm den Weg verstellten. Beide Männer waren um die eins neunzig groß und von Kopf bis Fuß tätowiert. Alexanders Leibwache, wie er an den Insignien auf dem Schultertuch erkennen konnte: Rose

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