Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
ist das Einzige, was zählt.«
»Ich freue mich, dass ich dem Warlord und Euch dienen konnte. Wenn es in meiner Macht gestanden hätte, wäre der Sieg ehrenvoller ausgefallen, aber manchmal laufen die Dinge eben nicht so, wie man sich das wünscht.«
»Nun stell dein Licht mal nicht so unter den Scheffel«, sagte Cedric, während er ihn durch die Tür führte. »Ein Sieg ist ein Sieg. Ich würde mich da nicht von moralischen Bedenken leiten lassen, das macht die Dinge nur unnötig kompliziert.«
»Wie Euer Lordschaft meinen«, erwiderte Logan vorsichtig.
»Lass doch den Quatsch mit
Euer Lordschaft.
Ich bin Cedric und du Logan, in Ordnung? Abgesehen davon bin ich jünger als du. Wenn du mir also das
Du
anbietest, dürfte ich nicht ablehnen.«
»Von mir aus gerne.« Logan versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nur halb. Er wollte nicht mit Cedric befreundet sein, hütete sich aber, dem Sohn des Warlords zu widersprechen. Cedric sei verschlagen, hieß es. Eine Schlange. Er würde seine eigene Mutter verspeisen, wenn es ihm zum Vorteil gereichte. Dieser Junge trieb ihm Schauer über den Rücken.
»Hast du schön gefeiert?«, fragte Cedric mit lüsternen Blicken, während er Logan durch einen Flur in den hinteren Teil des Gebäudes führte.
»Nun … ja, schon. Das war auch der Grund für meine Verspätung. Bitte verzeih, dass ich nicht frisch umgezogen bin, aber ich fürchte, ich habe gestern wohl etwas zu viel von diesem selbstgebrannten Wacholderschnaps erwischt. Dein Leibwächter war so gut, mir mit einem Umhang auszuhelfen.«
»Ja, der nette Corbin. Immer edel und hilfsbereit.« Cedric schnalzte sarkastisch mit der Zunge. »Mein Vater schätzt ihn sehr, mir ist er zu anbiedernd. Ein guter Krieger, ganz ohne Zweifel, aber niemand, mit dem man große Pläne in die Tat umsetzen kann, wenn du weißt, was ich meine. Zu
ritterlich.
« Seine wulstigen Lippen verzogen sich zu einem unangenehmen Grinsen. Logan hatte keine Ahnung, von was für Plänen er sprach, aber die Worte hatten einen unangenehmen Beigeschmack.
»Warst du schon mal Gast bei uns?«, fragte Cedric. »Nicht? Na, dann wird es aber höchste Zeit. Du bist sicher schrecklich neugierig zu erfahren, wie wir hier wohnen. Also bitte, immer herein in unser bescheidenes Domizil.« Er öffnete die schwere Stahltür, die zu den Gemächern des Warlords führte, und deutete ins Innere. »Nach dir.«
10
D ie Decke wölbte sich wie ein Baldachin aus kunstvoll gewobenem Stoff über ihren Köpfen. Sie erinnerte an die Zeit, als die Warlords noch wie Nomaden durch das Land zogen und unter dünnen Zeltdächern gelebt hatten. Der Saal selbst war über und über mit Waffen, Geweihen, Schädeln und den Knochen erlegter Tiere ausgekleidet. Holzpfeiler, an denen Öllampen befestigt waren, unterteilten ihn in mehrere Abschnitte, von denen jeder einzelne so groß wie Gunnars Haus war. Das Loch, das von der Granate in die Hausflanke gerissen worden war, hatte man mit einem Wandteppich verdeckt, auf dem mit feinen Stickereien eine Karte der alten Stadt abgebildet war. So konnte Logan den breiten Strom erkennen, den Innenstadtbereich und – ringförmig darum – die Randbezirke. Selbst ihre eigene Siedlung war abgebildet, zehn Kilometer vom Stadtkern entfernt und symbolisiert durch ein paar schief stehende steinerne Türme. Direkt am Fluss, von der anderen Seite nur über eine halbzerfallene Brücke erreichbar, ragte die schwarze Kathedrale empor, das Herz der Stadt. Dort regierte der Inquisitor, Herr über Leben und Tod.
Neben dem Kamin standen ein langer Tisch und ein Stuhl mit hoher Lehne. Ein Mann saß darauf und aß. Um ihn herum waren Schalen mit Fleisch, Gemüse und Früchten angerichtet. Ein verführerischer Duft wehte zu Logan herüber.
Warlord Alexander unterbrach seine Mahlzeit und hob seinen Kopf. »Wer da?«
»Ich bin’s, Vater«, rief Cedric. »Ich bringe Logan mit.«
Der Warlord zwinkerte ein paarmal, seine Augen waren nicht mehr die besten. Dann erhellte sich seine Miene.
»Ah, der Champion ist endlich da. Welche Freude, dich zu sehen, Logan. Komm näher, mein Junge, und setz dich.«
Warlord Alexander war ein korpulenter Mann um die fünfzig. Er hatte einen Vollbart, rote Wangen und lichtes Haar, das hinten zu einem Zopf verflochten war. Seine Leibesfülle konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er einst ein ehrfurchtgebietender Mann gewesen war, der es leicht mit jedem Angreifer aufgenommen hätte. Fettes Essen und Alkohol hatten jedoch ihre
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