Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
verstanden. Ihr seid der Warlord. Euer Wort ist Gesetz. Ihr macht Euch zum Gespött, wenn Ihr nicht in der Lage seid, beherzt zu entscheiden.«
»Das werde ich nicht«, polterte Alexander zurück. »Eile war schon immer ein schlechter Ratgeber, und dies ist eine wichtige Entscheidung. Es geht um das Wohl und Wehe meines Clans. Nichts kann so dringend sein, dass man nicht noch eine Nacht darüber schlafen könnte. Ich werde Euch meine Entscheidung, sobald es geht, wissen lassen.«
»Wann?«
»Bald.«
Logan konnte sehen, dass Marcus Capistranus schäumte. Er ballte seine Fäuste, aber gegen die Sturheit dieses Clanführers kam er nicht an.
Logan und Cedric verfolgten das Gespräch aus sicherer Entfernung. Seit einer Stunde tagten die beiden Männer jetzt miteinander, doch eine Einigung schien nicht in Sicht. Logan bewunderte den Warlord. Er war nur eine kleine Nummer gegen den Inquisitor, trotzdem ließ er sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Dazu gehörte Schneid.
»Ich glaube, mein Vater macht einen Fehler«, flüsterte Cedric.
»Wie kommst du darauf? Ich finde, er hält sich sehr gut.«
»Er zögert, wo Tatkraft gefordert wäre, er zeigt Schwäche, wo er Stärke demonstrieren müsste. So etwas kann einen schnell den Kopf kosten.«
Logan sah ihn verwundert an. »Warum sollte es? Alexander hat nie einen Hehl aus seiner Meinung gemacht, der Inquisitor weiß das. Er hat sich auf eine harte Auseinandersetzung eingestellt, weshalb wäre er sonst mit so vielen Geschenken gekommen? Ich muss gestehen, ich bewundere deinen Vater. Er ist ein Mann mit Prinzipien.«
Der Sohn des Warlords rümpfte die Nase. Ein seltsamer Ausdruck, der Logan irgendwie an eine Ratte erinnerte.
»Prinzipien sind eine feine Sache, wenn man weiß, wann man sie ablegen muss«, flüsterte Cedric. »Sieh dich an. Du hast gewusst, wann du deine Strategie in der Arena ändern musst. Deshalb hast du gewonnen. Hättest du versucht, ehrenhaft zu kämpfen, wärst du bereits in den ersten zehn Minuten zu Boden gegangen.«
Logan blickte zu Boden. Es war unangenehm, an seinen Trick erinnert zu werden. Dass Cedric ihn für etwas lobte, wofür er sich insgeheim schämte, zeigte nur zu deutlich, dass sie in verschiedenen Welten lebten.
»Der Inquisitor wird gewinnen, so oder so«, fuhr Cedric fort. »Langfristig ist er in der stärkeren Position. Er wird diesen Krieg führen, und wenn das geschieht, möchte ich nicht auf der falschen Seite stehen.«
Glaube ich dir sofort,
dachte Logan, doch er hielt seine Zunge im Zaum. Cedric war gefährlich. Es war nicht ratsam, ihn sich zum Feind zu machen. Wer konnte schon ahnen, wie viele Jahre Alexander noch an der Macht sein würde. Cedric war sein einziger Sohn, und irgendwann würde er seine Nachfolge antreten.
Wenn der Wind weht, behalte deinen Kopf lieber unten.
Eine von Gunnars Weisheiten, doch diese erschien ihm derzeit gerade angemessen.
»Du magst recht haben«, flüsterte er Cedric zu. »Marcus Capistranus ist ein mächtiger Führer. Der stärkste, den die Heilige Lanze seit vielen Jahren hatte. Er hat mit Sicherheit einen Plan.«
»Siehst du, jetzt beginnst du, wie ein Gewinner zu denken.« Cedric lächelte ihm zu. »Wir beide werden mal ein tolles Team. Wenn ich Warlord bin, werde ich Corbin feuern und dich zu meinem persönlichen Leibgardisten wählen. Ich brauche jemanden an meiner Seite, dem ich vertrauen kann und der mich versteht.« Er klopfte Logan auf die Schulter. »Stell dir vor, welche Macht wir bekämen, wenn wir Glânmor erobern. Wir würden die Herrscher der Westlande werden. Die Stadt soll unglaublich reich sein, mit Straßen aus purem Gold.«
»Ja, habe ich gehört«, erwiderte Logan vorsichtig. »Aber ich wäre lieber vorsichtig mit solchen Gerüchten. Niemand ist bisher lebend aus der Stadt herausgekommen, woher sollen diese Nachrichten dann stammen?«
»Man munkelt, ein junger Mönch vom Kloster des heiligen Bonifazius habe es geschafft«, sagte Cedric. »Keine Ahnung, ob es stimmt, aber mein Vater sagt, die Mönche wüssten einiges. Hast du gehört, dass kürzlich ein Wanderer hier durchgekommen ist? Er scheint meinem Vater einiges erzählt zu haben.«
»Ein Wanderer, im Ernst?« Jetzt wurde Logan doch hellhörig. Geschichten über Wanderer hatten ihn schon immer fasziniert.
»Ja«, sagte Cedric. »Ein alter Mann, gekleidet in eine Kutte und mit nichts weiter in seinem Besitz als einem Wanderstab und einem Rucksack.«
Wie von selbst erschien das Bild des Fremden vor Logans
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