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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mit dir machen sollte, deshalb habe ich dich mitgenommen. Selbst ohne die Bleichen hättest du in der Stadt keine zwei Tage überlebt. Ich habe es für das Beste gehalten, dich mitzunehmen. Falls es dich beruhigt, es leben noch andere Frauen in unserer Siedlung. Nicht wie bei der Heiligen Lanze, wo sie euresgleichen gleich ans Kreuz schlagen. Allerdings wirst du für dein Essen und deine Unterkunft arbeiten müssen, genau wie alle anderen.« Er kaute ein bisschen auf dem zähen Fleisch herum. »Du hast Glück gehabt, dass du mir in die Hände gefallen bist und nicht der Heiligen Lanze. Was wolltest du überhaupt in dem Tunnel?«
    Sie wandte ihr Gesicht zur Seite.
    Logan brummte etwas in sich hinein. Sollte sie doch schmollen, er hatte es wenigstens versucht. Da war es ja unterhaltsamer, mit einem Stein zu reden. Er beendete sein Mahl und räumte alles weg, dann holte er seine Laute hervor. Nachdem er die Saiten gestimmt und ein paar Akkorde gespielt hatte, begann er zu singen. Nur für sich und mit leiser Stimme. Der Gesang vertrieb die düsteren Gedanken und die Einsamkeit.
    Das seltsame Mädchen hatte seinen Kopf gedreht und starrte ihn jetzt wieder mit großen Augen an. Er ignorierte sie. Den nächsten Schritt würde sie tun müssen.
    Nach wenigen Minuten war er so in die Melodie vertieft, dass er alles um sich herum vergaß.

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    G wen war erstaunt. Sie hatte diesem Kerl ja einiges zugetraut, nicht aber, dass er so sensibel mit der Laute umgehen konnte. Die Arme um ihre Knie geschlungen, lauschte sie dem fremden Gesang. Er hatte eine wirklich schöne Stimme, auch wenn sie das Lied nicht kannte.
    »Sei uns stets gegrüßt, o Nacht!
    Aber doppelt hier im Wald,
    wo dein Aug’ verstohl’ner lacht,
    wo dein Fußtritt leiser hallt!
    Auf der Zweige Laubpokale
    gießest du dein Silber aus;
    Hängst den Mond mit seinem Strahle
    uns als Lamp’ ins Blätterhaus.
     
    Säuselnde Lüftchen sind deine Reden,
    spinnende Strahlen sind deine Fäden,
    was nur dein Mund beschwichtigend traf,
    senket das Aug’ und sinket in Schlaf!
    Und doch, es ist zum Schlafen zu schön,
    drum auf! Und weckt mit Hörnergetön,
    mit hellerer Klänge Wellenschlag,
    was früh betäubt im Schlummer lag.«
    Er spielte die letzten Akkorde, ließ dabei seine Finger sanft über die Saiten gleiten und verstummte. Dann nahm er die Laute herunter und stellte sie nebenan an den Stein.
    Gwen wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Das Lied hatte sie berührt. Auf seinen Strophen war sie davongeschwebt, an einen Ort weit im Westen. Dorthin, wo die Sterne die Erde berührten. Sie hatte Juna am Ufer dieses großen Meeres stehen sehen, wie sie ebenfalls in den Nachthimmel emporblickte. Ob sie gerade dieselben Sternbilder sah wie sie?
    Es war so ziemlich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Die Expedition war eine einzige Katastrophe gewesen, und ihre Pechsträhne schien immer noch nicht zu Ende zu sein.
    »Was war das für ein Lied?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    Logan wandte ihr sein Gesicht zu. »Du kannst ja doch sprechen.«
    »Ich wollte nur wissen, wer das Lied geschrieben hat, aber wenn du nicht reden magst …«
    »Doch, ich war nur … überrascht.« Er schien sich wirklich zu freuen. »Ich weiß nicht, wer es geschrieben hat. Nur, dass es noch aus der Zeit vor dem Zusammenbruch stammt. Ich glaube, es heißt
Nachtgesang.
Hat es dir gefallen?«
    »Es war … sehr schön.«
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Normalerweise spiele ich nur für mich allein. Immer wenn ich irgendwo alleine unterwegs bin.«
    »Ist das oft der Fall?«
    Er stocherte in der Glut herum. »Hin und wieder – wenn ich auf die Jagd gehe oder Eisenvorräte zusammentrage. Mein Vater ist Schmied. Der beste Werkzeugmacher im gesamten Nordviertel. Er stellt Waffen her, Äxte, Beile, Schwerter so wie dieses, siehst du?« Er zog eine silbrig glänzende Waffe aus dem Futteral.
    »Nett.« Sie legte etwas weniger Spott in ihre Stimme, als sie vorgehabt hatte. Ihr war aufgefallen, dass dies ihre erste längere Unterhaltung mit einem Mann war und dass es sich seltsamerweise ganz normal anfühlte.
    »Bist du auch Schmied?«
    »Irgendwann mal, wenn ich härter an mir arbeite. Ich mag das Gewerbe, aber im Moment zieht es mich doch eher in die Welt hinaus. Alles, was ich hinbekomme, sind Schwertklingen und ein paar lausige Pfeilspitzen.« Er lächelte entschuldigend.
    Gwen war verwundert, wie offenherzig er mit einer Fremden über persönliche

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