Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
seine Männer die Trage und liefen im Laufschritt zurück in Richtung Hauptquartier. Dachs sah seinen Bruder an.
    Logan sagte nichts. Er saß nur da und vermied es, den anderen in die Augen zu sehen.

35
    P unkt zehn läuteten die Glocken von Kolyas Turm. Es war der zweite Tag ihrer Heimkehr, und Logan sah, wie von überall her die Clanmitglieder zu dem Gebäude mit dem runden Innenhof strömten. Der Tag der Auktion war gekommen. Die Veranstaltung lockte unzählige Schaulustige an. Nicht dass sie tatsächlich etwas kaufen wollten, den meisten ging es nur um eine willkommene Abwechslung und die Möglichkeit, für ein oder zwei Stunden die Arbeit niederzulegen. In der Regel gab es bei solchen Gelegenheiten sogar Freibier. Sklavenauktionen erfreuten sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt großer Beliebtheit.
    Logan betrachtete die vorbeiziehenden Männer und presste die Lippen aufeinander. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, zur Auktion zu gehen, aber jetzt spürte er auf einmal eine unstillbare Neugier in sich aufsteigen. Wie mochte Gwen wohl aussehen? Wer würde sie kaufen, und wie war es ihr ergangen?
    Seit vorgestern hatte er einige Fortschritte beim Bearbeiten von Metall gemacht. Es war, als habe der Besuch Cedrics etwas in ihm ausgelöst. Einen Schalter umgelegt oder so etwas. Beinahe jede Arbeit, die er seither vollbracht hatte, war ihm gelungen, und heute wollte er seinen Vater mit einer richtig guten Klinge überraschen. Doch er spürte, dass er dazu nicht in der Lage war. Schmieden war in erster Linie eine Geistesangelegenheit. Konzentration war am wichtigsten. Wenn sie nicht da war, fing man besser gar nicht erst an.
    Gunnar und Dachs waren unterwegs, um Chemikalien für die Veredelung von Cedrics Rüstung zu besorgen. Der Schmied hatte angekündigt, dass sie vor Mittag nicht zurück sein würden. Logan war also allein.
    Seine Gedanken kreisten um die Auktion. Immer wieder hatte er ihr Gesicht vor Augen. Ihre Stirn, die schwarzen Haare, ihre Nase … der Mund. Warum war nur alles so schiefgegangen? Als dann noch ein paar Freunde vorbeikamen, ihm zuwinkten und fragten, warum er nicht mitkomme, ließ er alles stehen und liegen, schloss die Werkstatt ab und folgte ihnen.
    Rund um Kolyas Haus ging es zu wie auf einem Volksfest. Das schöne Wetter und die milde Luft trieben die Menschen in Scharen auf die Straßen. Rufe, lautes Lachen und Essensdüfte erfüllten die Luft. Fahrende Händler verkauften Fettgebackenes, dazwischen zeigten Gaukler und allerlei Akrobaten wie Schwertschlucker, Messerwerfer und Feuerzauberer ihre Kunststücke.
    Logan drängelte sich durch die Menge.
    Vor dem Eingang zum Innenhof hatte sich eine große Menschentraube gebildet. Die Veranstaltung war nur für geladene Gäste reserviert, aber alle wollten natürlich zuschauen. Schon von ferne konnte Logan sehen, dass der Innenhof voll war. Als er näher kam, wichen die Menschen respektvoll auseinander. Verhaltenes Gemurmel erklang, viele neigten den Kopf.
    »Sei gegrüßt, Logan.«
    »Hallo, Logan.«
    »Champion.«
    Logan schenkte den Menschen ein kurzes Lächeln und ging weiter vor bis zum Eingang. Das Tor wurde von Losting bewacht, Kolyas persönlichem Wächter. Ein Schrank von einem Mann, der mit dem Verstand eines Siebenjährigen gesegnet war. Noch niemals hatte Logan einen Menschen gesehen, bei dem Körper und Geist weniger zusammenpassten. Doch er war eine Seele von Mensch und außerdem ein guter Aufpasser. Allein sein imposantes Äußeres reichte aus, um die üblichen Streuner und Störenfriede abzuschrecken.
    Als er Logan erblickte, hellte sich seine Miene auf.
    »Logan!« Er winkte ihm zu. »Ha… hab mich schon gefragt, ob du noch auftauchst. Die Ver… Veranstaltung hat schon angefangen.« Er würgte die Worte heraus, als würden sie ihm quer in der Kehle stecken. Es hieß, als kleiner Junge sei er von einem anderen so lange unter Wasser gedrückt worden, bis er beinahe ertrunken wäre. Seitdem stimmte etwas mit seiner Sprache nicht mehr. Logan kannte Losting als ruhigen, tapsigen Bären, der keiner Fliege etwas zuleide tat – es sei denn, man provozierte ihn.
    »Hallo, Losting. Ja, mein Großer, stimmt. Eigentlich wollte ich nicht mehr kommen, aber dann hat es mich doch gepackt. Ist denn noch ein Platz frei?«
    Losting ließ den Blick über den bestuhlten Innenhof schweifen und schüttelte dann den Kopf. »Sorry, Mann, a… alles voll. Aber da drüben unter den Ar… Arkaden, da kannst du dich hin… hinstellen.

Weitere Kostenlose Bücher