Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Wasser. Es zischte, und eine Dampfwolke stieg auf.
»Na, dann wird es höchste Zeit. Wer arbeitet, muss auch essen. Komm mit, dann können wir beisammensitzen. Übrigens, gute Arbeit.« Er deutete auf die Klinge.
Gemeinsam gingen sie ins Haus und in die Küche. Es war noch etwas kalter Braten da, Brot und Bier vom Vorabend. Dachs war zwar nicht besonders begeistert, schon wieder Fleisch und Brot zu essen, aber er hatte Hunger, und der war ja bekanntlich der beste Koch.
Sie hatten sich gerade hingesetzt, jeder mit einem Holzbrett und einem Messer vor sich, als ein kleines Quietschen ertönte und ein orangefarbener Pelz um die Ecke geschnürt kam.
Dachs erkannte Füchschen sofort. Auch Gunnar erkannte sie.
Sein Gesicht wurde hart.
»Was macht diese Katze in meinem Haus?«
Logan antwortete nicht, sondern schnitt etwas Fleisch ab und legte es auf den Boden. Sofort kam Füchschen angerannt und fing an zu fressen. Logan stellte auch noch eine Schale mit Wasser daneben, dann widmete er sich wieder seinem Essen.
»Ich habe dich etwas gefragt. Was macht diese Katze hier?«
»Sie wohnt bei uns.«
»Sie wohnt bei uns, aha. Na, wenn’s weiter nichts ist. Mit einer Katze kann ich leben. Aber sie muss auch ein paar Mäuse fangen, sonst landet sie im Kochtopf.«
»Das würde Gwen aber nicht gefallen. Sie ist oben und schläft. Sie muss sich ausruhen, es war alles ein bisschen viel für sie.«
Dachs wäre um ein Haar die Gabel aus der Hand gefallen. Gunnar starrte Logan an. Niemand sagte etwas. Jetzt dämmerte es ihm, warum die Leute sie so angestarrt hatten.
»Sag das noch mal.«
»Ich sagte, sie ist oben und schläft. Ich habe sie wieder mitgebracht.« Logan hingegen wirkte erstaunlich gefasst angesichts der Ungeheuerlichkeit, die er gerade von sich gegeben hatte.
Gunnar saß einen Moment lang stocksteif auf seinem Platz, dann sprang er auf und eilte in Richtung Treppe. Logan und Dachs folgten ihm. Die Schlafquartiere waren sorgsam aufgeteilt: eines für Gunnar, eines für Dachs und eines für Logan. Und dann war da noch eins im hinteren Teil für Gäste. Genau darauf steuerte der Schmied zu. Mit einem Ruck riss er die Tür auf.
»Das ist doch …«
Dachs drängelte sich nach vorne, um besser sehen zu können. Auf einer Rosshaarmatratze, die mit einem frischen Laken bezogen war, lag ein bezauberndes Wesen. Schwarze Haare, ein fliederfarbenes Gewand, edler Schmuck. Er musste zweimal hinsehen, um festzustellen, dass es tatsächlich Gwen war und nicht irgendeine Märchenfigur, die zum Leben erwacht war.
Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?
Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.
Dachs erinnerte sich, wie Lothar der Sänger ihm das Märchen einmal erzählt hatte und wie begeistert er gewesen war. Eine junge Frau auf der Flucht, ein Haus voller Zwerge, ein seltsamer Pakt.
Er musste lächeln. Wenn das Schneewittchen war, dann würde das bedeuten, sie waren die Zwerge.
Eine Weile fand er den Gedanken ganz amüsant, doch dann blickte er zu seinem Vater. Sein Lächeln schwand.
Gunnar sah aus, als würde er jeden Moment einen Tobsuchtsanfall bekommen. »Komm mit, Logan«, sagte der Schmied, und seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. »Wir müssen reden.« Mit schweren Schritten polterte er die Treppe hinunter.
Unten angekommen, sah er aus wie ein Teekessel, der überzukochen drohte.
»Ich verlange eine Erklärung. Sofort.«
Logan ließ sich Zeit mit der Antwort. Als er sprach, war seine Stimme ruhig und leise.
»Ich habe Gwen zurückgeholt«, sagte er. »Ich habe eingesehen, dass es falsch war, was ich getan habe. Ich hätte sie nicht hergeben dürfen, es war unredlich.«
»Unredlich?«
»Es war falsch. Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, sie dort zu lassen.«
Mit knappen Worten berichtete er, was sich auf dem Sklavenmarkt zugetragen hatte. Er ließ nichts aus, und er beschönigte nichts. Dachs hatte den Eindruck, dass er sich die Sache genau überlegt hatte. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mir zumute war. Wäre sie von einem anständigen Mann gekauft worden, hätte ich vermutlich nicht eingegriffen. Aber Stollberg und Cedric …« Er schüttelte den Kopf. »Da hätte ich sie auch gleich den Bleichen überlassen können. Die zwei sind Tiere. Nein, schlimmer als das. Tiere haben wenigstens ihren Instinkt, der sie davor bewahrt, Schwächere zu quälen oder zu misshandeln.«
»Es kann
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