Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
oder?«
Er überlegte kurz und nickte. Einen Markt zwar nicht, aber der alte Mayering drüben hinter dem Brunnen besaß einen Laden, in dem frische Lebensmittel zu bekommen waren. Wenn gerade Liefertag war, gab es sogar eine ganz ansehnliche Auswahl. Er deutete auf Gwen und machte Handzeichen, als würde er schlafen.
»Wie ich geschlafen habe? Ganz gut. Ich kann mich allerdings kaum noch erinnern, wie ich hierhergekommen bin. Als ich heute Morgen aufwachte, musste ich mich erst mal orientieren. Muss wohl an dem Zeug gelegen haben, das mir dieser dreckige Kolya gegeben hat.« Sie blickte an sich herunter. »Meine alten Sachen hat er verbrannt, so dass ich nur noch dieses Kleid habe. Gefällt es dir?«
Dachs reckte einen Daumen in die Luft.
»Es ist ganz hübsch, das stimmt, aber ich hätte trotzdem gerne etwas Bequemeres. Ihr habt nicht zufällig ein Paar Hosen und ein Hemd übrig, oder?« Dachs überlegte kurz, dann signalisierte er Gwen, sie solle ihm folgen.
Oben, unter dem Dach, stand eine Kiste, in der Gunnar alte Kleidungsstücke aufbewahrte. Die Sachen waren zu wertvoll, um sie einfach wegzuwerfen, deshalb wurden sie, wenn sie abgetragen oder zu klein waren, hier eingemottet. Vielleicht konnte man sie später aufbessern oder gegen andere Dinge eintauschen. Hier lagen auch noch einige Stücke, die Logan zu klein geworden waren, in die Dachs aber noch nicht hineinpasste. Gwen fing an, in der Truhe herumzustöbern, und wurde nach wenigen Augenblicken fündig. Sie hob ein hellbraunes Hemd und eine dunkle Hose hoch. »Darf ich das hier anziehen?«
Dachs nickte und deutete auf einen Stapel abgetragener Schuhe in einem Weidenkorb.
»Die auch? Wunderbar, da werde ich bestimmt fündig. Wenn du magst, kannst du wieder nach unten gehen. Ich ziehe mich nur schnell um und komme dann nach.«
Unten angekommen, rannte Dachs beinahe in Logan und Gunnar hinein. Die beiden standen in der Küche und schauten mit verwundertem Gesichtsausdruck auf den Frühstückstisch.
»Hast du das gemacht?«, fragte der Schmied.
Dachs deutete nach oben und ahmte mit den Händen die Form einer Sanduhr nach.
»Wer? Das Weib … ich meine, Gwen?«
Dachs nickte.
Sie zieht sich gerade um. Ich habe ihr erlaubt, sich ein paar Sachen aus der Truhe zu nehmen.
Gunnar machte einen Gesichtsausdruck, als wäre jemand gestorben. »Hm, na ja. Soll sie. Sie scheint ja nicht ganz untalentiert in der Küche zu sein. Geröstetes Brot mit Speckstreifen, sieht gar nicht mal schlecht aus. Was soll’s, setzt euch.« Er langte kräftig zu und fing an zu essen. Logan und Dachs folgten seinem Beispiel. Alter Speck schmeckte tatsächlich viel besser, wenn man ihn röstete.
Sie waren noch nicht ganz fertig, als Gwen die Treppe herunterkam. Vor der versammelten Frühstücksrunde blieb sie stehen. Dachs hob verwundert die Brauen. In Logans abgetragenen Sachen und mit hochgesteckten Haaren war sie kaum wiederzuerkennen.
Eine peinliche Stille entstand.
Dachs zog einen Stuhl vor und deutete darauf, doch Gwen schüttelte den Kopf. Offenbar hatte sie keine Lust, sich mit den anderen an den Tisch zu setzen. Stattdessen nahm sie die Milchkanne und schenkte jedem von ihnen einen Becher voll ein. Logan bekam seinen nur halb voll, und das, obwohl in der Kanne noch genug drin war. Dachs hielt das zuerst für ein Versehen, doch als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, wusste er, dass es Absicht gewesen war.
Schweigend aßen sie weiter. Als Dachs fertig war, berichtete er den anderen von der Unterhaltung mit Gwen. Gunnar wischte mit dem Ärmel über seinen Bart.
»Sie will einkaufen? Wieso?«
Sie ist der Meinung, unser Vorratsschrank wäre eine Katastrophe. Sie will Brot, Eier, Butter und noch ein paar andere Sachen holen.
Der Schmied überlegte kurz, dann kramte er in seiner Hose und holte eine alte Lederbörse heraus. »Na, wenn’s denn sein soll. Aber ich erwarte, dass etwas Anständiges auf den Tisch kommt. Hier sind fünf Nickel, dafür soll sie uns etwas besorgen. Vor allem Fleisch. Und sie soll sich nicht übers Ohr hauen lassen. Logan, du wirst sie begleiten.«
Logan verschluckte sich beinahe an seiner Milch. »Ich? Wieso das denn?«
»Du hast sie hier angeschleppt, du wirst dich um sie kümmern. Ich muss heute mit den Verzierungen beginnen, und Dachs wird mir dabei helfen. Mit deinen Schwertern kannst du später weitermachen. Also sieh zu, dass du das schnell über die Bühne bringst.« Er stand auf, nahm noch einen Schluck Milch und rülpste dann
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