Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Er hätte seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er sie hier treffen würde. Also entweder hatte er noch nicht gründlich genug gesucht, oder ihre Liebe war doch nicht so groß gewesen, wie es den Anschein hatte. Würde ihn nicht wundern. Sie war eben doch nur eine Frau, unzuverlässig, launisch und flatterhaft. Er wollte sich gerade daranmachen, die hinteren Reihen abzusuchen, als er eine Frau entdeckte, die durchaus Ähnlichkeit mit Gwen aufwies. Dunkle Haare, vorgewölbte Stirn, die Lippen voll und geschwungen. Und doch besaß die Frau auf dem Pferd eine andere Ausstrahlung. Sie war kein unerfahrenes, verschüchtertes Mädchen, sondern stolz und selbstbewusst. Die Art, wie sie sich auf ihrem Pferd bewegte, wie sie mit ihren Genossinnen sprach und dabei gestikulierte, zeugte von Selbstbewusstsein und einem starken Willen. Wie gerne hätte er jetzt ein stärkeres Glas gehabt. War sie es, oder war sie es nicht? Wenn nur dieser beschissene Regen nicht wäre! Er setzte das Glas ab und putzte es mit dem Saum seines Waffenrocks, dann setzte er es erneut an und blickte hindurch. Doch, jetzt war er sich sicher. Es war Gwen.
»Ich will verdammt sein«, murmelte er. »Ich habe sie gefunden, Logan. Da drüben, auf der rechten Seite.« Er deutete nach vorne.
Logan saß auf seinem Pferd, die Maske über seinem Gesicht und einen Knebel im Mund. Cedric hatte ihm noch einen schwarzbemalten Stecken ins Halfter gesteckt, damit es wie ein Gewehr aussah und die Täuschung perfekt machte.
»Na, da drüben, zwischen den beiden riesenhaften Weibern mit den Standarten, siehst du sie? Sie ist in Schwarz gekleidet und sitzt auf einem braunen Pferd.«
Logan richtete sich auf, sein Körper gespannt wie ein Bogen.
»Siehst du sie?«
Ein Nicken.
»Dann weißt du ja, in welche Richtung du dich orientieren musst. Nicht, dass dir das viel nützen würde. Vermutlich werden dir die anderen vorher den Garaus machen, aber solltest du lange genug überleben und tatsächlich bis zu ihr durchdringen, dann hast du vielleicht die Ehre und das Privileg, durch ihre Hand zu sterben. Und ich werde dir dabei zuschauen.« Zufrieden steckte Cedric das Fernglas wieder ein.
*
Gwen war wie gelähmt. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung drohten sie zu ersticken. Soeben hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass der Angriff unmittelbar bevorstand, und es war ihr bisher nicht gelungen, Logan ausfindig zu machen. Was sollte sie bloß tun? Ihr lief die Zeit davon.
Schon setzte Edana ihr Horn an die Lippen.
Die gegnerische Armee bestand zu einer Hälfte aus Clanmitgliedern, zur anderen aus Kriegern der Heiligen Lanze. Wie üblich trugen sie ihre Gesichter hinter Masken verborgen. Wenn Logan tatsächlich dort drüben war, dann musste sie ihn unter den schwarzgewandeten Kirchenkriegern suchen. Es würde zu Cedrics Denkweise passen, Logan zu verkleiden und ihn unbewaffnet und gefesselt wie ein namenloses Tier auf die Schlachtbank zu führen. Sie hatte Cedric kennengelernt, sie wusste genau, zu was er fähig war. Wenn sie sich auf die Kirchenkrieger konzentrierte, konnte sie den Kreis einengen. Die Chancen, ihn zu finden, waren dadurch zwar immer noch winzig, aber besser als gar nichts.
In diesem Moment blies Edana das Horn. Der Rest ihrer Gedanken wurde vom Aufbranden der Schlachtrufe und vom Klirren der Lanzen und Schwerter übertönt. Pfeile sausten von den Sehnen und schnitten messerscharfe Kurven durch den Regen.
Dann setzten sich die Pferde in Bewegung.
*
Die Männer duckten sich. Ein Hagel von Pfeilen kam auf sie zugeflogen, verlor auf dem Weg zu ihnen aber zum Glück an Kraft und schlug wenige Meter vor ihnen auf dem Asphalt oder dem regendurchweichten Boden ein.
Logans Pferd machte einen Sprung nach vorne und hätte ihn vermutlich hintenübergeworfen, wäre er nicht am Sattel festgebunden gewesen. Motoren donnerten auf, und wütende Schreie ertönten. Die Krieger der Heiligen Lanze erwiderten den Schlachtruf der Frauen und reckten ihre Waffen in die Höhe. Nun gab es kein Zurück mehr.
Während sich um ihn herum Fahrzeuge, Pferde und Soldaten in Bewegung setzten, überlegte Logan fieberhaft, wie er Gwen auf sich aufmerksam machen konnte. Seit er sie gesehen hatte, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie war am Leben, und es schien ihr gutzugehen. Außerdem war sie genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Für einen Moment war er wie verzaubert gewesen, doch jetzt holte ihn die Wirklichkeit wieder ein. Immer schneller lief sein
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