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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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herüber und unterhielten sich mit dem Anführer ihrer Gruppe. Das Gespräch dauerte nur kurz, dann eilte einer der Diener zurück ins Gebäude. Der Anführer der Clankrieger zuckte die Schultern, kam zu ihnen nach hinten und schlug mit der Hand gegen die Ladefläche.
    »Aussteigen, Leute. Die Fahrt ist hier für euch zu Ende. Ab jetzt übernehmen die Kirchenfräcke.« Er packte Dachs bei den Schultern und stellte ihn auf den Boden. Gunnar verpasste er einen Stoß gegen den Oberschenkel, worauf dieser mürrisch vom Wagen stieg.
    »Was soll das? Wo ist Cedric?«
    »Nicht hier«, erwiderte der Krieger. »Er befindet sich südlich von hier, in der Nähe vom Heumarkt. Er hat befohlen, euch hier abzuliefern, ehe wir zur Kathedrale weiterziehen.«
    Dachs drängte zu seinem Vater und versuchte, dessen Hände zu berühren, doch sofort kam der Violette herbei und zerrte ihn zur Seite. »Keinen körperlichen Kontakt unter den Gefangenen. Berührungen sind strengstens verboten.«
    »Sagt wer?«, knurrte Gunnar.
    »Anweisung vom Inquisitor«, erwiderte der Kirchendiener, ein junger Mann mit eingefallenen Wangen und dunkel umrandeten Augen. Dachs fand ihn auf Anhieb unsympathisch.
    »Und was geschieht jetzt mit uns?«
    »Ich habe Befehl, euch dort drüben zum Treppenabgang zu bringen. Der Weg ist nicht weit; ich denke, ihr werdet es mit euren Fußfesseln schaffen.«
    »Und wenn wir uns weigern?«
    »Macht einfach keine Schwierigkeiten, dann ist es für uns alle am angenehmsten. Mir stehen geeignete Mittel zur Verfügung, euch zum Gehen zu bewegen, glaubt mir.« Dachs sah etwas Grausames in seinen Augen leuchten und beschloss, seinen Anweisungen lieber Folge zu leisten.
    Sie ließen Gürzenich rechts liegen und humpelten langsam in nördliche Richtung. Während sie sich der U-Bahn-Station näherten, fielen die ersten Tropfen vom Himmel.
    *
    Gwen blickte missmutig nach oben. Dunkle Wolken waren am Himmel aufgezogen, aus denen es jetzt zu regnen begann. Feine Tropfen, die Haut, Haare und Stoff bedeckten. Stimmengewirr lag in der Luft. Wie es aussah, war die Straße vor ihnen komplett gesperrt. Der Inquisitor hatte keine leeren Drohungen ausgestoßen.
    Gwen trat ihrem Pferd in die Seiten und ritt an den anderen vorbei nach vorne. Die gegnerischen Truppen waren gute hundert Meter entfernt. Niemand hatte ein Fernrohr dabei, doch das hätte bei der schlechten Sicht sowieso nichts genutzt. Die Feinde wirkten wie eine anonyme, graue Masse, gerade noch unterscheidbar in ihrer Kleidung. Schwarz für die Heilige Lanze, Grau, Grün, Braun für die Clanmitglieder. Während Gwen die Reihen absuchte, wurde ihr klar, dass dies keines dieser harmlosen kleinen Scharmützel werden würde, von denen sie in den vergangenen Tagen so viele erlebt hatten. Dies hier war ernst. Verdammt ernst.
    Gwens Araber scharrte unruhig mit den Hufen. Er spürte das Unheil, das in der Luft lag. Während sie ihm über den Hals streichelte, blickte sie zu ihren Kameradinnen hinüber. Ihre Zeltgenossinnen waren ganz vorne mit dabei. Myriel mit ihrem dunklen Stoffmantel, den sie über ihre Schultern geschwungen trug, Cara und Ines in ihren Jacken mit hochgeschlagenen Krägen und Ludmilla, die eine weinrote Lederweste ohne Ärmel trug, was ihre muskulösen Schultern und Tätowierungen zur Geltung brachte. In einem Halfter auf ihrem Rücken trug sie eine anderthalb Meter messende Bastardklinge. Der Regen und die niedrigen Temperaturen schienen ihr nichts auszumachen. Ihr Gesicht glühte vor Erregung. So wie die Gesichter vieler anderer auch. Sie alle dürsteten nach Blut. Die Zeit des Wartens war vorüber.
    Gwens Mut sank.

46
    C edric stand auf der Ladefläche seines Trucks, das Fernglas in der Hand, sein Gewehr schussbereit über die Schulter geschwungen. Er hatte sich geschworen, nicht vor seinen Männern zu kneifen, aber im Moment sah es so aus, als würde dieser Kampf vielleicht doch ohne ihn stattfinden müssen. Während er die Reihen der Hexen nach Gwen absuchte, wurde ihm bewusst, dass sein kleiner Spaß riskanter war, als er sich das erhofft hatte. Die Kriegerinnen machten nicht den Eindruck, als ob sie lange fackeln würden. Bis an die Zähne bewaffnet und auf ihren Schlachtrössern dem Regen trotzend, wirkten sie, als würden sie wie eine Sturmfront über die Truppen des Inquisitors hereinbrechen. Jeden Moment konnte das Signal ertönen, und was dann folgte, das sah, verdammt noch mal, richtig nach Arbeit aus.
    Er drehte am Schärfering. Wo zum Geier steckte Gwen?

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