Das verbotene Glück der anderen
umgekippt. Es war wohl eine Prostituierte. Ich habe noch nie eine Prostituierte gesehen, aber wenn eine Frau so betrunken ist, dass sie auf der Straße umkippt,muss sie eine Prostituierte sein. Unni sagte: ‹Willst du mal ihren Busen drücken?› Das hat er gesagt. Ich hatte noch nie auch nur den kleinen Finger einer Frau berührt, ich meine, auf unkeusche Art. Doch jetzt brauchte ich bloß die Hand auszustrecken und konnte eine echte Frau drücken. ‹Hast du so was schon mal gemacht?›, fragte ich Unni. Er sagte: ‹Nein. Die Frauen liegen normalerweise nicht einfach so rum.›
Ich wusste nicht, ob ich sie drücken sollte, wollte es aber. Unbedingt. Ich sah ihre Beine und wollte dringend loslegen. Ich konnte mich kaum beherrschen. ‹Mach es›, sagte Unni. Ich schüttelte ihre Schulter und sagte: ‹Entschuldigen Sie, Madam, wachen Sie bitte auf.› Unni musste lachen. Ihm war klar, dass ich sie nicht aufwecken, sondern nur anfassen wollte. Ich versuchte, sie wach zu bekommen, indem ich ihren Bauch anfasste und ihre Arme und Beine, und dann ließ ich die Mätzchen und drückte ihren Busen. Sie fing an, vor sich hinzumurmeln. Ich verstand nicht, was sie sagte, aber es war etwas sehr Trauriges. Wir ergriffen die Flucht, und das war’s. Das wollte ich Ihnen erzählen.»
«Du hast gesagt, die TVS-50 deines Vater zu nehmen, sei gesetzeswidrig gewesen. Was hast du damit gemeint?»
Balki sieht verdutzt aus, wahrscheinlich, weil er eine tiefgründigere Frage erwartet hat. «Die TVS-50 war Eigentum meines Vaters.»
«Aber wenn du die TVS deines Vaters fährst, ist das doch nichts Verbotenes.»
«Ich hatte keinen Führerschein», sagt er.
«Du hast aber gesagt: ‹Was wir taten, war gesetzeswidrig.›»
«Wir hatten beide keinen Führerschein.»
«Hat Unni die Frau gedrückt?»
«Nein. Und das ist der springende Punkt. Es war typisch Unni. Er wollte, dass die anderen etwas taten, damit er ihnen dabei zusehen konnte.»
Balki reibt sich mit seinen dicken Handtellern übers Gesicht. «Habe ich etwas Falsches getan?», fragt er. «Habe ich eine Frau sexuell belästigt?»
«Ja.»
Balki wird lauter: «Aber sie lag auf der Straße, und ich wollte sie unbedingt.»
Von Schuldgefühlen geplagt, ging Balki zwei Wochen später aufs Polizeirevier in Kodambakkam und legte ein Geständnis ab. Der Polizeiinspektor rief ein paar Polizeibeamte herbei und bat Balki, sein Geständnis zu wiederholen. Sie machten sich über ihn lustig. Sie sagten, er habe die Todesstrafe verdient, den Tod durch den Strang, und versuchten, ihn zu verscheuchen. Doch Balki stand da und wollte unbedingt bestraft werden. Daher erklärten sie, er solle sein Geständnis zu Papier bringen, und er schrieb es auf Tamil nieder. Sie sagten, sie würden sich mit ihm in Verbindung setzen, aber er hörte nie wieder etwas von ihnen.
«In deinem Geständnis, Balki, hast du natürlich deinen Namen und deine Adresse angegeben?»
«Ja.»
«Und die Namen der anderen beiden?»
«Ja.»
Balki starrt Ousep unfreundlich an und steht auf, setzt sich dann aber wieder.
«Tut mir leid, Balki, ich wollte dich nicht austricksen. In jener Nacht fuhren also drei Jungen auf der TVS-50, nicht zwei, hab ich recht?»
Balki gibt keine Antwort. Er spielt wieder mit dem Briefbeschwerer.
«Kein Bulle in Madras gibt dir fürs Fahren ohne Führerschein einen Strafzettel. Das weißt du doch, Balki», sagt Ousep. «Nur das Fahren zu dritt ist nachts gesetzeswidrig. Wer war der Dritte?»
«Das kann ich nicht sagen. Es wäre unfair ihm gegenüber.»
«Aber du hast doch seinen Namen in deinem Geständnis angegeben.»
«Ja. Ich war wahnsinnig. Ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe. Aber das ist lange her. Das Dokument existiert bestimmt nicht mehr.»
«Es ist in den Polizeiakten. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn du willst, kann ich es von ihnen zurückbekommen.»
«Wie wollen Sie das anstellen?»
«Ein Reporter hat da so seine Methoden.»
«Ich möchte nicht, dass Sie irgendetwas unternehmen. Ich möchte die Sache vergessen.»
«Das verstehe ich. Nur gehen mir langsam die Leute aus, die mit mir reden wollen. Ich will den Namen des dritten Jungen wissen. Wenn er erfährt, dass ich im Besitz dieser Information bin, arbeitet er vielleicht mit mir zusammen.»
«Dann ist das eine Enttäuschung für Sie. Es ist jemand, den Sie bereits getroffen haben.»
«Und wer?»
«Seinen Namen zu verraten, ist unfair.»
«Das macht nichts. Sei unfair, Unni zuliebe.»
«Aber
Weitere Kostenlose Bücher