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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Pegel war schon fast wieder normal.
    Wieder bewegte Bellona ihre Handgelenke. Die Kriegerinnen hatten ihre Sache gut gemacht, so wie sie es von ihnen erwartete. Die Sehnen waren so fest angezogen, dass sie ihr ins Fleisch schnitten. Sie wechselte ihre Haltung. Immerhin hatte Nzangia vergessen, sie am Baum festzubinden. Bellona lehnte am Stamm und schloss die Augen, um die silbrigen, dunklen Wellen nicht sehen zu müssen, die flussabwärts glitten. Irgendwo auf ihnen glitt Melisande dahin, ebenfalls silbrig leuchtend. Darunter in der kalten Dunkelheit wurde Bellona in die Ferne getragen …
    »Bellona!«, flüsterte Nzangia ihr zu. Sie rüttelte sie an der Schulter.
    Erschrocken fuhr Bellona auf. Sie hatte nicht einschlafen wollen.
    In den Händen hielt Nzangia ihr eine zusammengelegte Decke hin, die sie Bellona vorsichtig um die Schultern legte, so dass sie auch über die gefesselten Hände und Füße fiel.
    Ein Messer fiel Bellona in den Schoß. Dankbar umfasste sie den Griff.
    »Danke«, knurrte sie.
    »Viel Glück«, wünschte Nzangia, ehe sie ins Dunkel ging.
    Bellona hielt das Messer fest, denn das kalte, scharfe Eisen fühlte sich tröstlich an. Dann richtete sie sich darauf ein, zu warten, bis alle tief und fest schliefen.
    Nzangia lag bis zum Morgengrauen wach, denn sie wartete auf den Schrei, der Alarm schlagen würde. Als er schließlich erscholl, schloss sie rasch die Augen.
    »Kommandantin!«, rief Drusilla, die sie wachrütteln wollte. »Komm schnell.«
    »Was ist denn?«, wollte Nzangia wissen. Sie fuhr sofort hoch.
    Drusilla führte sie zum Ufer und deutete auf Bellonas Rüstung, die säuberlich am Ufer gestapelt lag. Daneben führten Fußspuren ins Wasser.
    »Sie hat sich ertränkt«, folgerte Drusilla.
    Die Frauen hatten sich an der Böschung versammelt. Ihre Gesichter drückten zugleich Trauer und Zustimmung aus. Eine der Frauen sammelte hastig die durchtrennten Bogensehnen auf und warf sie ins Wasser.
    »Ich informiere die Meisterin«, entschied Nzangia.
    Lucretta nahm die Nachricht ohne sichtbare Emotionen, ja, ohne jede Reaktion auf. Sie warf die Decke zurück. Der gestrige Ritt und die Nacht auf dem harten Boden machten ihrem Körper noch zu schaffen, und sie verzog das Gesicht, als sie aufstehen wollte. Dabei hielt sie Nzangia Hilfe suchend die Hand hin.
    »Ich will mich selbst überzeugen«, erklärte Lucretta und ging bereits zum Fluss hinunter.
    »Meisterin«, erinnerte Nzangia, deren Blick den tanzenden Schatten unter den Bäumen galt. »Du wolltest früh aufbrechen. Im Kloster gibt es viel zu tun, und hier können wir nichts mehr ausrichten. Was geschehen ist, ist geschehen – vielleicht ist es ja ganz gut so.«
    Lucretta bedachte Nzangia mit einem forschenden Blick.
    Die neue Kommandantin hielt ihrem Blick stand.
    Die beiden verstanden sich ohne Worte.
    »Ein guter Vorschlag, Kommandantin«, räumte Lucretta ungewöhnlich milde ein. »Wir brechen sofort auf.«
    »Wie du befiehlst, Meisterin«, nickte Nzangia demütig.

21
    Auch die Flüchtenden waren bei Tagesanbruch wieder auf den Beinen. Ein sanfter, nebliger Dunst stieg vom Fluss auf, der sich bei Sonnenaufgang jedoch bald auflöste. Das Wasser glitzerte, die Blätter der Pappeln schimmerten. Als Melisande aus den Büschen zurückkehrte, duftete sie nach Minze, die sie zertreten hatte.
    Der Schlaf hatte allen gut getan. Sie waren besser gelaunt, und Melisande konnte sogar ein wenig von dem Trockenfleisch essen, das Edward für sie aufgehoben hatte.
    Sobald sie jedoch ins Boot stieg, verdüsterte sich ihre Stimmung wieder ein wenig. Flussaufwärts hatte sie den Berg im Blick, an dem das Kloster lag. Ihre Augen verloren ihren Glanz, und ihr Gesicht wirkte gequält.
    Das muntere Wasser, das voller Lichtpunkte war, trug sie rasch weiter. Zu Beginn der Reise schwiegen alle drei. Zwei von ihnen dachten an den anderen, denn heimlich fragten sie sich, ob der andere wohl auch an sie dachte. Drakonas' Gedanken hingegen verließen das Boot und dehnten sich bis weit den Fluss hinunter aus.
    Boote waren ihm lieber als Pferde. Die Strömung trug sie zügig davon. Er brauchte kaum zu rudern, sondern musste nur hin und wieder die Richtung korrigieren. Im Geiste folgte er dem Weg der Kinder, die man aus dem Königreich Seth entführt hatte. Vermutlich hatte das Leben der verrückten Mönche, die durch Folter, Misshandlungen und die Drachenmagie, die wie ein Pesthauch in ihrem Blut loderte, den Verstand verloren hatten, genau auf diese Weise begonnen.

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