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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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entschied sich aber dagegen. Der Grund dafür war ihm unklar. Vielleicht zählte Schuld dazu. Evelina hatte nicht alles erlogen. In jener Nacht auf der Lichtung hätte er sie wirklich gewaltsam genommen, wenn sie ihn nicht abgewehrt und sich unter ihm hervorgewunden hätte. Auch für den Tod ihres Vaters war er letztlich verantwortlich. Das hatte sie nicht erfunden. Zwar hatte Nem Ramone nicht eigenhändig erwürgt, das hatten die Mönche getan. Aber sie hatten ihn seinetwegen getötet.
    Ein Teil seiner Entscheidung beruhte auf Genugtuung. In gewisser Weise befriedigte es Nem, dass sein verzärtelter Bruder, der geliebt und vom Glück begünstigt gewesen war, dieser berechnenden kleinen Hure zum Opfer fiel. Allerdings hätte er dieses Gefühl für stärker gehalten. In Wahrheit war es ihm eher unangenehm. Er konnte nicht behaupten, dass er Markus liebte, aber er mochte seinen Bruder. Damit hatte er nicht gerechnet. Nem hatte geglaubt, er würde Markus hassen, dem das Schicksal alles in die Wiege gelegt hatte, während Nem nur die Brosamen erhielt. Stattdessen hatte er jemanden gefunden, der ihn verstand. Jemanden, der seinen Schmerz teilte.
    Letzten Endes aber beruhte sein Entschluss, Markus nichts zu verraten, vermutlich nur darauf, dass Nem sich nur ungern einmischte. Er hatte Markus und Evelina gesagt, was er zu sagen hatte. Sollten die beiden selbst sehen, was sie mit ihrem Leben anstellten. Er hatte eigene Probleme.
    Das alles ging ihm durch den Kopf, während er am Ufer stand und auf das Wasser starrte. Da wurde er abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Er hörte Stimmen, die auf ihn zukamen.
    Grald hatte offenbar doch die Illusion aufgehoben, welche Drachenburgs Tore in die Außenwelt verbargen. Die Mönche setzten zur Verfolgung an, wenn auch etwas spät. Also wusste Grald, dass Markus entkommen war. Wusste er auch, wie ?
    »Vielleicht sind sie gar nicht hinter Markus her«, sagte sich Nem alarmiert. »Vielleicht suchen sie ja mich.«
    Nem musste sich Gralds Vertrauen erst neu erarbeiten. Er konnte den Drachen nur töten, wenn er ihn überraschte. Grald durfte nicht mit seinem Angriff rechnen. Er durfte auf keinen Fall argwöhnen, dass Nem etwas mit Markus' Flucht zu tun hatte.
    Der Drachensohn war unvorsichtig gewesen. Das hatte er nun davon, dass er seinen Gefühlen nachgehangen war. Überall waren die Abdrücke seiner Klauenfüße zu sehen, die ins Wasser und wieder heraus führten. Verflucht, warum hatte er nicht darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen? Dafür hätte Bellona ihn eine Woche in der Ecke stehen lassen. Hastig fuhr er mit den Klauen über die verräterischen Spuren, um jeden Hinweis auf seine Anwesenheit zu verwischen.
    Ihm blieb nicht viel Zeit. Die Stimmen wurden lauter. Er hörte die Mönche durch den Wald brechen. Leichtfüßig floh er zwischen die Bäume, indem er von einem Grashügel zum nächsten sprang und aufpasste, keine neuen Spuren zu hinterlassen.
    Sobald er sich in der Wildnis verstecken konnte, hielt er an, um seinen nächsten Zug zu planen. Erst wollte er eilig in die Stadt zurückkehren, aber dann fiel ihm ein, dass er vielleicht eine Antwort auf seine Fragen bekam, wenn er die Mönche belauschte. Er duckte sich zwischen die Büsche und wartete.
    An seiner Seite rann ein Blutfaden herunter, der ihn kitzelte. Die Wunde hatte sich noch immer nicht geschlossen. Nem drückte eine Hand darauf, damit die Blutung aufhörte.
    Da kamen drei Mönche in ihren knöchellangen, braunen Kutten aus dem Wald gestürmt. Verschwitzt und aufgewühlt sahen sie sich um. Ihre Augen, in denen jenes merkwürdige, halb wahnsinnige Glitzern stand, wanderten vom Boden zum Wasser und schließlich zum Himmel, als würde ihr verwirrter Verstand ihnen womöglich vorgaukeln, dass ihrer Beute Flügel gewachsen seien und sie davongeflogen sei.
    »Sie sind nicht da«, stellte der eine befremdet fest.
    »Was hast du denn erwartet?«, reagierte ein anderer. Er wirkte gesünder als die Übrigen. Auch seine Suche war methodischer gewesen. Eine ganze Weile hatte er die Fußabdrücke betrachtet. »Dass sie hier auf dich warten?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Die anderen beiden suchten weiter, auch wenn sie kaum hofften, etwas zu entdecken. Sie wussten nur nicht, was sie sonst tun sollten.
    »Die Boote sind weg«, bemerkte der eine.
    »Sie sind mit dem Boot geflohen«, sagte der klügere Mönch.
    »Aber alle Boote sind weg«, wiederholte der erste.
    »Die anderen haben sie forttreiben lassen.«
    »Aha!«

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