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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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aufforderte, sich wieder umzudrehen, hielt sie zwei lange Streifen hoch, mit denen sie persönlich seine Hände verband. Dabei entschuldigte sie sich ausgiebig dafür, dass der Stoff von der Reise fleckig und ausgefranst war.
    »Schon besser«, sagte er, während Evelina sorgfältig seine aufgesprungenen Handflächen versorgte. »Die Schneiderinnen meiner Mutter werden dir ein neues Hemd nähen, sobald wir zu Hause sind. Aus feinster Seide.« Er hatte nur vage Vorstellungen, woraus Hemden waren, aber Seide war bestimmt nicht verkehrt. »Mit einem Saum aus Spitzen.«
    »Das wäre sehr schön, Markus«, lächelte Evelina, deren Hand nun zärtlich über den Verband glitt.
    Der anbetende Ausdruck in ihren Augen war ihm so peinlich, dass er sich abwandte. Er wünschte, sie würde ihn nicht so ansehen, solange er sich über seine Gefühle ihr gegenüber nicht im Klaren war.
    »Wir sollten aufbrechen.«
    »Wir fahren in die Höhle«, stellte Evelina mit angespannter Stimme fest.
    »Wird schon gut gehen.« Markus holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus. »Ich werde das Boot mit Hilfe eines Zaubers unsichtbar machen, Evelina. Auch uns. Nicht füreinander«, fügte er eilig hinzu. »Du wirst mich und das Boot immer noch sehen können. Aber niemand anders kann uns sehen.«
    Er hörte selbst, wie unglaubwürdig das klang, aber er hatte seine Magie noch nie jemandem erklären müssen.
    »Ich weiß, dass du das nicht verstehst«, setzte er an.
    »Was? Dass du uns unsichtbar machst? Natürlich verstehe ich das.« Evelina setzte sich, zog die Decke um die Schultern und sah ihn ruhig an. »Sag mir einfach, was ich zu tun habe.«
    Für diese Worte hätte er sie beinahe geliebt. »Du darfst keinen Mucks von dir geben. Nicht schniefen, nicht aufjapsen, einfach gar nichts. Denn auch wenn man uns nicht sehen kann, kann man uns trotzdem noch hören.«
    »Man kann uns nicht sehen, aber hören. Verstanden, Markus«, nickte sie.
    Um zu zaubern, musste er seinen kleinen Raum betreten, einen Bereich in seinem Inneren, der dem Raum ähnelte, in den man ihn als Kind eingeschlossen hatte. Das Gefährliche daran war, dass die Drachen es bemerkten, wenn er dort hineinging. Sie würden versuchen, ihn zu erwischen. Deshalb riss er geschwind die Tür auf, rannte hinein und schlug sie hinter sich wieder zu. Fast augenblicklich hörte er draußen Drachenklauen kratzen, die nach einer Schwachstelle suchten, irgendeinem Riss, an dem sie ansetzen konnten.
    Markus setzte sich auf den Hocker in der Mitte des Raumes, blendete das Scharren aus und überlegte, was er jetzt tun musste. Er hatte sich noch nie gezielt und kaltblütig an einem solchen Zauber versucht, auch wenn er wusste, wie es ging. Schließlich hatte Drakonas ihn vor langer Zeit am Flussufer darin unterwiesen.
    Es gibt zwei Arten Drachenmagie, Markus, so wie es auch in der Schlacht zwei Strategien gibt: Angriff und Verteidigung. Ich habe die Mönche beobachtet, und darum glaube ich, dass Menschen nur die eine oder die andere Form einsetzen können. Anscheinend hängt es bei euch vom Geschlecht ab. Frauen können zur Verteidigung zaubern, Männer zum Angriff. Du bist etwas Besonderes, denn du bist in der Lage, beides zu tun.
    Der Drache vor der Tür schnaubte enttäuscht. Markus beachtete ihn nicht, denn er musste sich konzentrieren. Er rief sich das Boot vor Augen, als wäre es ein frisches Gemälde auf einer Leinwand, und begann, es mit Wasser abzureiben, bis die Farben verliefen und schließlich in trüben Tropfen heruntertrieften. Markus schrubbte und schrubbte, bis das ganze Bild verschwunden war. Wenn er jetzt auf das Gemälde blickte, sah er den Fluss und das schwarze Gewirr der Zweige, die nach den Sternen zu greifen schienen. Aber kein Boot. Keinen Markus. Keine Evelina.
    Er seufzte tief. Eine angenehme Wärme, die sich in ihm ausbreitete, verriet ihm, dass der Zauber gelungen war. Schwäche und Übelkeit würden später kommen, hoffentlich viel später, wenn sie die Höhle schon passiert hatten.
    Markus nahm die Ruder zur Hand und begann trotz der stechenden Schmerzen in den Händen wieder zu rudern.
    Evelina machte den Mund auf.
    Der Prinz schüttelte den Kopf. Sie sollte still sein.
    »Sind wir jetzt unsichtbar?«, fragte sie.
    Markus nickte.
    Das Mädchen sah sich um. Das Boot war ebenso gut zu sehen wie sie und ihr Begleiter.
    »Prima«, flüsterte sie ernst. »Ich sehe absolut nichts mehr.«
    Markus lächelte, weil er dachte, das sei ein Scherz, mit dem sie die Spannung

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