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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Berg.
    Für Menschen – nicht für Drachen.
    Frustriert sah Drakonas an den Gebäuden hoch, die sich um ihn erhoben und ihn behinderten. Dann fiel ihm die Abtei mit den weiten, angrenzenden Wiesen daneben ein. Eilig lief er dorthin zurück.
    Kurz nach dem Abendessen erhob sich Nem von seinem Krankenbett. Trotz der Einwände der Mönche tat er kund, dass er noch einen Spaziergang durch die kühle Nachtluft vorhatte. Er musste sich die Füße vertreten, wie Bellona gesagt hatte, denn wenn der Körper aktiv war, arbeitete auch der Verstand besser. Er brauchte einfach Bewegung und frische Luft anstelle der abgestandenen Mönchsluft im Krankenzimmer.
    Als er diesmal zur Tür ging, erklärten ihm die Mönche mit fester Stimme, dass er nicht hinausdürfe. Befehl von Grald.
    Nem begann, mit ihnen zu streiten, ja, er drohte ihnen sogar. Aus Angst hielten die Mönche einen gewissen Sicherheitsabstand, doch vor Grald fürchteten sie sich offenbar noch mehr, denn Nem konnte ihre Entschlossenheit nicht untergraben. Als er Funken auf ihren Fingerspitzen tanzen sah und hörte, wie die Magie in der Luft knisterte, musste er einlenken.
    »Das hat nichts mit dir persönlich zu tun, Drachensohn«, versuchte ein Mönch, ihn zu besänftigen. »Niemand spaziert nach der Sperrstunde durch Drachenburg. Ruh dich heute Nacht aus. Morgen früh frage ich Grald, ob du auf die Straße darfst.«
    Damit blieb Nem nur noch die klägliche Genugtuung, die Mönche aus seinem Zimmer zu weisen.
    Als er allein war, lief er Runde um Runde im Kreis. Seine Klauen klackten mit jedem Schritt laut auf die Dielen, hin und her, hin und her, ein irritierendes Geräusch, das den Mönchen hoffentlich auf die Nerven ging.
    Er musste über vieles nachdenken, besonders darüber, wie er seinem Namen – Nemesis – Ehre machen sollte. Bei der Seele von Bellona hatte er geschworen, dass er den Tod seiner Mutter rächen würde. Wie er allerdings einem Drachen gegenübertreten sollte, wenn er sich nicht einmal gegenüber einem halb verhungerten und halb wahnsinnigen Mönch durchsetzen konnte, war ihm momentan noch ein Rätsel.
    Wieder dachte er darüber nach, ob er nicht versuchen sollte, mit der Magie umzugehen. Doch diese Idee verwarf er, denn seinen Drachenanteil lehnte er entschieden ab. Seine Menschenseite sollte den Vater töten, der ihn gezeugt hatte. Erst da, während dieses ruhelosen Umherwanderns und Nachdenkens, erfasste Nem eine Wahrheit über sich selbst.
    Er rächte nicht nur den Tod seiner Mutter. Er nahm Rache für sein eigenes verfluchtes Dasein.
    Den ruhmreichen Kampf mit seinem Vater hatte er in allen blutigen Einzelheiten durchgespielt, aber dabei würde es auch bleiben – es war ein Traum. In Wahrheit würde wohl einzig sein eigenes Blut vergossen werden. Er konnte zwar mit dem Schwert umgehen, dafür hatte Bellona gesorgt. Aber er besaß kein Schwert, und mit den verdammten Mönchen auf den Fersen konnte er sich vermutlich auch keines besorgen.
    Zudem musste er Grald zweimal töten, erst seinen hünenhaften Menschenkörper (der selbst den gewieftesten alten Haudegen eingeschüchtert hätte, und ein solcher war Nem nicht einmal), danach den Drachen.
    Mit wachsender Enttäuschung wanderte Nem weiter im Kreis. Sein Weg führte ihn an dem kleinen Loch vorbei, das in dem schlichten Bauwerk als Fenster diente. Jedes Mal, wenn er vorbeikam, warf er einen Blick nach draußen, weil es ihn nach der Freiheit der Wiese dort unten verlangte. Er schwor sich, dass er morgen diesen Raum verlassen würde, und wenn er dazu alle Mauern niederreißen musste.
    Beim etwa hundertfünfzigsten Blick aus dem Fenster bemerkte Nem draußen eine Bewegung. Selbst ein Reh, das über den Hang sprang, wäre jetzt eine willkommene Ablenkung von seinen fruchtlosen Grübeleien. Er blieb stehen und starrte hinaus. Sein Drachenblick konnte Regen und Dunkelheit leicht durchdringen.
    Am Berg stand ein Mann, der die Arme hob, bis sie zu riesigen Flügeln wurden. Ein gigantischer Reptilienkopf starrte durch die Nacht empor. Kräftige Hinterläufe und ein dicker Schwanz drückten sich in den Boden und ließen den Körper nach oben schnellen. Die Drachenklauen schienen nach den Wolken zu greifen, fingen sie und drückten sie zur Erde hinab, während seine Flügel den schweren Körper gen Himmel hoben.
    Nem wurde wieder zum Kind, das gebannt miterlebt hatte, wie einem Mann Flügel wuchsen, wie er losflog und sich in die Lüfte schwang, während unten ein trauerndes Kind zurückblieb, halb

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