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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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aufgelöst. Nur das Mädchen war noch da, das Nem mit unverhohlener Neugier anstarrte.
    »Hinweg, Kleine«, schalt einer der Mönche. »Lass den Drachensohn in Ruhe.«
    Das Mädchen streckte ihm die Zunge heraus. Verärgert schlug der Mönch nach ihr, aber sie hüpfte davon und rannte die Straße hinunter. Die Männer beachteten sie nicht weiter. Ihre Aufgabe war Nem.
    »Du läufst sehr schnell, Drachensohn«, stellte der Mönch verstimmt fest.
    »Ich habe auch vor, dieses Tempo beizubehalten. Das wollte ich euch nur mitteilen«, gab Nem zurück.
    »Es wäre besser, wenn du langsamer laufen würdest, Drachensohn. Es geht dir noch nicht gut.«
    Nem warf den Mönchen einen sprechenden Blick zu. Der eine konnte sich noch immer nicht aufrichten, die anderen waren kurz vor dem Zusammenbrechen.
    »Ich danke euch für eure Besorgnis. Und dass ihr so gut auf mich aufpasst.« Nem verzog den Mund. »Unter eurem Schutz fühle ich mich gleich viel sicherer.«
    »Lauf ihnen davon«, erklang eine Stimme in Farben wie Schmetterlinge in Nems Kopf.
    Der Drachensohn kannte diese Stimme und konnte sein Glück kaum für sich behalten. Er hatte Recht behalten. Drakonas war hier. So schnell die Farben des Drachen in Nems Gedanken eingedrungen waren, so rasch verschwanden sie auch wieder. Nem konnte sie noch sehen wie jene Bilder, die bleiben, wenn man in die Sonne starrt, aber er wagte nicht zu antworten. Draußen vor seiner Höhle lauerte Grald. Er wartete nur darauf, dass Nem herauskam.
    Die Mönche starrten ihn erwartungsvoll an. Nem wurde klar, dass er den Faden verloren hatte.
    »Entweder haltet ihr mit, oder ihr kehrt in die Abtei zurück«, erklärte er. »Ich brauche keine Wachen. Was denkt mein Vater denn von mir? Dass ich versuchen könnte, aus Drachenburg zu fliehen? Die Welt da draußen ist ein gefährlicher Ort für mich, das weiß er nur zu gut. Warum sollte ich dorthin zurückkehren wollen?«
    Der Sprecher der drei Mönche warf Nem einen mürrischen Blick zu. Nachdem er sich kurz in gedämpftem Ton mit seinen Begleitern beraten hatte, verbeugten sich die drei, machten kehrt und verschwanden.
    Überrascht und etwas irritiert über die Leichtigkeit, mit der er sein Ziel erreicht hatte, sah Nem den Mönchen nach. Auch nach Drakonas hielt er Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Hier war nur noch das kleine Mädchen, das sich im Schatten eines Hauses herumdrückte.
    Nem verweilte noch etwas auf der Straße. Er suchte den Mann, den er von früher kannte – einen Menschen mit langem, schwarzem Haar, stechenden, dunklen Augen und einem Stab. Die Männer, die an ihm vorbeikamen, passten nicht zu dieser Vorstellung. Allmählich wurde er ungeduldig. Als das Mädchen herbeihüpfte, wollte er sie erst ignorieren. Vielleicht würde sie dann verschwinden.
    Er hasste Kinder. Ihr Anblick rief Erinnerungen an seine eigene schmerzhafte Kindheit wach. Erwachsene waren ihm schon nicht lieb, denn sie wendeten die Augen ab, zeigten Mitleid oder machten hässliche Bemerkungen. Kinder jedoch waren grausam. Sie hatten den kleinen Jungen mit dem Monstergang gehänselt und gepiesackt.
    »Ich wünschte, ich hätte Schuppenbeine wie du, Drachensohn«, sagte das Kind jetzt. »Nur wären meine Schuppen goldrot.«
    »Ab nach Hause«, fuhr Nem die Kleine verärgert an. Er versuchte, sie wegzuscheuchen.
    Zu seinem Erstaunen nahm das Kind stattdessen seine Hand. Es ließ sich einfach nicht abschütteln. Das Mädchen hatte scharf geschnittene Augen und lange, schwarze Haare. Auf seinem schmalen, knochigen Körper hingen die Lumpen wie frisch gewaschene Wäsche. Jetzt sah es an Nem hoch und grinste breit.
    Plötzlich setzte er den Kommentar über die rotgoldenen Schuppen mit den schwarzen Haaren zusammen. Vor langer Zeit hatte Nem mit angesehen, wie sich ein Drache in die Lüfte schwang. Damals hatte sich das glitzernde Mondlicht auf goldroten Schuppen gespiegelt. Gestern Abend hatte er dieses Bild wiedergesehen.
    »Drakonas?«, flüsterte Nem. Erstaunt musterte er das Kind.
    »Geh los«, befahl das Mädchen und zupfte an ihm. »Nein, nicht umsehen. Geh einfach weiter.«
    »Bist du das, Drakonas?«, beharrte Nem.
    »Ich heiße Draka«, antwortete das Mädchen mit lauter, schriller Stimme. »Ich kenne dich. Du bist Nem, der Drachensohn. Sei einfach ganz normal. Wir werden beobachtet.«
    »Von den Mönchen?« Nem blickte sich um. »Aber nein. Die habe ich in die Abtei zurückgeschickt.«
    »Nicht von denen. Von anderen. Was glaubst du, warum die Wachen

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