Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
werden.«
72
Malone musterte Tomas. Dem hing ein zusammengerolltes Seil über der einen Schulter, ein Rucksack über der anderen, und er trug eine dicke, mit einem Reißverschluss geschlossene Jacke. »Wohin sind Sie denn unterwegs?«
»Und was machen Sie hier?«
Cassiopeia trat vor. »Tang hat Ni und Sokolov.«
»Das weiß er doch längst«, sagte Malone. »Sie sind ein vielbeschäftigter Mann. Erst haben Sie Cassiopeia entführt, gefoltert und entkommen lassen, dann haben Sie zugelassen, dass wir in einen chinesischen Hinterhalt fliegen. Danach verschwinden Sie und lassen zu, dass wir noch zwei Mal beinahe getötet werden. Und jetzt sind Sie hier.«
»Sie sind immer noch am Leben, oder? Ich habe Ihnen dort im Grab die Haut gerettet.«
»Nein. Sie haben Ni gerettet. Das gehörte zu Ihrem Auftrag.«
»Sie haben doch überhaupt keine Ahnung von meinem Auftrag.«
Malone sah den Hubschrauber, der in den Morgenhimmel aufstieg. »Tang bricht auf?«
»Ich muss jetzt los«, sagte Viktor.
»Wir auch«, erwiderte Cassiopeia.
»Die Russen wollen dafür sorgen, dass Ni Yong der nächste Parteigeneralsekretär in diesem erbärmlichen Land wird«, sagte Malone. »Und sie wollen Sokolov zurück.«
»Jetzt werden Sie mal realistisch, Malone. Denken Sie etwa, die Russen sind die Einzigen, die das wollen? Was meinen Sie wohl, warum Stephanie Nelle in Kopenhagen war? Ich arbeite für sie. Sie wusste, dass ich Cassiopeia hatte. Sie hat ihr Okay gegeben. Sie wollte, dass Sie in die Sache hineingezogen werden. Nicht ich bin hier der Drahtzieher. Ich bin einfach nur ein Bauer auf dem Schachbrett. Genau wie Sie beide.«
Die Erkenntnis traf ihn hart. Stephanie hatte ihn manipuliert. Glaub mir, ich habe mich abgesichert. Ich verlasse mich nicht hundertprozentig auf Ivan.
Jetzt wusste er, was sie damit gemeint hatte.
»Ich tue einfach nur meine Arbeit«, erklärte Viktor. »Tun Sie Ihre, oder gehen Sie mir verdammt nochmal aus dem Weg.«
Malone packte Tomas am Arm. »Sie haben Cassiopeias Leben für dieses Spielchen riskiert.«
»Nein, tatsächlich hat Stephanie das getan. Aber zu unserem Glück waren ja Sie da, um den Tag zu retten.«
Malone stieß den Russen zurück.
Das zusammengerollte Seil rutschte diesem von der Schulter, und gleichzeitig machte er den anderen Arm vom Rucksack frei.
Aber er wehrte sich nicht.
»Hat es Ihnen Spaß gemacht, diesen Piloten zu töten?«, fragte Malone. »Sie haben ihn abgeschossen. Gehörte das auch zu Ihrem Auftrag?«
Tomas schwieg weiter.
»Sie sind ein Mörder«, sagte Malone. »Sie haben diesen Piloten aus dem einzigen Grund getötet, um sich bei uns einzuschmeicheln. Um uns zu beweisen, dass Sie auf unserer Seite stehen. Aber dann, kaum sind wir beim Grab, legen Sie wieder los und versuchen, uns erneut umzubringen. Eine dieser Taschenlampen, die im Nebel nach uns gesucht hat, war die Ihre.«
Zorn flammte in Tomas’ Augen auf.
»Haben Sie es genossen, Cassiopeia zu foltern? Und mich damit zu verhöhnen? Haben Sie das Wasser selbst auf sie geschüttet?«
T omas schnellte vor und krachte mit Malone auf die Mot orhaube des Range Rover. Die Menschen auf der Straße wichen ihnen aus, als sie auf die harte Erde rollten. Malone befreite sich aus dem Griff seines Gegners und sprang auf, doch der war schneller und versetzte ihm einen Tritt in den Bauch .
Malone bekam keine Luft mehr.
Doch erholte er sich schnell und verpasste Tomas einen Haken gegen die Brust. Er kämpfte mit der dünnen Luft und atmete keuchend. Die Anstrengung setzte seiner Lunge zu, und die Welt drehte sich. Der Mangel an Sauerstoff machte ihn nach dem Tritt benommener als er erwartet hatte.
Er riss sich zusammen, konzentrierte sich und griff an.
Tomas hielt die Stellung, doch Malone war darauf vorbereitet, duckte sich unter zwei Hieben weg und rammte dem andern die Faust in den Magen. Gleich darauf versetzte er ihm noch zwei Hiebe. Es war, als schlüge man auf Stein ein, aber er ließ nicht nach. Ein Aufwärtshaken traf das Kinn des Rus sen, und dieser wankte mit weichen Knien und fiel hin. Malon e wartete ab, um zu sehen, ob der gute Viktor aufstehen würde, doch der blieb liegen.
Tief Luft holen. Diese verdammte Höhe . Er drehte sich um, um zu Cassiopeia zurückzugehen.
Er sah nicht, was ihn traf, aber es war hart und krachte genau gegen sein Rückgrat. Er krümmte sich vor Schmerz, und seine Knie knickten ein. Ein weiterer Schlag traf seine Schultern, und er stürzte hin. Tomas warf sich auf ihn, packte
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