Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Steinbrocken mit etwas Reisig dazwischen, das als Mörtel diente. Ein dreißig Meter langer Pfad von Brettern, die von Hanfstricken gehalten wurden, überspannte den Fluss.
    In der Ferne waren immer wieder Schüsse zu hören.
    Sie blickte sich um.
    Keine Soldaten.
    Wieder knallte es mehrmals.
    »Vielleicht führt er sie weg«, sagte sie.
    Kein Kommentar, aber sie konnte sehen, dass Cotton skeptisch war. Er steckte die Pistole ein.
    Sie tat es ihm nach und trat dann auf die Brücke hinaus.
    Ni hörte in der Ferne weitere Schüsse.
    »Sie werden ein großes Staatsbegräbnis bekommen«, sagte T ang. »Es wird ein richtiges Großereignis sein. Sie sind sch ließlich ein hochgeachteter Mann.«
    »Und was machen Sie dann?«
    »Ich übernehme die Kontrolle über die Regierung. Der Generalsekretär weilt nicht mehr lange in dieser Welt, da ist es nur folgerichtig, dass er seinem Ersten Stellvertreter allmählich die Verantwortung übergibt. Dann werden wir unsere Rückkehr zu Ruhm und Ehre einleiten.«
    »Und die Verfügung über unbegrenzte Ölreserven wird Ihnen dabei helfen?«
    Tang lächelte. »Wie ich sehe, hat Sokolov Sie informiert. Gut. Sie müssen wissen, was Ihnen entgeht. Und ja, die Aussicht, dass wir uns nicht länger vor Russland, dem Nahen Osten und Afrika prostituieren müssen, damit unsere Fabriken produzieren können, ist jede Anstrengung wert. Vor allen Dingen brauchen wir dann auch Amerikas Handlungen nicht länger zu fürchten.«
    »Die Jagd nach der Lampe in Belgien war also Teil der großen Show, die Pau und Sie abgezogen haben?«
    »Im Gegenteil, die Lampe war wichtig. Aber sie war auch der perfekte Köder, um Sie nach Belgien zu locken. Sie hätten dort sterben sollen.«
    »Stattdessen sind vier andere Männer gestorben.«
    Tang zuckte mit den Schultern. »Wie Sie schon sagten, Pau hat sie getötet.«
    »Aber Sie haben die Ermordung des Piloten angeordnet.«
    Tang erwiderte nichts.
    »Sie haben keinerlei Vorstellung von dem, was China bedrängt.«
    »O doch. Diese Nation braucht eine feste Hand.«
    Ni schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Verrückter.«
    Sein Schicksal schien besiegelt.
    Und weitere Schüsse in den Bergen ließen erkennen, dass Malone und Vitt ebenfalls gründlich in der Klemme steckten.
    Cassiopeia spürte, wie die Bretter unter ihren Füßen von der Gewalt des unten dahinschießenden Wassers vibrierten. Malone war mit den Worten vorausgegangen, dass die Brücke sie selbst gewiss halten würde, wenn sie ihn hielt. Sein zusätzliches Gewicht hatte auch den Rhythmus durchbrochen und das nervenzermürbende Schwingen der Brücke verringert. Sie hingen nun auf halbem Wege über der Schlucht in der Luft, hatten keinerlei Deckung und kamen aus dem Schatten ins Sonnenlicht. Auf der anderen Seite der Schlucht erblickte sie einen Pfad, der über loses Geröll und dann wieder in einen Wald führte. Eine vielleicht fünf Meter hohe Statue, die hinter dem Pfad in die Felswand gemeißelt war – eine buddhistische Skulptur –, sagte ihr, dass sie am richtigen Ort waren.
    »Diese Brücke hat schon bessere Tage gesehen«, sagte sie, als Malone sich zu ihr umwandte.
    »Ich hoffe, dass ihr noch wenigstens ein weiterer davon bleibt.«
    Sie umklammerte die gedrehten Seile, die die Hängebrücke hielten und ein improvisiertes Geländer bildeten. Von Verfolgern war nichts zu sehen. Aber ein neues Geräusch erhob sich über das Rauschen des Wassers. Tiefe Basstöne. Sie waren we it weg, wurden aber lauter.
    Etwa zwei Kilometer entfernt, wo die Klamm, die sie überquerten, auf eine senkrecht dazu verlaufende Schlucht traf, erspähte sie die erste Andeutung eines Schattens. Der dunkle Fleck wuchs und entwickelte sich zu den deutlich erkennbaren Umrissen eines Hubschraubers.
    Und es war kein Transport-Helikopter, sondern ein Kampfhubschrauber, der mit Kanonen und Raketen ausgerüstet war.
    »Der ist nicht hier, um uns zu helfen«, sagte sie.
    Und dann war ihr alles klar. Die Soldaten hatten sie zu diesem Punkt getrieben.
    Der Pilot eröffnete das Feuer.
    Tang hörte das Rattern von Kanonen und wusste, was geschehen war. Die Pakistanis hatten einen ihrer Cobras eingesetzt. Er hatte ihnen gesagt, dass ein Eindringen in den chinesischen Luftraum über den Bergen zumindest diesmal nicht als Ärgernis betrachtet werden würde. Im Gegenteil, er wollte, dass die Aufgabe richtig erledigt wurde, und hielt die Brücke für den perfekten Schauplatz.
    Er konnte nur hoffen, dass Viktor sich mit Malone und Vitt