Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
zwischen den Felsen hervor und näherte sich dem Rand des Absturzes.
Malones Zorn kochte über. »Sie elender Drecksack!«, schrie er. »Sie haben uns reingelegt! Sie haben sie getötet!«
Tomas antwortete nicht. Stattdessen zog er die Überreste der Brücke hoch und band das Seil, das er mitgebracht hatte, an ihr zerfetztes Ende.
»Gehen Sie!«, schrie Tomas. »Gehen Sie da hoch. Ich klettere ihr nach.«
Den Teufel wirst du tun , dachte Malone.
Er griff nach seiner Pistole.
Tomas warf die Brücke wieder den Felsen hinunter. Das Seil reichte bis ins Wasser und tauchte im strudelnden Fluss unter. Malones Gegner starrte über die Schlucht, als wollte er sagen: Erschießen Sie mich jetzt oder lassen Sie zu, dass ich sie suche?
Der Hubschrauber wendete zu einem neuen Angriff.
Malone hob die Pistole.
Kanonenfeuer jagte durch die Schlucht. Ein tödlicher Hagel großkalibriger Geschosse prallte nur wenige Meter von Malone entfernt vom Fels ab und näherte sich wie ein Unwetter.
Er huschte in Deckung, während der Hubschrauber vorbeidonnerte.
»Steigen Sie dort hinauf«, wiederholte Tomas. »Ni und Sokolov brauchen Sie.«
Damit begann Viktor nach unten zu klettern.
Was würde Malone nicht für ein eigenes Stück Seil geben. Er hätte Viktor Tomas am liebsten getötet, aber der Drecksack hatte recht.
Es ging jetzt um Ni Yong und Sokolov.
Er musste sie suchen.
Tang betrat den fensterlosen Raum, der in vier Kammern unterteilt war. Pau Wen war als Erster eingetreten, gefolgt von Ni Yong. Zwei Brüder warteten draußen, jeder mit einer Armbrust bewaffnet.
Weiches Licht beleuchtete rosenrote Wände, die Decke war tiefblau und mit goldenen Sternen übersät. Die mittlere Kammer wurde von einem Bronzesockel beherrscht, auf dem ein Bestattungsanzug aus Jade lag.
Tang war von dem Anblick verblüfft und verstand jetzt, warum das Grab des Ersten Kaisers leer gewesen war.
»Ich habe Qin Shi geborgen«, sagte Pau. »Unglückseligerweise war der Jadealtar, auf dem er lag, zu groß für den Transport. Er ist offensichtlich in der Grabkammer selbst erbaut worden. Aber das hier konnte ich holen.« Pau zeigte auf das Artefakt. »Kopf- und Gesichtsmaske, Jacke, Ärmel, Handschuhe, Hose und Fußbedeckungen wurden eigens für den Verstorbenen angefertigt. Was bedeutet, dass Qin Shi nicht grö ßer als ein Meter fünfundsiebzig und recht dünn war. Ganz anders als das Bild des hünenhaften Mannes, das die Geschichtsschreibung erschaffen hat.« Pau zögerte, als wollte er seine Worte wirken lassen. »Zweitausendsieben Jadestücke wurden mit Goldfaden zusammengenäht.«
»Sie haben sie gezählt?«, fragte Ni.
»Dies hier ist der bedeutendste archäologische Fund in der ganzen chinesischen Geschichte. Die Gebeine unseres Ersten Kaisers, von Jade umschlossen. Das verdient eine genaue Untersuchung. Nach unserer Schätzung wurde bei der Herstellung des Anzugs ein Kilo Goldfaden vernäht. Handwerker müssen ein Jahrzehnt lang daran gearbeitet haben.«
»Hast du die gesamte Stätte geplündert?«, wollte Tang wissen.
»Jedes einzelne Objekt. Hier ruht alles in Sicherheit in einem improvisierten dixia gongdian. Nicht gerade ein traditioneller Untergrundpalast, aber ausreichend.«
Die anderen drei Kammern quollen von Bestattungsbeigabe n über. Bronzeskulpturen, Kupfergefäße, lackiertes Holz und Gegenstände aus Bambus. Objekte aus Gold, Silber und Jade. Musikinstrumente, Töpferwaren und Porzellan. Schwerter, Speerspitzen und Pfeile.
»Zweitausendeinhundertfünfundsechzig Objekte«, berichtet e Pau. »Sogar die Gebeine der Bauleute und der Konkubinen. Ich habe eine vollständige fotografische Bestandsaufnahm e des Grabs gemacht. Die exakte Lage jedes Objekts ist genau dokumentiert.«
»Wie gütig von Ihnen«, sagte Ni. »Ich bin mir sicher, Historiker werden Ihre Sorgfalt eines Tages zu schätzen wissen.«
»Verschafft Ihr Sarkasmus Ihnen ein Gefühl der Überlegenheit?«
»Soll ich vielleicht beeindruckt sein? Sie sind ein Lügner und ein Dieb, genau wie ich es bei unserer ersten Begegnung gesagt habe. Außerdem sind Sie ein Mörder.«
»Ist Ihnen klar, was Mao mit dem hier gemacht hätte?«, fragte Pau, auf den Jadeanzug zeigend. »Und die Stümper, die nach ihm regiert haben. Nichts von alldem hier wäre erhalten geblieben.«
»Die Terrakotta-Soldaten sind aber noch da«, entgegnete Ni.
»Das stimmt. Aber wie lange noch? Der Zustand der Fundstätte verschlechtert sich täglich. Und was unternimmt man dagegen? Nichts. Den
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