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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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war ein Han aus der Provinz Hunan, einer schwülheißen Gegend im Süden. Von hier stammten einige Vordenker der Revolution, von denen Mao Zedong der bedeutendste war. Tang hatte das Technologieinstitut Hunans besucht und war dann zum Geologischen Institut in Peking gewechselt. Nach seinem Abschluss hatte er als Techniker und politischer Lehrer bei einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für Geomechanische Bodenerkundungen gearbeitet. Danach war er als leitender Ingenieur und Leiter der politischen Abteilung für das Zentrale Amt für Geologie tätig gewesen. Damals war die Partei auf ihn aufmerksam geworden. Er erhielt eine Stellung in der Provinz Gansu und anschließend im Autonomen Gebiet Tibet, wo er sich einen guten Ruf als Wissenschaftler und Verwaltungsfachmann erwarb. Schließlich kehrte er nach Peking zurück und stieg vom Assistenten zum Direktor des Generalbüros des Zentralkomitees auf. Drei Jahre später wurde er zum Mitglied des Zentralkomitees selbst ernannt. Inzwischen war er Erster Vize-Parteigeneralsekretär sowie Vizepräsident der Republik und befand sich nur noch einen Schritt von der politischen Spitze entfernt.
    »Herr Minister Tang.«
    Er drehte sich um, als er seinen Namen hörte.
    Der Museumskurator trat auf ihn zu. Der trippelnde Gang des Mannes und seine höfliche Miene sagten Tang, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Tang stand auf dem mit einem Geländer versehenen Gang, der Grube 1 fünfzehn Meter über den Terrakottafiguren umlief. Die sechzehntausend Quadratmeter messende Ausstellungshalle war für die Nacht geschlossen, aber die Deckenleuchten in dem einem Hangar ähnlichen Raum waren gemäß Tangs Anweisungen noch immer eingeschaltet.
    »Man hat mich informiert, dass Sie eingetroffen sind«, sagte der Kurator. Eine Brille baumelte wie ein Pendel an einer Kette vom Hals des Mannes herab.
    »Bevor ich mich zu Grube drei aufmache, wollte ich noch eine Weile hier verbringen«, erklärte Tang. »Der Anblick dieser Krieger enttäuscht mich nie.«
    Draußen standen sechs weitere Hallen in der Dunkelheit, daneben ein Theater, Buchhandlungen und ein ganzer Zirkus von Läden und Buden, die morgen Souvenirs an einen kleinen Teil jener zwei Millionen Besucher verhökern würden, die jedes Jahr hierherströmten, um den Ort zu sehen, der von manchen das achte Weltwunder genannt wurde.
    Für diese Bezeichnung hatte er nur Verachtung übrig.
    Was ihn anbelangte, war dies hier das einzige Weltwunder.
    »Wir müssen miteinander reden, Herr Minister.«
    Der Kurator war ein konservativer Intellektueller und gehörte der Minderheit der Zhuang an, was bedeutete, dass er nicht mehr höher aufsteigen würde. Der gesamte Qin-Shi-Komplex unterstand Tangs Wissenschaftsministerium, und so war dem Kurator vollkommen klar, wem er zur Loyalität verpflichtet war.
    »Ich habe Probleme damit, den Fund geheim zu halten«, berichtete ihm der Kurator.
    Tang wartete auf eine weitergehende Erklärung.
    »Die Entdeckung liegt zwei Tage zurück. Ich habe Sie unmittelbar danach angerufen. Ich habe den Leuten verboten, darüber zu sprechen, aber leider wurde diese Anweisung nicht ernst genommen. Unter den Archäologen … wird geredet. Mehrere von ihnen wissen, dass wir in eine neue Kammer durchgebrochen sind.«
    So etwas wollte Tang nicht hören.
    »Mir ist bewusst, dass Sie die Entdeckung geheim halten wollten. Aber das hat sich als schwierig erwiesen.«
    Hier war nicht der richtige Ort für eine Auseinandersetzung, und so legte er dem Mann beruhigend die Hand auf die Schulter und sagte: »Bringen Sie mich zu Grube drei.«
    Sie verließen die Halle und gingen über einen dunklen Platz zu einem weiteren großen Gebäude, das von innen erleuchtet war.
    Grube 3 war zwanzig Meter nördlich von Grube 1 und hundertzwanzig Meter östlich von Grube 2 entdeckt worden. Sie war die kleinste der drei Fundstellen, und der hufeisenförmige Ausgrabungsort nahm kaum fünfhundert Quadratmeter ein. Hier waren nur achtundsechzig Terrakottafiguren und ein von vier Pferden gezogener Streitwagen gefunden worden. Keine der Figuren war in Schlachtformation aufgestellt gewesen.
    Dann hatte man begriffen.
    Uniformen, Gesten und Aufstellung der Soldaten legten nahe, dass Grube 3 die Befehlszentrale der unterirdischen Armee war, die Generälen und leitenden Offizieren vorbehalten blieb. Die Krieger waren mit dem Rücken zur Wand aufgefunden worden. Sie waren mit Bronzestangen ohne Klingen ausgestattet gewesen, eine rituelle Waffe, die nur von der

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