Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Interessanterweise war die hintere Tür im Gegensatz zum Vordereingang nicht vergittert. Vielleicht war dies wieder Stephanies Eingreifen zu verdanken. Erstaunlich, was so ein paar Russen, die sich zur Zusammenarbeit bereiterklärten, alles erreichen konnten.
Der Anführer griff durch eine zerbrochene Scheibe in der Tür und öffnete die Klinke von innen. So musste es offensichtlich auch Cassiopeia gemacht haben.
Die drei verschwanden nach drinnen.
Malone ging zwischen den sanften Düften und den Blüten der Blumenbeete hindurch zur Tür.
Er griff nach seiner Beretta.
26
Provinz Gansu, China
Tang tippte ein Passwort ein und stellte die Videoverbindung her. Er zog die virtuelle Kommunikation realen Begegnungen vor. Wenn man auf eine angemessene Verschlüsselung achtete, waren Sicherheitsbedenken vollkommen überflüssig. Es sei denn, einer der Gesprächspartner gestattete einem Unberechtigten den Zugang.
Doch diese Sorge hatte er hier nicht.
Alle Teilnehmer hatten einen Eid abgelegt und fühlten sich der Bruderschaft verpflichtet. Alle waren loyale und engagierte Mitglieder der Ba.
Er strich über das Touchpad, und der Bildschirm unterteilte sich in zehn Fenster. In jedem erschien das Gesicht eines Mannes. Alle sahen aus wie Han-Chinesen und waren in den Fünfzigern wie er selbst. Sie bekleideten ganz unterschiedliche Positionen. Einer war Richter am Obersten Volksgerichtshof. Mehrere waren hoch geachtete Minister. Zwei waren Armeegeneräle. Und drei waren Mitglieder des mächtigen Zentralkomitees. Alle waren – stetig und unbemerkt – in der Hierarchie aufgestiegen, genau wie Tang, und dienten der Ba als Unterführer. Sie kontrollierten andere Brüder, die verschiedene Ämter in der Nationalregierung oder den Provinzregierungen innehatten oder im Militär dienten. Ihre Zahl war begrenzt, alles in allem waren sie kaum mehr als zweitausend, aber das genügte für das, was sie vorhatten.
»Guten Tag«, sagte Tang ins Mikrofon seines Notebooks. Obwohl China von Ost nach West fünftausend Kilometer maß und sich über drei internationale Zeitzonen erstreckte, galt allgemein die Pekinger Zeit. Er hatte diese Logik nie verstanden, da sie zu äußerst ärgerlichen Unterschieden in den Arbeitszeiten führte, aber sie erklärte die ganz unterschiedliche Kleidung der Männer auf dem Bildschirm.
»Ich möchte berichten, dass der Gesundheitszustand des Parteigeneralsekretärs sich rapide verschlechtert«, sagte er. »Ich habe erfahren, dass ihm nicht einmal mehr ein Jahr bleibt. Natürlich wird man diese Tatsache geheim halten. Aber es ist unabdingbar, dass wir in ständiger Bereitschaft stehen.«
Er sah nickende Köpfe.
»Im Zentralkomitee ist alles vorbereitet«, erklärte er. »Wir haben eine sichere Mehrheit für das Amt des Generalsekretärs.«
Das äußerst mächtige Zentralkomitee hatte einhundertachtundneunzig Mitglieder. Tang hatte mehr als hundert Männer, die nicht der Ba angehörten, für sich gewonnen. Genau wie er glaubten sie, dass China einen Weg einschlagen sollte, der eher an Mao als an Deng Xiaoping erinnerte.
»Und was ist mit Ni Yong?«, fragte einer seiner Gesprächspartner. »Er findet zunehmend Unterstützung.«
»Um diese Angelegenheit werden wir uns kümmern. Ein ehrenhaftes Staatsbegräbnis wird dafür sorgen, dass die Menschen sich hinter uns scharen.«
»Ist das wirklich nötig?«
»Die einfachste Möglichkeit, das Problem zu beseitigen, besteht darin, den Kandidaten zu beseitigen. Wir haben hier darüber diskutiert, und es wurde gebilligt.«
»Unter Vorbehalt«, fügte einer der anderen Männer rasch hinzu. »Als letztes Mittel. Je nachdem, wie Ni stirbt, könnte das Folgen haben. Wir wollen keinen Märtyrer schaffen.«
»Das wird nicht geschehen. Man wird sagen, dass eine seiner vielen Untersuchungen aus dem Ruder gelaufen ist und zu seinem Tod geführt hat. Er wird im Ausland umkommen.«
Er sah, dass mehrere seiner Gesprächspartner seine Meinung teilten, aber nicht alle.
»Ni hat starke Unterstützung im Militär«, sagte einer der Generäle. »Sein Tod wird Staub aufwirbeln.«
»Das ist kein Problem. Das Gesamtbild ist so, dass man ihn bald vergessen wird, wenn alles nach Plan verläuft. Der Tod des Parteigeneralsekretärs wird überraschend kommen. Das wird unvermeidlich zu Ungewissheit führen, und diesen Zustand wird das Volk nicht lange dulden. Es wird sich nach Sicherheit sehnen, und wir werden sie ihm verschaffen.«
»Wie schnell werden wir vorgehen?«
»So
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