Das verbotene Tal
wollen!“
erlaubte Timmy dem Alten, während er seinem Freund einen trotzigen Blick
zuwarf. „Und wir erzählen bestimmt niemandem etwas, denn Boomer und ich haben
ein Gelübde abgelegt, niemandem zu verraten, was immer in unserer Höhle
geschieht.“
Er wartete, daß Boomer seine Worte
bestätige. Der aber sah mürrisch drein und scharrte mit einer Schuhspitze im
Waldboden. Timmy ließ nicht locker.
„Stimmt’s nicht, Boomer?“ forderte er
den Freund heraus.
Boomer wand sich und runzelte die
Stirn, brachte aber endlich doch ein knurriges „Ja!“ zustande. Aber er schien
ganz und gar nicht erbaut davon, daß jemand ihre Höhle bewohnte.
Dann warf er einen Blick auf die Sonne
und meinte schroff:
„Wir müssen uns beeilen, Timmy! Es wird
spät!“
Schon wollte er sich abwenden, da fiel
ihm ein, was sich gehörte.
„Auf Wiedersehen, Herr... ja, wie
heißen Sie eigentlich?“
„Joey!“ erwiderte der Alte leise. „Jawohl:
Joey!“
„Nur Joey?“ Boomer schien überrascht. „Und
sonst, weiter? Ich meine den anderen Namen, den man auf Briefe schreibt.“
„Ich habe keinen anderen, und ich
brauche auch keinen, denn mir schreibt niemand Briefe!“ sagte der Mann ruhig. „Joey
genügt vollkommen.“
Boomer sah ihn scharf an. Irgendwie
leuchtete ihm das nicht ein.
„Komm doch, die Zeit drängt!“ Timmy
begriff nicht, wozu Joey einen Familiennamen brauchte. Joey war doch ein
schöner Name!
So brachen die beiden Jungen auf;
Lassie trottete wieder voraus. Joey schaute ihnen nach, bis sie zwischen den
Bäumen verschwanden. Dann schüttelte er grimmig den Kopf.
„Hoffentlich erfahren die beiden netten
Bürschlein nie, daß ich mich vor der Polizei verstecke!“
HILFE IN DER NOT
Kaum waren sie außer Sichtweite von der
Höhle, da sagte Boomer:
„Komm schnell! Wir müssen Herrn Bennett
sagen, wo er sich versteckt!“
„Unmöglich!“ fuhr Timmy auf. „Wir haben
doch versprochen, nichts zu verraten.“
„Hält dein Dad ihn nicht für den
entsprungenen Sträfling?“ drang Boomer in den Freund. „Vielleicht bekommen wir
noch eine Belohnung, wenn er mit unserer Hilfe erwischt wird!“
Timmy blieb ein wenig zurück; er wurde
rot.
„Da habe ich ein bißchen geschwindelt“,
gab er zu. „Ich weiß nämlich, daß er nicht der entwichene Verbrecher ist.“
„So?“ Boomer sah ihn stirnrunzelnd an. „Woher
willst du das denn wissen?“ fragte er mißtrauisch. „Du lügst ja!“
„Versprichst du mir, es niemandem zu
sagen?“ flüsterte Timmy geheimnisvoll. „Ehrenwort?“
„Hmmm“, nickte Boomer. „Also los!“
Timmy erzählte ihm, daß der Alte aus
einem Krankenhaus davongelaufen sei. „Wenn man ihn erwischt, bringt man ihn
dahin zurück — und das möchte er nicht!“ schloß er.
„Das ist alles?“ Boomer war sichtlich
enttäuscht. Er hatte etwas viel Spannenderes erwartet — mit Spionen und
gestohlenen Landkarten, wie man es in den Bildgeschichten erleben konnte.
„Das ist genug!“ meinte Timmy
entschieden. „Wenn du in deinem Zimmer bleiben müßtest und dauernd Spritzen
bekämst, würdest du auch weglaufen!“
„Hm“, nickte Boomer nachdenklich. „Vielleicht
wäre es wirklich gemein, wenn man ihn verhaften ließe!“
Während des restlichen Heimwegs
unterhielten sie sich von anderen Dingen und versuchten zu erraten, was für
Waldtiere ihnen Joey das nächste Mal präsentieren würde. Timmy hoffte auf einen
Bären, während Boomer deutlich einen Puma bevorzugte.
Der alte Joey aber dachte gerade in
diesem Augenblick an ganz andere Dinge als seine wilden Lieblinge. Hungrig
wickelte er das Zeitungspapier von dem Brot, das Timmy ihm dagelassen hatte.
Zwei bis drei Bissen durfte er sich gönnen, dann blieb noch immer ein gutes
Stück für morgen früh übrig. Während des Essens überflogen seine Augen
beiläufig die Schlagzeilen des Zeitungsblattes. Und ganz plötzlich verging ihm
aller Appetit. Gebannt starrte er auf die Worte, die ihm da geradezu ins
Gesicht sprangen.
STRÄFLING NOCH IMMER FREI! stand in der
„Calverton Tribune“. Und darunter: DIE FAHNDUNG NACH DEM ENTWICHENEN VERBRECHER
WIRD IM WEITEN UMKREIS VON CALVERTON FORTGESETZT!
Der Mann nahm das Blatt, und seine Hand
zitterte plötzlich.
„Noch immer hat man keine Spur des
gefährlichen Blackie Sanders entdeckt, der vor nahezu zwei Wochen in der
Umgebung unserer Stadt gesichtet wurde. Sheriff Bennett hält scharf die Augen
offen, obwohl er meint, Sanders sei inzwischen längst in einen
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