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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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überprüft. Wir finden keine Verbindung zu früheren Fällen.«
    »Das heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Er hat Nanna ins Wasser geschoben. Du hast die Gegend ja gesehen. Wild. Abgelegen. Es gibt wahrscheinlich noch mehr, wovon du nichts weißt.«
    »Später, Bengt.«
    »Nein.« Es klang verärgert. Er hatte die Augen geöffnet und blitzte sie an. »Nicht später. Du weißt doch gar nicht, was das Wort bedeutet. Ich sag’s dir. Es törnt ihn an, dass nur er und das Mädchen wissen, wie und wo es endet. Für ihn ist das Intimität. Wie eine Liebesaffäre.«
    »Später«, wiederholte sie und schaltete den Fernseher ein.
    Sie schauten zusammen die Nachrichten. Buchard hatte eine Mitteilung herausgegeben, die Kemal entlastete. Er sei durch einen tragischen Zufall unter Verdacht geraten, sagte der Chef. Kein Wort darüber, wie sich die Polizei hatte täuschen lassen. So liefen die Dinge nun mal. Entweder man hatte recht und war ein Held, oder man hatte unrecht und war ein Verbrecher. Es gab nichts dazwischen, keine Grauzone. Nicht für die Medien. Schwarz und weiß. Sonst nichts. Wie in der Politik, dachte sie, während ein Ausschnitt aus dem Rededuell zwischen Hartmann und Bremer über den Bildschirm lief.
    Die beiden unterschieden sich weder in ihren Worten noch in ihren Gesten oder ihrem Mienenspiel. Anfangs aber hatte Bremer die Oberhand gehabt, man hatte ihm angesehen, wie überlegen er sich fühlte, hatte einen Hauch von Siegesgewissheit in seinen Augen gesehen. Jetzt nahm dasselbe Interview eine ganz andere Färbung an. Bremers staatsmännisches Auftreten erschien nun selbstgefällig und oberflächlich, Hartmanns unüberlegte und scheinbar unkluge Verteidigung des Lehrers dagegen mutig und weitsichtig. Der Kontext machte den Unterschied. Doch um den Kontext zu verstehen, brauchte man Fakten und Fixpunkte, von denen aus man die Perspektiven beurteilen konnte. All das fehlte im Fall Birk Larsen.
    »Ich werde heute entlassen«, sagte Bengt und schaltete die Nachrichten aus.
    »Ich rede mit meiner Mutter. Wir können erstmal bei ihr wohnen.«
    »Macht euch keine Umstände. Ich fahre nach Schweden zurück.«
    Etwas flammte in ihr auf, Panik vielleicht.
    »Warum?«, fragte Lund.
    »Du hast zu tun. Ich hab die Handwerker im Haus. Und deine Mutter fände das komisch.«
    Er schloss für einen Moment die Augen. Sie betrachtete die blauen Flecken in seinem Gesicht. Wann würden sie verschwinden?
    »Es ist keine Schande, wenn man sich irrt«, sagte er.
    »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
    Sie stand auf. Er hielt sie zurück.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Du wirst ihn schon finden. Hab Geduld.«
    Lund setzte sich auf den Bettrand.
    »Und wenn nicht?«
    »Du findest ihn.«
    »Wir haben uns festgefahren. Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    »Das kommt schon wieder. Bleib dran. Was wisst ihr bis jetzt?«
    »Gar nichts.«
    »Moment mal, Sarah. Das stimmt nicht. Und das weißt du auch.«
    »Okay. Am Freitag, dem 31. Oktober, geht Nanna Birk Larsen zu der Fete in ihrer Schule. Am selben Tag liefert ein Fahrer Material für Troels Hartmanns Wahlkampf dort ab.«
    Lund stand auf, ging im Raum umher, versuchte nachzudenken.
    »Dem Fahrer wird schlecht. Er verliert den Autoschlüssel und kommt ins Krankenhaus. Gegen halb zehn verlässt Nanna die Party mit dem Fahrrad. Jemand findet den Autoschlüssel und folgt ihr.«
    »Moment, Moment«, unterbrach Bengt. »Warte mal. Das kann keine spontane Tat gewesen sein. Er hat nicht zufällig den Autoschlüssel gefunden und dann ein Verbrechen begangen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Doch, so muss es gewesen sein.«
    »Nein, er ist nicht impulsiv. Er plant seine Handlungen genau.«
    »Bengt! Der Wagen stand vor der Schule. Es kann nicht anders gewesen sein. Niemand konnte wissen, dass dem Fahrer schlecht werden würde.«
    »Das passt aber nicht zu dem Profil, das ich erstellt habe.«
    »Und wenn dein Profil nicht stimmt? Ich weiß, du willst mir helfen, aber … wenn überhaupt alles nicht stimmt? Unsere Sicht der Sache. Die Idee, dass es da ein Muster gibt. Eine Art Logik.«
    Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein.
    »Ein neunzehnjähriges Mädchen wird gekidnappt, gefangen gehalten und vergewaltigt. Immer wieder. Brutal. Normalerweise gibt es da eine Art Logik. Aber hier …«
    »Vergiss, was du weißt. Vergiss alles, was ich gesagt habe. Geh an den Anfang zurück. Dann geh noch weiter zurück. Es gibt eine Methode, Sarah. Eine Vorgehensweise, die er sich zurechtgelegt hat.«
    Sie

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