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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Überwachungsvideo anschauen, um zu sehen, wer den Schlüssel geholt hatte. Das war ja wohl nicht falsch.«
    »Und?«
    »Es war weg.« Er schien noch immer perplex. »Derjenige, der den Schlüssel geholt hat, muss auch das Band genommen haben. Wie hätte sonst …«
    »O Gott«, fauchte Meyer.
    »Das ist die reine Wahrheit. Ehrlich. Ich bin 64. Wieso sollte ich lügen? Wenn herauskommt, dass das Band weg ist, kriegen wir alle Ärger. Die Typen da oben warten doch nur drauf, uns einen Tritt in den Hintern zu verpassen. Noch ein Jahr, dann geh ich in Rente. Wieso sollte ich für jemand anderen den Kopf hinhalten? Ich war ja nicht mal im Dienst, als ich den Wagen zurückgebracht hab. Und Sie behandeln mich hier wie einen Verbrecher …«
    »Sie sind ein Verbrecher«, sagte Meyer. »Wir haben eine ganze Woche damit vertan, irgendwelchen Phantomen nachzujagen. Ein Unschuldiger liegt im Krankenhaus. Der Vater des Mädchens sitzt im Gefängnis. Hätten wir das alles früher gewusst … Lund? Lund?«
    Sie war aufgestanden und blickte ins Rathaus. Die schön gefliesten Korridore. Die schimmernden Holztreppen. Wappen und Kronleuchter. Gedenktafeln. Alle Insignien der Macht.
    Jemand war hier heruntergekommen und hatte den Schlüssel zu dem Auto geholt, in dem dann Nanna Birk Larsen gestorben war. Hatte das Band mitgenommen, auf dem man ihn hätte erkennen können. Sie hatten die ganze Zeit an der falschen Stelle gesucht.
    »Zeigen Sie’s mir. Zeigen Sie mir, wo der Wagen stand.«
    Meyer zögerte.
    »Der Chef hat gesagt, wir sollen anrufen, wenn …«
    »Buchard kann warten«, sagte sie.
    Die Tiefgarage gegenüber dem Rathaus. Nackte graue Betonböden. Der alte Wachmann bekam Angst.
    »Ich hab den Wagen an dem Freitag um halb acht hier abgestellt.«
    Drittes Parkdeck. Gähnend leer.
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«, wollte Meyer wissen.
    »Ja! Dann hab ich den Schlüssel in der Pförtnerloge aufgehängt und bin nach Hause.«
    Lund betrachtete die Decke, die Wände, die ganze Anlage.
    »Wer hat alles Zugang zu der Loge?«, fragte Meyer.
    »Nicht viele. Wir sind schließlich der Sicherheitsdienst. Aber an dem Abend war ein Fest.«
    »Im Rathaus?«
    »Ja.« Er schaute grimmig drein. »Was die so Fest nennen. Nicht, wie Sie sich ein Fest vorstellen.«
    Er versuchte Meyer anzulächeln.
    »Oder ich. Schöne Reden und billiger Sekt. Der Wahlkampf wird immer mit einem großen Fest eröffnet. Plakatfest nennen sie’s. Wenn die Plakate aus der Druckerei kommen, stehen sie drumherum und bilden sich ein, sie hätten die Wahl schon gewonnen.«
    »Und wenn so ein Fest stattfindet, was ist dann?«
    »Dann herrscht hier ein ständiges Kommen und Gehen. Da verliert man leicht den Überblick. Die geben ihre Schlüssel ab, die holen ihre Schlüssel. Man muss ihnen zeigen, wo die Toilette ist, sie zum Pinkeln bringen.«
    »Und weiter?«
    »Ich hatte an dem Abend keinen Dienst. Sonst hätte ich versucht, die Kontrolle zu wahren. Aber das ist nicht so leicht. Wir können die Pförtnerloge nicht die ganze Zeit besetzt halten. Das geht einfach nicht.«
    »Also konnte jeder rein und den Schlüssel holen?«
    »Und das Band«, ergänzte er.
    Meyer schlug sich an die Stirn. »Na toll.«
    »Sehen wir mal, was wir noch haben«, sagte sie.
    Sie wandte sich dem Wachmann zu.
    »Wer hat das Fest veranstaltet?«
    Er machte ein Gesicht, als müsste sie das doch wissen.
    »Hartmann. Der, der hier herumstolziert und meint, er könnte den alten Bremer auf die Straße setzen. Die Frauen schwärmen für ihn, ich weiß. Sieht ja auch gut aus. Aber ehrlich gesagt …«
    Ein grimmiges Auflachen.
    »Was ist so ein Milchbubi schon gegen einen gestandenen Mann?«
    Halb neun. Zurück im Polizeipräsidium. Meyer am PC, auf dem Bildschirm die Überwachungsbänder. Buchard neben ihm.
    »Wir wissen nicht, wer den Schlüssel geholt hat«, sagte Lund. »Das Band ist verschwunden. Aber …«
    Sie saß zufrieden und bequem vor dem Bildschirm, spulte vor und zurück, bis sie die richtige Stelle hatte.
    »Um 19 Uhr 55 passiert das hier.«
    Zwei Autos verließen das dritte Parkdeck. Der schwarze Ford ganz hinten, ein silberner Volvo nahe der Kamera. Rechts im Bild, zwei Plätze von dem Wagen entfernt, in dem Nanna gestorben war, ging die Tür zum Treppenhaus auf. Leute kamen herein. Eine Familie. Direkt von dem Fest.
    »Luftballons«, sagte Buchard. »Habt ihr mich geholt, damit ich mir Luftballons anschaue?«
    »Vergiss die Ballons«, antwortete Lund. »Achte auf den

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