Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Präsidium kommen. Jetzt gleich.«
»Wegen Holck und diesem Wagen?«
»Es klang nicht so.«
»Worum kann’s sonst gehen?«
»Das weiß ich nicht. Jetzt gleich, haben sie gesagt. Oder sie kommen her und holen dich. Und das möchte ich auf keinen Fall.«
Hartmanns Glas verharrte auf halbem Weg zu seinem Mund. Er schlug auf den Tisch. Dunkler Burgunder spritzte auf das Nussbaumfurnier. Dann holte er seinen Mantel. Skovgaard ebenfalls. Und auch der futternde Weber, nachdem sie ihm einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte. Zehn Minuten später gingen sie über den offenen Hof auf die Wendeltreppe zu, die zur Mordkommission führte.
Lund erwartete sie mit Meyer und Svendsen im Flur vor dem Vernehmungszimmer.
»Ich hatte nur Sie hergebeten, Hartmann«, sagte sie mit einem Blick auf Skovgaard und Weber.
»Ich hab jetzt wirklich keine Zeit für so was.«
»Wir möchten mit Ihnen allein sprechen.«
»Worum geht es denn?«
Lund zeigte auf die Tür.
»Nehmen Sie einfach Platz.«
Skovgaard wurde böse.
»Wenn das ein Verhör werden soll, dann sagen Sie’s. Wir haben schon genug Ärger Ihretwegen, Lund.«
Meyer lächelte sie an.
»Nur ein paar Fragen. Ein Politiker sollte der Polizei doch helfen.«
»Sie können gern einen Anwalt anrufen, wenn er das will«, fügte Lund hinzu.
Hartmann sah sie wütend an.
»Weshalb zum Teufel sollte ich einen Anwalt brauchen?«
Sie antworteten nicht. Hartmann fluchte, ging hinein, bedeutete Skovgaard und Weber, draußen zu bleiben. Lund und Meyer setzten sich ihm gegenüber, zeigten ihm das Video aus der Tiefgarage.
»Sieht aus wie einer von unseren Wagen«, sagte Hartmann. »Aber da stehen viele schwarze Autos.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer ihn fährt?«, fragte Lund.
Er zuckte die Schultern.
»Nein. Wieso sollte ich? Wenn es wichtig ist, kann ich das von unseren Leuten überprüfen lassen.«
»Nicht nötig«, sagte Meyer. »Wir sind hier bei der Polizei, schon vergessen?«
Er drückte ein paar Tasten. Zoomte den Wagen heran. Ein Gesicht auf dem Bildschirm. Zur Verdeutlichung reichte er Hartmann einen Ausdruck.
Hartmann sah sich das Bild an.
»Ja«, sagte er. »Das war nach dem Plakatfest. Ich hatte meinem Fahrer für den Abend freigegeben und einen von unseren Wagen genommen.«
Lund lächelte. Svendsen brachte Kaffee. Hartmann entspannte sich ein wenig.
»Sie haben das Fest ziemlich früh verlassen«, sagte sie.
»Ich hatte Kopfschmerzen. Außerdem musste ich eine Rede schreiben.«
Lund schenkte ihm Kaffee ein.
»Wohin sind Sie gefahren?«
»Wir haben eine Wohnung in der Store Kongensgade. Da wollte ich die Rede fertig schreiben. Warum?«
»Wer hat einen Schlüssel zu der Wohnung?«, fragte Meyer.
»Ich. Und ein Zweitschlüssel liegt im Büro. Ein paar Beamte könnten auch einen haben, das weiß ich nicht genau.«
»Aber Sie benutzen die Wohnung.«
»Das hab ich Ihnen doch gesagt. Was soll denn das?«
Lund schob ein paar Fotos über den Tisch, zeigte sie ihm.
»Der Wagen, mit dem Sie gefahren sind, ist der, in dem Nanna Birk Larsen gefunden wurde. Er wurde an dem Abend zum Rathaus zurückgebracht. Dann haben Sie ihn genommen.«
Er schüttelte den Kopf, schwieg.
»Was ist in der Wohnung passiert?«, fragte Meyer.
»Das kann nicht derselbe Wagen sein.«
»Was ist in der Wohnung passiert?«, wiederholte Meyer.
»Nichts. Ich war nur ein paar Stunden dort.«
»Nanna Birk Larsen auch.« Lund nahm einige neue Fotos. »Sie hatte einen Schlüssel. Jemand ist dort über sie hergefallen und hat sie dann in dem Wagen weggebracht.«
Lund schob die Fotos aus der Store Kongensgade über den Tisch. Glasscherben auf dem Boden. Fingerabdruckmarkierungen.
»In unserer Wohnung?«, fragte Hartmann nach einer Weile.
»Seit wann kannten Sie das Mädchen?«, fragte Meyer.
Hartmann sah wie gebannt auf die Bilder. Blätterte sie langsam durch, offenen Mundes, das Gesicht starr.
»Ich kannte sie nicht. Ich hab sie nie gesehen.«
Meyer schnaubte.
»Der Wagen. Die Wohnung. Und beides haben Sie bisher mit keinem Wort erwähnt.«
»Weil es nichts zu erwähnen gab! Ich hab den Wagen genommen. Ich bin in die Wohnung. Ich hab ein paar Bier getrunken. Dann hab ich beschlossen, zu Fuß nach Hause zu gehen.«
Sie schwiegen.
»Am Montagmorgen wollte ich den Wagen holen, aber er war weg. Ich nahm an, dass jemand vom Wahlkampfbüro in der Wohnung gewesen war und den Schlüssel gefunden hatte. Ich hatte ihn auf dem Tisch liegenlassen. Irgendjemand muss ihn an sich genommen
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