Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
verwirrt.
»Lotte ist gekommen, um auf die Kinder aufzupassen. Aber sie war nicht lange hier. Dann ist Pernille mit den Kindern weggefahren.«
Birk Larsen stand mit den Händen in den Taschen da, begriff nicht.
»Wieso?«
»Keine Ahnung.«
»Wohin?«
»Woher soll ich das wissen, verdammt nochmal?«
Birk Larsen sah ihn wütend an.
»Hast du mit ihr gesprochen?«
»Ich dachte, sie wollte dich abholen.« Skærbæk zögerte. »War sie nicht da?«
Birk Larsen ging wieder nach oben. Rief noch einmal an. Vergeblich.
Pernille brachte ihre Schwester Lotte ins Polizeipräsidium. Schleifte sie hin, so wie es aussah.
Lund hörte zu. »Erzählen Sie mir vom dem Club, Lotte«, sagte sie dann. »Dem Heartbreak.«
»Das ist ein privater Club. Für Mitglieder. Man kommt nur auf Einladung rein.«
Meyer saß schweigend dabei und machte sich Notizen.
»Was hat Nanna da gemacht?«
»Sie hat an den Tischen bedient. Aber ich hatte sie immer im Auge.«
»Hat es ihr dort gefallen?«
»Ja, sehr. Sie fand’s spannend. Es war was anderes.«
»Was anderes?«, fragte Meyer.
»Als in der Spedition am Telefon zu sitzen.«
Pernille saß auf der anderen Seite der Glasscheibe im Flur. Sie hatte unbedingt bleiben wollen.
»Woher wussten Sie, dass sie sich mit einem Mann getroffen hat?«
»Sie ist öfter zu spät gekommen und hat sich immer wieder freigenommen. Aber …«
Lotte war eine hübsche Frau, doch ihrem traurigen, blassen Gesicht sah man die langen Nächte und vielleicht noch etwas anderes an.
»Aber auf mich hat das ganz harmlos gewirkt.«
»Und was war dann?«
»Eines Abends kam sie gar nicht. Da hab ich Theis angerufen und ihm alles erzählt. Wir sind herumgefahren und haben sie gesucht. Dann bekam ich einen Anruf von einem Hotel. Sie hatte denen meine Nummer gegeben.«
Lund beobachtete sie, wunderte sich.
»Sie hatte sich ein Hotelzimmer genommen?«
»Sie war fix und fertig. Hatte zu viel getrunken. Ich glaub, der Typ hatte sie abserviert. Er war nicht dort. Nur Nanna.«
»Hat sie Drogen genommen?«
»Ich glaub nicht.«
»Hat sie von dem Mann gesprochen?«
»Der war wohl verheiratet oder so. Sie hat da nichts rausgelassen. Wollte nicht mal sagen, wie er hieß. Nanna …«
Eine lange Pause.
»Es gibt ja eine Phase bei den Kids, da verlieben sie sich jede Woche in jemand anderen.«
»Nanna nicht«, sagte Lund. »Die Sache ging über Monate.«
»In dem Fall schon. Faust hat sie ihn genannt.«
»Faust?« Lund notierte sich den Namen.
»Das war aber nicht sein richtiger Name.«
»Kann man sich denken. Warum hat sie ihn so genannt?«
»Das weiß ich nicht.«
Meyer schaltete sich ein.
»Das war alles im Frühjahr und Sommer. Später hat sie nicht mehr von ihm gesprochen?«
»Nein.« Lottes Augen wanderten zu der Gestalt im Flur. »Pernille hat gemeint, es sei vielleicht wichtig, dass Sie davon erfahren.«
»Auf jeden Fall«, sagte Meyer und beließ es dabei.
»Hat sie gesagt, wo sie sich mit diesem Faust getroffen hat?«, fragte Lund.
»In Hotels, nehm ich an.«
»Wissen Sie, in welchen?«
Lotte Holst dachte nach.
»Am Anfang waren es Hotels. Später war’s eine Wohnung, glaub ich.«
»Eine Wohnung?«
»Ja. Ich weiß noch, dass sie mal gesagt hat, es sei voll edel da. Antike Möbel. Sehr teuer.«
Lund wartete. Als nichts mehr kam, fragte sie: »Wo?«
»Ich weiß nicht.« Noch etwas fiel ihr ein. »Sie hat nur gesagt, es sei nicht weit von den alten Marinehäusern. Den gelben, die man mit der Schulklasse besichtigt.«
»Nyboder?«, fragte Lund und sah Meyer an.
»Ja, kann sein.«
»Vielleicht in der Store Kongensgade?«
Lotte blinzelte.
»Ja, genau.« Sie sah beide an. »Woher wissen Sie das?«
Lund fuhr um kurz nach zehn zur Wohnung ihrer Mutter. Als sie die Treppe hinaufging, rief Meyer an.
»Es gibt keinen Faust in der Mitgliederliste des Heartbreak Clubs. Und Hartmanns Leute haben angerufen. Ab sofort dürfen wir nur noch über einen Anwalt mit ihm sprechen.«
»Ist jemand aus seinem Büro Mitglied in dem Club?«
»Soweit ich sehe, nicht.«
Die Wohnung war dunkel und still. Und leer.
»Das ist ein Deckname, Meyer. Faust – du weißt schon. Der, der seine Seele dem Teufel verschrieben hat. Geh in den Club und schau dich ein bisschen um.«
»Hörst du nicht die Musik? Was glaubst du wohl, wo ich gerade bin?«
Geräusche im Hintergrund. Blecherne Discomusik, Stimmengewirr.
Lund schlenkerte ihre Stiefel weg, machte in der Küche Licht und öffnete den Kühlschrank. Nichts. Auf
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