Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
das sie haben wollte?«
»Alle Buchungen für die Wohnung. Wann sie benutzt worden ist. Von wem.«
»Troels?«
Skovgaards Stimme hatte diesen seidigen, einschmeichelnden Klang, der auch nerven konnte.
»Ja?«
»Die Fraktionsvorsitzenden sind auf dem Weg hierher. Überleg dir die Sache nochmal.«
»Schick sie rein.«
»Troels!«
Er ging in sein Büro hinüber und wartete.
Holck war der Erste.
Sie zogen die beste Computerspezialistin der KTU hinzu, eine junge Frau, die aussah, als wäre sie noch keine zwanzig.
»Können Sie die Seite hacken?«, fragte Meyer.
»Ich hör wohl nicht recht. Hacken ist illegal. Wir sind hier bei der Polizei.«
»Wie kommen Sie dann rein?«
»Ich frage höflich an. Wenn das nichts bringt, sage ich denen, ich komm vorbei und schau mir alle Bilder auf ihrem PC an.«
Sie war blond, hatte ein freundliches Gesicht und ein liebenswürdiges Lächeln. Sie hielt einen Zettel mit einer Reihe von Buchstaben und Zahlen in der Hand.
»Aha«, sagte sie. »Mit höflich war’s nichts.«
Sie ging auf einen Bereich der Seite, den Lund auf ihrem Laptop zu Hause noch gar nicht gesehen hatte.
»Da gibt es verschiedene Levels. Einen für gelegentliche Outsider wie Sie. Dann einen für die wenigen Privilegierten. Und was ganz Exklusives, wenn man bereit ist, dafür zu zahlen.«
Noch nie hatte Lund jemanden so schnell und flüssig tippen sehen. Das Licht des Bildschirms fiel auf das einfache, aber selbstbewusste Gesicht der jungen Frau. Eine Namensliste erschien. Lund sah sie durch.
»Erkennen Sie irgendeine Verbindung zu Hartmann?«, fragte Meyer.
»Moment noch.«
Die Kriminaltechnikerin runzelte die Stirn.
»Das sind alles Codenamen. Scheint eine ziemlich anrüchige Website zu sein, Leute. Wenn das, äh …« Sie wedelte mit den Händen. »Wenn das eine normale Partnervermittlung wäre, dann bräuchten die sich ja nicht zu verstecken.«
Wieder flogen ihre Finger über die Tastatur.
»›Faust‹ ist ein eher konventioneller Name. Andere sind da etwas anschaulicher, um es mal so zu auszudrücken.«
Eine Art Tabelle erschien.
»Unser faustischer Freund war ganz schön fleißig.«
Die Einträge rollten über den Bildschirm.
»Er hat sein Profil vor einem Jahr erstellt. Und er hatte Kontakt mit ziemlich vielen Frauen.«
Sie öffnete einige der Mails.
»Was für ein Charmeur! Er kennt superschicke Hotels.« Sie zwinkerte Meyer zu. »Eine Suite im Hilton gefällig?«
»Im Moment nicht. Wo sind die persönlichen Informationen?«
»Wo wohl? In seiner Brieftasche.«
Die Liste wurde immer länger.
»Ah, hier. Im April kontaktiert er jemanden namens NBL. Kindisch. Warum schreibst du nicht deinen richtigen Namen rein, Nanna?«
Sie drückte ein paar Tasten, und die Einträge reduzierten sich auf diese eine Korrespondenz.
»Sie treffen sich. Das ganze Frühjahr über haben sie regelmäßig Kontakt. Im Sommer hört es dann auf.« Sie scrollte ans Ende. »Er versucht weiter, sie zu erreichen, aber sie antwortet nicht mehr.«
Sie kratzte sich an der Wange.
»Bei mir ist es normalerweise umgekehrt.«
»Kann man erkennen, wer Faust ist?«, fragte Lund.
»Nicht direkt. Solche Portale hüten sich, Kreditkartendetails zu speichern. Ich könnte es einmal mit der Seite des Administrators versuchen.«
»Tun Sie das«, sagte Meyer.
»Aber wenn ich ehrlich sein soll: Das wird nichts bringen. Die Leute sind nicht dumm. Die wollen nicht, dass man ihre User nachverfolgen kann. Das gibt nur Probleme. Sie wollen gar nicht ernsthaft wissen, wer die sind.«
»Wir haben also keine Ahnung, wer Faust sein könnte?«, fragte Lund.
»Das hab ich nicht gesagt.«
Ein neuer Bildschirm. Daten, Uhrzeiten, lange Zahlenkolonnen.
»Das sind die Logfiles. Da sieht man die IP-Adressen der Netzwerke, von denen aus er sich eingeloggt hat.«
Ihre Finger kamen auf der Tastatur zum Stillstand.
»Was ist?«, fragte Lund.
»Diese Treffer hier. Er hat nur zwei Netzwerke benutzt. Komisch. Die meisten Leute sind doch heute viel unterwegs. Nur zwei Orte, das ist ungewöhnlich.«
Sie gab Zahlen in ein Formular ein.
»Meistens hat er das Intranet des Rathauses benutzt. Der Rest … einen Moment Geduld noch.«
Weitere Fenster, weiteres rasantes Tippen. Die Seite einer Telekomgesellschaft. Eine mysteriöse Text- und Zahlenreihe.
»Der Rest kommt von einem Router in der Wohnung in der Store Kongensgade.«
Meyer musterte sie.
»Aber wer’s ist, können Sie nicht sagen?«
Sie leckte ihren Finger ab und hielt ihn hoch,
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