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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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nach, ob ihr alles für die Schule habt«, sagte sie.
    Doch die Jungen rannten zu ihm. Er hob sie hoch. Warme kleine Körper in seinen starken Armen. Sie dufteten nach Seife und Shampoo. Frisch gebadet. Bald würde er ihnen eine Geschichte vorlesen müssen.
    »Warum musst du arbeiten?«, fragte Anton.
    »Darum.«
    Er setzte sie wieder ab, wuschelte ihnen durchs Haar.
    »Können wir reden, Pernille?«
    »Wir müssen zum Abendessen bei meinen Eltern sein.«
    »Es dauert nicht lange.«
    Anton hatte ein Plastikschwert in der Hand, Emil ein Spielzeuggewehr. Sie nahm sie ihnen ab, schob sie in die Reisetasche.
    »Geht ein bisschen spielen«, sagte sie, und sie rannten los.
    In der Küche, unter dem ausgeschalteten Kronleuchter, bei den Fotos, den Topfpflanzen, dem Tisch, den Pernille und Nanna gebaut hatten.
    »Seit ich dich zum ersten Mal gesehen hab …«, sagte Birk Larsen langsam, die Hände in den Taschen, jedes Wort überlegend, ehe er es aussprach. »Ich …«
    Die Worte kamen nicht. Nicht so, wie er hoffte.
    »Niemand kennt mich so gut wie du.«
    »Ist das so, Theis? Kenne ich dich wirklich?«
    Er setzte sich, begann seine Fäuste zu kneten, sah sie nicht an.
    »Ich weiß, dass ich Mist gebaut hab. Ich weiß …«
    Sie regte sich nicht, sagte nichts.
    »Wir müssen es versuchen. Wir müssen einfach. Wir haben Nanna verloren.« Seine schmalen Augen schlossen sich schmerzvoll. »Ich will nicht noch mehr verlieren. Ohne dich … ohne die Jungs …«
    Etwas löste sich.
    »Du machst mich zu dem … der ich sein soll. Der ich sein will. Ich tu alles, wenn du nur bleibst.«
    Seine Augen wanderten ängstlich zu ihren hinüber.
    »Verlass mich nicht.«
    Seine Hand streckte sich nach ihrer aus, groß und schwielig, rauh, von Jahren schwerer Arbeit gezeichnet.
    »Verlass mich nicht, Pernille«, wiederholte Theis Birk Larsen.
    Meyer qualmte wieder einmal das Büro voll.
    »Wir müssen noch andere Frauen finden, mit denen sich Faust getroffen hat«, sagte Lund. »Irgendjemand muss doch wissen, wer er ist.«
    Eine kleine Gestalt eilte den Flur hinunter. Lund überlegte einen Moment und folgte ihr dann. Unter den Kolonnaden des runden Innenhofs holte sie den Mann ein. Er trug einen Karton und strebte dem Ausgang zu.
    »Buchard!«, rief sie.
    Er ging weiter Richtung Sicherheitszentrale. Sie rannte quer über die Marmorplatten, zwischen denen Gras spross. Trat ihm in den Weg.
    »Die Listen der Telefongesellschaft liegen auf deinem Schreibtisch, Lund.«
    Er sah sie an.
    »Du stehst mir im Weg. Wieder mal.«
    Sie trat beiseite, ging mit ihm weiter.
    »Es handelt sich um ein Prepaid-Handy, aber die Telefonnummer ist nicht mehr vergeben.«
    »Und der gelöschte Name?«
    »Den hab ich nie gesehen.«
    Der alte Chef sah sie an. All seine Sturheit, seine Gereiztheit und Arroganz waren von ihm abgefallen.
    »Ob du’s glaubst oder nicht.«
    »Warum machst du das mit?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein.«
    Sie passierten den Ehrenhof, gingen unter den hohen gelben Laternen und den eisernen Sternen an den Wänden durch.
    »Entweder man schiebt mir den schwarzen Peter zu, und ich zähle auf irgendeinem Provinzrevier Büroklammern, oder ich bin raus. Zwangspensioniert. Nach 36 Jahren hängen die mir so einen Mist an.«
    Er wandte sich ihr zu.
    »Viel Glück, Lund.«
    Sie sah ihm nach. Rief: »Von wem kam die Anweisung, die Information zu versenken, Buchard?«
    Der alte Mann drehte sich nicht mehr um. In ihrem Büro sah sie sich an, was er ihr hingelegt hatte. Seitenweise Anruflisten. Nichts, woraus hervorgegangen wäre, wessen Nummer gelöscht worden war.
    »Was ist mit der Wohnung?«
    »Überall Spuren von Hartmann«, antwortete Meyer.
    »Das passt zu dem, was er sagt. Er hat ein Alibi. Was noch?«
    »Speichel, Haare, Fingerabdrücke.«
    »DNA?«
    Meyer schüttelte den Kopf. »Nichts, was mit irgendeinem Profil im Register übereinstimmt.«
    »Es ist auch kaum Blut da. Es hätte ein Unfall sein können.«
    Meyer zuckte die Schultern. Sie sah ihn aufmerksam an. Er dachte anders als zu Anfang. Hatte es nicht mehr so eilig, zu einem Ergebnis zu kommen. Er versuchte jetzt, Dinge zu sehen, sich vorzustellen.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Dieser eingebildete Mistkerl Olav Christensen, du weißt schon. Dieser Klugscheißer aus dem Rathaus.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Da gibt’s eine belastende Zeugenaussage.«
    Er warf ihr Christensens Akte über den Schreibtisch zu. Sie sah sich das Foto an: jung, schmales Gesicht, starrer Blick.

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