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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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schaltete sich die Anwältin ein.
    »Unsere Techniker haben eine leere Flasche Kognak und ein Glas mit Ihren Fingerabdrücken gefunden.«
    »Ja. Ich hab was getrunken. Um die Grippe noch abzufangen.«
    »Eine ganze Flasche Kognak?«
    »Die war schon fast leer.«
    Lund blätterte in ihren Notizen.
    »Die Zugehfrau hatte an dem Tag eingekauft. Sie sagt, sie hat alles aufgefüllt.«
    Hartmann warf der Anwältin einen Blick zu.
    »Eine Flasche, die noch nicht leer ist, würde sie wohl kaum wegwerfen, oder? Ich hab was getrunken. Okay?«
    Lund schwieg.
    »Es wäre unser Hochzeitstag gewesen. Meine Frau und ich …«
    »Es war also ein ganz besonderer Tag?«, fragte Meyer.
    »Das geht Sie einen Dreck an.«
    »Sie nehmen Beruhigungsmittel«, sagte Lund. Sie nahm einen Beweisbeutel vom Schreibtisch. »Wir haben Ihre Tabletten gefunden.«
    »Wie tief wollen Sie eigentlich noch sinken? Befördert Bremer Sie, wenn der Fall abgeschlossen ist?«
    »Alkohol und Medikamente«, warf Meyer ein. »Ich bin schockiert. Sie als Politiker. Da hängen doch überall diese Warnplakate. Ein gefährlicher Cocktail. Das lese ich jedes Mal, wenn ich aufs Klo gehe.«
    »Ich hab was getrunken. Medikamente hab ich seit Monaten nicht mehr genommen.«
    »Sie hatten also einfach einen beschissenen Tag.« Meyers Augen traten vor. »Meinen Sie das?«
    Hartmann ging im Zimmer auf und ab, betrachtete die Markierungen an den Wänden.
    »Sie haben eine ganze Flasche Schnaps getrunken«, fuhr Meyer fort. »Sie haben irgendwelche komischen Pillen genommen. Eine, vielleicht auch zwei.«
    »Das wird allmählich nervtötend hier.«
    »Nervtötend ist, dass Sie uns erzählen, Sie hätten sich volllaufen lassen, und trotzdem noch wissen, dass Sie die Wohnung gegen halb elf verlassen haben.«
    »Ja! Stellen Sie sich vor, das weiß ich noch. Ich weiß auch noch, welche Lichtschalter ich betätigt habe. Wie oft ich auf der Toilette war. Interessiert Sie das, ja? Ich nehm Sie an der Hand, und dann gehen wir raus und sehen uns den Aufzugknopf an, den ich gedrückt habe. Wie wär’s damit?«
    »Sie sind mit dem Aufzug gefahren?«, fragte Lund.
    »Ja, ich bin mit dem Aufzug gefahren. Kaum zu glauben, was?«
    Lund schüttelte den Kopf.
    »Nach Auskunft der Hausverwaltung war der Aufzug an dem Freitag außer Betrieb.«
    Er warf die Arme hoch.
    »Dann hab ich eben die Treppe genommen. Spielt das eine Rolle?«
    »Herr Hartmann hat Ihnen gesagt, was er in der Wohnung gemacht hat«, sagte die Anwältin bestimmt. »Rie Skovgaard hat bestätigt, dass er anschließend bei ihr war, und auch, wann er gekommen ist.«
    Sie ging zur Tür und bedeutete Hartmann mitzukommen.
    »Mein Mandant hat sich mehr als hilfsbereit gezeigt. Wir haben hier nichts mehr verloren.«
    Lund und Meyer sahen ihnen nach.
    »Warum lügt uns dieser Mistkerl an?«, fragte Meyer.
    Lund ging ins Schlafzimmer und betrachtete die verrutschten Laken. Niemand hatte darunter gelegen. Es sah aus, als hätten die beiden nur auf dem Bett gesessen. Sich sogar unterhalten.
    »Wohin wurde Nanna gebracht?«, murmelte sie.
    Hartmann fuhr gerade die langen ockergelben Häuserreihen von Nyboder entlang, als Morten Weber anrief.
    »Wie lief’s?«
    Eine seltsame Frage. Auf die es nur eine Antwort geben konnte.
    »Gut lief’s, Morten. Was gibt’s?«
    »Erinnerst du dich an Dorte? Die Aushilfskraft?«
    »Nicht wirklich.«
    »Die nette Frau mit den Rückenproblemen. Die dann bei meinem Akupunkteur war.«
    »Ach ja. Jetzt erinnere ich mich. Was ist mit ihr?«
    Endlos die Store Kongensgade entlang. Cafés und Geschäfte. Links die gewaltige Kuppel der Marmorkirche.
    »Sie hat mir was Interessantes erzählt.«
    Als Weber nicht weitersprach, fragte Hartmann: »Was?«
    »Das möchte ich nicht am Telefon sagen.«
    »Ach Gott, Morten! Meinst du, die hören jetzt schon mein Telefon ab?«
    Weber schwieg einen Moment, dann sagte er: »Vielleicht – wer weiß? Wir müssen mit Olav reden. Du hattest recht.«
    Die Trauergruppe traf sich in einem kalten grauen Saal bei der Kirche. Zehn Leute an einem Plastiktisch in einem düsteren, kahlen Raum. Die Birk Larsens saßen nebeneinander. Der Leiter hörte sich an, was die Teilnehmer zu erzählen hatten.
    Krebs und Verkehrsunfälle. Herzinfarkte und Selbstmord.
    Tränen der Lebenden. Schweigen der Toten.
    Pernille hörte nicht zu. Theis nickte stumm.
    Draußen flatterte im kahlen Geäst eines Baumes ein zerfetztes weißes Tuch im Wind wie ein verlorenes Gebet. Als sie an die Reihe kamen, sagten

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