Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Unterlagen gerade der Polizei. Nun denn. Bist du damit einverstanden, dass ich die Fakten jetzt kurz schildere?«
Er ließ das Fax herumgehen.
»Es stimmt, dass das Geld vom Lohnbüro kam«, fuhr er fort. »Angeblich standen die Zahlungen im Zusammenhang mit Umweltberichten. Erstellt im Auftrag der Schulverwaltung. Geld für sogenannte Beratertätigkeit, direkt aus dem Budget des für das Schulwesen zuständigen Bürgermeisters.«
Hartmann schnappte sich das Fax von Holck.
»Mach dich nicht lächerlich. Ich kenne doch nicht jeden Einzelnen, der bei mir auf der Gehaltsliste steht. Genauso wenig wie du. Das ist doch wieder nur kompletter Blödsinn.« Er wusste nicht weiter. »Es ist ein Irrtum. Die Polizei wird das aufklären.«
Die Leute am Tisch schwiegen. Keiner sah Hartmann an.
»Wenn ich diesen Mann benutzt hätte«, schrie Hartmann, »hätte ich ihn dann auf meine eigene Gehaltsliste gesetzt? Das Ganze ist ein Hirngespinst, eine Fälschung …«
Bremer setzte sich auf seinen Stuhl am Kopfende des Tisches und ließ Hartmann toben.
»Eine Fälschung«, wiederholte Hartmann leiser. »Wie alles andere. Von Anfang an. Jens …«
Er fasste Holck am Arm.
»Jens, du weißt, dass ich so etwas nicht machen würde.«
Holck rührte sich nicht.
»Irgendjemand fälscht die verdammten Unterlagen. Irgendjemand hier …«
Die Tür ging auf. Meyer stand da, mit seinen Segelohren und seinem mürrischen unrasierten Gesicht. Alle drehten sich um, warteten ab.
»Um Himmels willen …«, setzte Hartmann an.
Meyer klopfte auf das glänzende Holz.
»Komm, Troels, Gassi gehn«, sagte er.
Das Chaos war perfekt. Klickende Kameras, schreiende Reporter. Meyer legte einem Kameramann nahe, sich zu verpissen. Svendsen drückte Hartmann den Kopf hinunter, als er ihn in den Fond des Streifenwagens setzte, der in dem kopfsteingepflasterten Hof stand. Rie Skovgaard und Morten Weber sahen vom Tor aus zu. Die Meute rannte hinter dem blauen Polizeiauto mit der weißen Aufschrift POLITI her. Hartmann saß zusammengesunken auf dem Rücksitz, wieder einmal unterwegs zum Polizeipräsidium.
»Diesmal, Hartmann«, sagte Meyer und drehte sich zu ihm um, »sagen Sie uns die Wahrheit, oder Sie verbringen die Nacht schwitzend in einer Zelle.«
Im Sitzungssaal ging Bremer zu Holck, der rauchend am Fenster stand und auf den Trubel hinuntersah.
»Wenn dir was an einer Karriere in der Politik liegt, Jens«, flüsterte er, »stimmst du jetzt mit mir.«
Holck sah blass und besorgt aus. Er kaute auf der Zigarette herum. Schwieg.
»Und wenn du schlau bist, bringst du die anderen Schoßhündchen von Hartmann dazu, das Gleiche zu tun. Im Moment könnte ich mir euch alle vom Hals schaffen, wenn ich wollte, und hier allein regieren.«
»Poul …«
»Nein, Jens. Sag jetzt nichts.«
Der alte Mann wirkte grausam und rachsüchtig. Er sah eine Gelegenheit, und er war entschlossen, sie zu nutzen.
»Er ist schon einmal davongekommen«, sagte Holck trotzdem.
»Diesmal nicht. Aber du hast die Wahl.«
Bremer wurde lauter. Die anderen sahen ihn an wie üblich. Demütig und gehorsam.
»Ihre alle«, sagte er, »müsst euch entscheiden. Überlegt es euch gut.«
Vom Flur aus sah Lund zu, wie Svendsen Hartmann in der Arrestzelle abfertigte. Standardprozedur. Passierte jeden Tag. Wenn auch nicht unbedingt einem hochkarätigen Politiker wie Hartmann. Svendsen zählte seine Habseligkeiten auf. Siebenhundert Kronen und ein bisschen Kleingeld. Zwanzig Euro. Zwei Kreditkarten und ein Handy.
»Ziehen Sie jetzt Ihr Jackett aus und legen Sie es auf den Stuhl.«
Ein anderer Beamter erstellte die Liste.
»Ihre Krawatte«, sagte Svendsen.
Sie sahen zu.
»Schuhe auf den Tisch.« Hartmann gehorchte.
»Nehmen Sie jetzt die Arme hoch. Ich muss Sie durchsuchen.«
Der Beamte stand auf und verstellte die Lamellen der Jalousie. Lund sah nichts mehr.
Zurück im Büro. Brix sah die Unterlagen durch.
»Wir können also beweisen, dass Hartmann hinter den Zahlungen an den Beamten steckt?«, fragte er.
»Das ist ein bisschen kompliziert«, erwiderte Meyer. »Aber nach dem, was dieser Bressau ausgegraben hat, sieht es tatsächlich so aus.«
»Hat er sich dazu geäußert?«
»Mit keiner Silbe.«
Brix sah Lund an.
»Wir sollten uns auf den Fahrerflüchtigen konzentrieren«, sagte sie. »Hartmann kann es nicht gewesen sein, das steht fest.«
»Ich brauche Sie für den Fall Nanna. Da geht es um die Person Hartmann, nicht um den Beamten.«
Lund nahm das Fax von Bremers
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