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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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da.«
    Sie sah ihn überrascht an. Grausamkeit gehörte eigentlich nicht zu Meyers seltsamem Charakter. Er war einfach und kompliziert zugleich. Irgendwie mochte sie das.
    »Was Neues von dem Auto?«
    »Nein.«
    »Wir müssen die Rathaus-Garage noch mal durchsuchen.«
    »Vielleicht. Brix hat was gefunden. Wo, weiß ich nicht.«
    Sie schwieg.
    »Er ist der Boss, Lund. Du musst aufhören, gegen ihn zu arbeiten. Der nimmt keine Befehle entgegen.«
    »Brix braucht keine Befehle entgegenzunehmen. Er weiß auch so, was die wollen.«
    Wieder die Biker-Lederjacke. Inzwischen schon ein bisschen abgewetzt.
    »Was soll denn das heißen?«
    »So läuft das. Du glaubst doch wohl nicht, dass Poul Bremer Brix anruft und ihm Weisungen erteilt? Das hat er nicht nötig. Brix weiß auch so, was zu tun ist.«
    Und sie wusste es ebenfalls.
    »Wir müssen Hartman festnageln. Egal, wie.«
    Sie hatte das durchdacht, die Hypothese auch noch am kleinsten Vorkommnis im Präsidium getestet, das ihr komisch vorgekommen war.
    »Man nennt das Macht. Und wir alle …« Dazu gehörten auch Theis und Pernille Birk Larsen. »Wir zählen eigentlich nicht.«
    »Brix hat Hinweise auf ein Anwesen gefunden, das Hartmann gehört. Er besitzt ein Sommerhaus, von dem er uns nichts erzählt hat.«
    Er zog ein Blatt Papier aus der Jackentasche. Lund sah es sich an. Zeigte auf das Siegel des Grundbuchamts am oberen Rand.
    »Würde mich interessieren, wie Brix da rangekommen ist.«
    »Wir müssen es uns ansehen. Er ist schon dort. Kommst du mit?«
    Das Sommerhaus lag zehn Kilometer außerhalb der Stadt in Dragør, nicht weit von Kemals einfacher Schrebergartenparzelle. Sechs Autos standen vor der Einfahrt, zwei davon zivil. Ein rotes Absperrband markierte die Grenzlinien des Gartens. Ein Bungalow aus Holz, bescheiden und heruntergekommen, fast von einem Koniferendickicht überwuchert. Svendsen leitete das Team. Lund und Meyer gingen hinein und ließen sich berichten.
    »Hartmann hat das Haus von seiner Frau geerbt. Anscheinend hatten sie angefangen, es renovieren zu lassen, und nach ihrem Tod hat er damit aufgehört.«
    Die Küche war ein Saustall. Schmutziges Geschirr auf dem Gasherd. Das Licht kam von der offenen Tür und einigen Lampen, die die Spurensicherung aufgebaut hatte. Lund besah sich die Fenster. Alle abgedichtet. Mit Bettlaken. Einem Federbett. Tischdecken.
    »An dem Wochenende, an dem Nanna verschwunden ist, haben zwei Nachbarn einen schwarzen Wagen in der Einfahrt gesehen. Hartmann war hier.«
    Im Wohnzimmer stapften zwei Beamte in weißen Anzügen herum, markierten interessante Objekte, machten Fotos.
    »Die Beschreibung passt auf den Wagen, in dem Nanna gefunden wurde.«
    Die Fenster waren mit Matratzen zugestellt.
    »Hat ihn jemand gesehen?«, fragte Meyer.
    »Nein. Aber wir haben frische Fingerabdrücke von ihm. Und das hier.«
    Er nahm einen Beweisbeutel vom Tisch. Die Zeitung von Freitag, dem 31. Oktober.
    »Die war mit Klebeband über dem kaputten Fenster befestigt.«
    Lund sah sich die zerbrochene Scheibe an. Der obere Teil eines der hohen Fenster auf der Sonnenseite des Bungalows. An einigen der Scherben, die auf den Dielen lagen, klebte Blut. Brix kam herein.
    »Hartmann hat einen Ort gebraucht, wo er allein war«, sagte er. »Den hatte er hier. Weil er keinen Schlüssel dabeihatte, musste er die Scheibe einschlagen.«
    Lund nahm ein Kissen vom Sofa und roch daran. Im ganzen Haus hing ein bestimmter, kaum wahrnehmbarer Geruch. Auf dem weichen Kissenbezug war er stärker.
    »Dann hat er die Fenster verrammelt, damit niemand sehen konnte, was er hier getrieben hat«, fügte Brix hinzu.
    »Die Waschküche hat einen Betonboden. Da hat er sie gefesselt hingelegt. Wir haben da Blut gefunden.«
    Lund ging in den nächsten Raum. Ein Doppelbett. Zerwühlte Laken. Auch hier Blut, aber nicht viel.
    »Was habt ihr hier gefunden?«, fragte sie.
    Svendsen sah Brix an.
    »Wir sind noch dabei, Lund.«
    Brix schaute auf die Uhr.
    »Ich muss zurück. Wenn Sie irgendwelche stichhaltigen Beweise finden, sagen Sie Bescheid. Dann lege ich sie dem Richter vor.«
    Er trat vor Lund hin und suchte ihren Blick.
    »Kann ich mich auf Sie verlassen?«, fragte er.
    »Immer.«
    Dann ging er mit Svendsen hinaus, und die beiden unterhielten sich so leise, dass man nichts verstand. Meyer blieb und musterte den Raum, so wie Lund es zuvor schon getan hatte. Unter die Badtür war ein zusammengelegtes Handtuch gestopft worden. Lund sah eine Lüftungsöffnung in der Wand. In dem

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