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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Aber wir sind noch im Wahlkampf. Ich hab mich krummgelegt dafür. Ich steige jetzt nicht einfach aus. Sag ehrlich: Hast du dich wirklich auf einen Waffenstillstand mit Bremer eingelassen? Weißt du, was das bedeutet?«
    »Ich hab ihm gesagt, ich mache, was das Beste ist. Er hat mir keine Wahl gelassen.«
    »Aber jetzt hast du eine. Es wird keinen Waffenstillstand geben.«
    »Das ist ja wohl meine Entscheidung. Nicht deine.«
    Rie Skovgaard nahm seinen Terminkalender vom Schreibtisch.
    »Während du allen den letzten Nerv geraubt und bei der Polizei den Märtyrer gespielt hast, habe ich gearbeitet. Du hast heute einen Extratermin. Und danach sag mir, ob du immer noch nach Poul Bremers Pfeife tanzen willst.«
    Mette Hauges Vater wohnte auf einem Bauernhof am Stadtrand bei Køge. Lund fuhr allein hinaus. Der Hof machte einen verwahrlosten Eindruck. Das große Gewächshaus war leer, Scheiben waren gesprungen, Platten fehlten. Ein Auto war nicht zu sehen, nur ein billiges Motorrad neben der Hintertür. Es dauerte eine Weile, bis Jorgen Hauge aufmachte. Ein kräftig wirkender grauhaariger Mann in einem blauen Overall, nicht unähnlich dem, den Theis Birk Larsen vor kurzem getragen hatte. Um die siebzig. Er schien irritiert, als sie ihm ihren Polizeiausweis zeigte und ihn nach seiner Tochter Mette fragte.
    »Warum wollen Sie das wissen? Nach so langer Zeit.«
    »Ich hab nur ein paar Fragen«, sagte Lund. »Es dauert nicht lange.«
    Hauge lebte allein mit einigen Hühnern und einem uralten Schäferhund. Das Haus war aufgeräumt und sauber. Er schien ein ordnungsliebender, korrekter Mensch zu sein. Während er Kaffee machte, ging sie durchs Zimmer und sah sich um. Ein Foto von einem jungen Mädchen am Strand. Ein paar Jahre später, auf einem Sofa posierend. Preise von Schweine- und Rinderschauen.
    »Das ist jetzt einundzwanzig Jahre her«, sagte Hauge, als er zurückkam. »Sie ist am 17. November verschwunden. Einem Mittwoch.«
    Er sah sie an.
    »Es hat geregnet. Ich hab mir Sorgen gemacht wegen der Gullys.«
    Er holte weitere Fotos, legte sie auf den Tisch.
    »Sie war gerade nach Christianshavn gezogen. Ihre erste eigene Wohnung. Sie soll auf dem Heimweg vom Handball gewesen sein. Wir haben die Polizei gerufen.«
    Zeitungsausschnitte von damals. Überall dasselbe Foto von Mette. Hübsch.
    »Nach zwei, drei Wochen waren nur noch ein paar Beamte an dem Fall dran. Man hat sie nie gefunden.«
    Noch ein Zeitungsausschnitt. Kränze. Ein Grabstein.
    »Da haben wir einen Sarg ohne Leiche beerdigt.«
    »Kann es sein, dass sie Selbstmord begangen hat?«
    Die Frage schien ihm nichts auszumachen.
    »Mette war manchmal deprimiert. Sie war Studentin. Ein bisschen naiv. Eine Zeitlang hat sie wohl mit irgendwelchen Hippies rumgehangen. Christiania und so. Aber davon hat sie uns nie was erzählt.«
    »Hat sie einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
    »Nein. Sie hat sich nicht umgebracht. Ich weiß …« Er strich mit dem Finger über die Ausschnitte. »… das sagen die Eltern wohl immer. Aber sie hat sich nicht umgebracht.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Von einem Freund wussten wir nichts. Wie gesagt: Sie war gerade erst in die Stadt gezogen.« Hauge ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. »Für junge Leute ist es hier wahrscheinlich ein bisschen langweilig. Das ist alles so lange her. Ich weiß es nicht mehr. Sie hatte ihr eigenes Leben …«
    »Hat irgendetwas Sie damals stutzig gemacht?«
    »Allerdings«, antwortete er aufgebracht. »An einem Tag hat man noch eine Tochter, die man über alles liebt. Und am nächsten ist sie weg, für immer. Das hat mich stutzig gemacht.«
    Lund stand auf. »Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.«
    »Da ist noch was. Warum bekomme ich nach so vielen Jahren plötzlich zweimal in einer Woche Besuch von der Polizei?«
    Lund blieb stehen.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ein Beamter war hier und hat mir dieselben Fragen gestellt wie Sie.«
    »Wissen Sie, wie er hieß?«
    »Ich hab den Namen irgendwo aufgeschrieben. Er hat so komisch gesprochen. Ich hab gar nicht alles verstanden.«
    Hauge kramte in den Papieren auf einem alten Schreibtisch am Fenster.
    »Der Zettel muss im Wohnzimmer liegen. Ich hol ihn.«
    Sie folgte ihm, ließ den Blick über die Wände gleiten.
    Überall Fotos und Bilder. Familie, Landschaften. Dann eines von Mette. Eine Schwarzweißaufnahme. Als Studentin, wie es schien. Zerzauste Haare. Billiges T-Shirt. Und eine Halskette mit einem schwarzen Herzen. Lund blieb vor dem Foto

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