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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Haar nach hinten gekämmt. Das reizvolle Gesicht müde, mit feinen Linien. Doch unter Druck lief sie zur Hochform auf. Sie liebte die Anspannung. Die Hektik.
    »Das ganze Chaos tut mir leid, Rie.«
    »Mir auch.«
    Sie blieb stehen, ging nicht hinaus.
    »Das war ja eine bühnenreife Vorstellung vorhin. Bremer vor versammelter Gemeinde die Schau zu stehlen. Ich hatte schon vergessen, dass du das draufhast.«
    »Was hätte ich denn tun sollen? Bremer wusste Bescheid. Das stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wusste Bescheid, und ich glaube, es hat ihm nicht mal was ausgemacht, dass ich’s ihm angesehen habe.« Ein Blick aus dem Fenster. Die Kopenhagener Nacht. Der blaue Neonschriftzug des Hotels. »Er glaubt tatsächlich, das alles hier gehört ihm.«
    »Morten hat recht. Irgendwie wird er uns das heimzahlen.«
    Hartmann machte einen Schritt auf sie zu.
    »Könntest du dir vorstellen … Meinst du, wir könnten heute Abend essen gehen? Ich versuche immer noch, den Geschmack von diesem Gefängnisfraß aus dem Mund zu kriegen.«
    Er lächelte selbstironisch. Scheute sich nicht zu betteln.
    »Heute Abend nicht. Ich setze die Pressemitteilung auf.«
    »Vielleicht morgen …«
    »Du musst dir wirklich überlegen, was du Stokke sagst. Wenn wir das jetzt nicht durchziehen, sind wir erledigt.«
    Theis Birk Larsen machte ein paar Anrufe. Leute, mit denen er lange nicht mehr geredet hatte. Leute, mit denen er eigentlich nie wieder etwas zu tun haben wollte. Aber die Dinge änderten sich nun einmal. Er sagte, was nötig war, und legte dann auf. Pernille saß am Küchentisch und las Zeitung, außer Hörweite, wie er hoffte. Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Sie betrachtete das Foto auf der Titelseite. Jens Holck.
    »Er soll Familienvater gewesen sein«, sagte sie. »Unser Alter.«
    Er schob die Zeitung zur Seite.
    »Ich bin froh, dass er tot ist. Ich weiß, das ist nicht in Ordnung, Theis, aber ich bin’s trotzdem. Obwohl man ja verzeihen soll.«
    Sie sah ihn an, als suchte sie eine Antwort.
    »Aber wie kann man verzeihen, Theis? Wie?« Eine Pause. »Und warum sollte man’s tun?«
    Er verzog das Gesicht, sah einen Moment aus dem Fenster.
    »Ich hab rumtelefoniert wegen dem Haus. Die Maklerin sagt, sie sind fast durch mit dem Papierkram. Ich treffe mich morgen mit ihr.«
    Er zündete sich eine Zigarette an. Sie sah noch immer auf die Zeitung hinab. Schließlich legte sie ihm die Hände auf den Arm und sagte lächelnd: »Entschuldige. Was hast du gesagt?«
    »Je eher wir das Haus verkaufen, desto besser.«
    »Vielleicht noch vor Weihnachten?«
    »Ich muss einen guten Preis dafür kriegen. Diese Mistkerle von der Bank sitzen uns im Nacken …«
    Sie strich ihm über den starken Arm. Legte die Hand an seine stoppelige Wange.
    »Aber das wird schon«, sagte er. »Du hast ja gewusst, dass du keinen Millionär heiratest, oder?«
    Sie musste lachen. Es war das erste Mal, dass er sie lachen sah, seit sich die Schwärze des Kalvebod Fælled auf sie herabgesenkt hatte, diese dunkle, feuchte Nacht, vor einer halben Ewigkeit.
    »Ich war jung damals. Ich wusste überhaupt nicht, wen ich da heirate.« Wieder die Hand an seiner Wange. »Nur, dass ich ihn wollte.«
    Die Objektbeschreibung des Hauses lag auf dem Tisch. Sie sah sich die Pläne an. Drei Stockwerke. Ein Garten.
    »Humleby«, sagte sie.
    Theis Birk Larsen beobachtete sie, und eine warme Welle der Hoffnung und Liebe durchströmte ihn. Ein Geräusch unten. Das große Tor würde geöffnet.
    »Ich geh schon«, sagte er.
    Die Garage war leer. Nur Transportgut stand da. Wertvolles Transportgut. Birk Larsen rief, bekam keine Antwort. Dachte an Einbrecher und daran, wie sehr er sich auf den kleinen Mann namens Skærbæk verließ. Einen alten Freund, den er manchmal so schlecht behandelte. Er griff sich einen Schraubenschlüssel und ging ins Büro hinüber, machte Licht. Eine Gestalt tauchte aus dem Dunkel auf. Schlank und jung. Ein Inder mit einer Intellektuellenbrille und einem einnehmenden runden Gesicht. Er sah aus, als stünde er kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Hallo«, sagte er und gab Birk Larsen die Hand. »Das Tor war offen. Du erkennst mich nicht mehr, oder?«
    Birk Larsen zuckte die Schultern.
    »Nein. Es ist spät. Wir haben schon geschlossen. Kann ich …«
    »Ich bin Amir. Amir El’ Namen.«
    Er zeigte auf das Tor.
    »Erinnerst du dich an meinen Vater? Den mit dem Restaurant?«
    Aufblitzende Erinnerung, ein jäher Schmerz.
    Zwei Kinder, nicht älter als

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