Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Larsen.
»Ich weiß verdammt nochmal überhaupt nichts. Ich hab den Inderjungen seit Jahren nicht mehr gesehen. Was soll das überhaupt? Ich hab mich an dem Wochenende ums Geschäft gekümmert.«
Pernilles Frage richtete sich an niemanden: »Warum glauben die, dass es einer von unseren Leuten war?«
Birk Larsen schüttelte den Kopf.
»Die lassen doch nichts raus«, sagte Skærbæk. Er wurde lauter. »Ich hab ihnen gesagt, sie sollen damit aufhören, ständig hier rumzuschnüffeln. Aber das interessiert die nicht. Denen sind die Gefühle anderer Leute scheißegal. Mein Gott … Nanna.«
Seine Augen wurden feucht.
»Die wollten wissen … wie lang ich sie gekannt habe. Nanna! Erst seit sie ein Baby war. Einfach widerlich …«
Birk Larsen legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Beruhige dich, Vagn. Stimmt schon, was du sagst. Die probieren einfach alle durch. Ich besorge einen Anwalt. Wir brauchen ein bisschen Ruhe und Frieden. Ich hab die Nase voll davon, dass die Typen immer hier auftauchen, wenn’s ihnen gerade einfällt. Ein lästiges Volk …«
»Da wär ich dir sehr dankbar«, sagte Skærbæk.
Lund hörte ihren Anrufbeantworter ab, als sie wieder zu der leeren Wohnung in Østerbro hinaufstieg. Es war nur eine Nachricht da. Bengt.
» Hallo, ich bin’s. Ich weiß, es war blöd, aber ich würde es dir gern erklären. Ich bin noch in Kopenhagen. Deine Mutter war nicht zu Hause. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. «
Sie stieg weiter die Treppe hinauf, dachte, sie hätte ein Geräusch auf dem Absatz gehört. Schaute sich um. Sah nichts.
» Ruf mich an « , sagte Bengt.
Dann kam eine Stimme aus dem Dunkel, und eine große Gestalt tauchte auf. Lund wich zur Wand zurück, und ihre Augen zuckten hin und her, während sie sich die Situation zu erklären versuchte.
»Ihre Nachbarin hat mich ins Haus gelassen«, sagte Troels Hartmann.
»Sie haben mich erschreckt.«
»Tut mir leid.«
»Warum sind Sie hier?«
Er trat ins Licht.
»Sie wissen, warum ich hier bin.«
»Falls es wegen Ihrer Anzeige gegen Bremer ist: Da werden Sie sich noch gedulden müssen. Irgendjemand wird sich bei Ihnen melden.«
Sie steckte den Schlüssel ins Schloss.
»Bis jetzt haben wir noch nichts gehört.«
»Im Moment sind wir anderweitig beschäftigt. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich arbeite nicht mehr an diesem Fall.«
Sie öffnete die Tür. Er kam auf sie zu und streckte den Arm aus, um sie zurückzuhalten.
»Was machen Sie da draußen im Wald?«
Lund schlüpfte unter seinem Arm durch und ging in die Wohnung.
»Das ist nur eine Übung. Weiter nichts. Gute Nacht.«
Sie schlug die Tür zu.
»Na bestens!«, schrie Hartmann im Treppenhaus. »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich den Medien sage, dass die Vorgänge im Wald nichts mit mir zu tun haben? Oder mit Nanna Birk Larsen?«
Er war schon halb die Treppe hinunter, als sie an die Tür kam und sagte: »Kommen Sie rein.«
Sie wechselte vor seinen Augen den Pullover. Schwarz-weiß gegen weiß-schwarz.
»Ich muss gleich wieder los. Machen Sie’s kurz.«
»So kurz, wie Sie wollen. Ich will nur eine klare Antwort.«
Sie schaute in den Kühlschrank. Noch Zeit genug für ein Bier.
»Ich hab nur noch eins, Hartmann. Wollen Sie was davon?«
Er sah das Carlsberg an.
»Der Rotwein, den Sie bei mir getrunken haben, hat hundert Kronen gekostet.«
Lund zuckte die Schultern, öffnete den Kronkorken und trank aus der Flasche.
»Heute Abend hat Bremer einen Mörder gedeckt.«
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht nochmal sagen.«
Die Antwort missfiel ihm.
»Da war Christensen …«
»Das könnte als Verkehrsunfall durchgehen. Schwierig, Vorsatz an einer Leiche nachzuweisen. Ich bin mir nicht sicher, ob Brix das sinnvoll finden wird.«
»Wie sicher sind Sie sich, dass Holck Nanna nicht umgebracht hat?«
Das Bier schmeckte gut.
»Ziemlich sicher. Na ja, genau so wie bei allem anderen.«
Lund hatte das letzte Sushi in dem Geschäft nebenan erstanden. Sie mochte Sushi nicht besonders, aber sonst hatte es nichts Schnelles, Einfaches mehr gegeben.
»Wenn es Holck nicht war, wer dann?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich dann hier sitzen, Bier aus der Flasche trinken und rohen Fisch mit kaltem Reis essen?«
Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Wie lange wird’s dauern, bis Sie wieder bei mir aufkreuzen? Was sollen die Leute denn glauben?«
»Sie sollen glauben, dass der Fall abgeschlossen ist. Möchten Sie was von dem Sushi?«
»Es schmeckt Ihnen nicht,
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