Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Modelle. Bis gleich. Tschüs.«
Theis Birk Larsen kam die Treppe hoch. Sie sah ihn an, sah sein Gesicht. Wusste sofort Bescheid. Hätte es beinahe gesagt.
Zurück in dem Albtraum. In der Vorhölle gefangen.
»Sind die Jungs fertig, damit sie dann loskönnen?«, fragte Birk Larsen.
»Wenn wir es wollen.«
Man hörte die Stimmen der Jungs in ihrem Zimmer. Ausnahmsweise spielten sie einmal friedlich miteinander. Birk Larsen nahm ihre Mäntel vom Tisch und hängte sie auf.
»Vielleicht sollten wir heute Abend zusammen essen. Wir können ja mit ihnen fernsehen.«
Er sah sie an, wollte ihr Einverständnis.
»Gute Idee«, sagte Pernille, und es war fast ein Flüstern.
Nicht lange danach hörten sie das Schiebetor der Garage. Eine helle Stimme, die hier zu Hause zu sein schien, rief: »Hallo? Hallo?«
Birk Larsen ging als Erster die Treppe hinunter. Pernille folgte ihm. Rote Latzhose, Silberkette. Freches Grinsen.
»Hallo Theis. Habt ihr meine Nachricht abgehört?«
Birk Larsen blieb schweigend am Fuß der Treppe stehen.
»Und was ist mit den Jungs? Sind sie fertig?«
Pernille stellte sich neben ihren Mann.
»Die können heute nicht raus«, sagte Birk Larsen. »Anton ist erkältet.«
Skærbæk schaute skeptisch.
»Wie, erkältet? Heute Vormittag hat ihm noch nichts gefehlt.«
»Ja, aber jetzt …«
Pernille schwieg. Skærbæk stand nur da.
»Ich hab immer für dich lügen müssen, Theis. Du selber bist so ein schlechter Lügner.«
»Vagn«, stöhnte Birk Larsen. »Nicht jetzt.«
»Das ist doch lächerlich. Ich liebe die Jungs. Ich hab mich richtig darauf gefreut, sie abzuholen.«
Es sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Oder explodieren.
»Ja«, sagte Birk Larsen.
»Seht ihr nicht, was die versuchen? Die wollen einen Keil zwischen uns treiben. Das Schwein, das es getan hat, finden sie nicht, also halten sie sich an uns.«
»Hast du uns angelogen, Vagn?«
Eine lange Pause.
»Was haben sie gesagt? Sag’s mir.«
Sie standen da und schwiegen.
»Mann Gottes …«
Er wandte sich zum Gehen.
»Vagn«, sagte Birk Larsen.
Skærbæk drehte sich um und zeigte mit einem anklagenden Finger auf ihn.
»Ich war immer für dich da, Theis. Und für dich, Pernille. Das wisst ihr.«
»Vagn!«
Das Rolltor ging hoch.
»Immer!«, schrie Vagn Skærbæk und ging in den Regen hinaus.
Das Fernsehstudio war in Islands Brygge. Nagelneu, überall gedämpftes blaues Licht. Bremer erschien kurz bevor sie auf Sendung gehen sollten, entschuldigte sich, wirkte konfus. Sie setzten sich an die Interview-Theke, Hartmann machte sich Notizen, Bremer zappelte herum. Die Kameras waren noch ausgeschaltet. Der Zirkus musste erst noch beginnen.
»Ich muss dir schon sagen, Troels«, sagte Bremer leise und voller Verachtung, »ich finde dein Verhalten haarsträubend.«
Hartmann schaute ihn kurz an, dann schrieb er weiter.
»Statt voreilige Schlüsse zu ziehen, hättest du doch zu mir kommen und diese lächerlichen Anschuldigungen überprüfen können.«
»Sollen wir die Debatte damit beginnen?«
Eine Maskenbildnerin kam und fing an, Bremers verschwitzte Stirn zu pudern. Jemand rief »noch vier Minuten«. Die Beleuchtung wurde gedimmt.
»Oder damit, dass du vor der Polizei geflüchtet bist, um diese törichte Strafanzeige zu erstatten?«, entgegnete Bremer.
»Ganz wie du willst.«
Bremer lachte. Warf ihm einen listigen Blick zu.
»Du kannst mir nicht mehr vorwerfen, dass ich einen Mörder decke. Die Polizei weiß, dass Holck es nicht war. Ich habe es seiner Frau gesagt.«
»Hast du auch mit Olav Christensens Mutter gesprochen? Sie nach ihrer Meinung gefragt?«
»Du hast keine Ahnung. Zu denken, dass ich dich einmal für einen …«
»Spar dir deinen Atem auf. Für die Polizei.«
Bremer griff nach dem Glas Wasser, das vor ihm stand, und trank gierig.
»Es wird keine Beschuldigungen geben. Es sei denn, sie nehmen sich Gert Stokke vor.« Seine Miene hellte sich auf. »Ach, sieh an. Da kommt Rie Skovgaard. Vermutlich hat sie Neuigkeiten für dich.«
Hartmann erhob sich, um mit ihr zu sprechen.
»Ich war bei der Polizei«, flüsterte sie. »Bremer hat einen Zeugen, der aussagen wird, dass er bei dem Meeting mit Stokke nicht über Holck gesprochen hat.«
»Es hat keine Zeugen gegeben. Das geht aus dem Protokoll hervor.«
»Jetzt schon. Da steht dann Stokkes Wort gegen das des Bürgermeisters.«
Hartmann ging zu dem Tisch zurück. Setzte sich auf den Stuhl der Moderatorin, direkt neben Bremer.
»Stokke wird
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