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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Gesicht an. Er begriff. Er wusste Bescheid.
    »Tut mir leid, das dürfen Sie mich nicht fragen.« Er machte sich an der Schublade von Nannas Schreibtisch zu schaffen. »Ich hab zu tun. Ich muss Sie bitten, wieder rauszugehen.«
    Pernille blieb auf Nannas gemachtem Bett sitzen.
    »Ich muss unbedingt …«, begann sie. Er hatte die Augen geschlossen. Sie sah seinen Schmerz, wusste, dass er auch ihren sah. »Ich muss wissen, was passiert ist. Ich bin ihre Mutter …«
    Wieder der Schreibtisch. Er tat nichts, das wussten sie beide.
    »Was ist mit meiner Tochter passiert?«
    »Ich darf Ihnen …«
    »Ich hab Fotos gesehen. In Ihrem Büro. Ich hab gesehen …« Worte, dachte sie. Jetzt die richtigen. »Ich sehe sie jede Nacht vor mir, und ich weiß … egal, was Sie mir erzählen, es kann nicht schlimmer sein als das, was ich mir vorstelle. Nicht schlimmer.«
    Er hielt inne, den Kopf gesenkt.
    »Es kann nicht schlimmer sein. Aber …« Sie klopfte auf ihr kastanienbraunes Haar, ihren Schädel. Ihre Stimme war schwach und leise. Sie sprach absichtlich so. »Im Geist sehe ich …«
    Der Polizist beugte sich steif über den Schreibtisch, rührte sich nicht.
    »Ich bin ihre Mutter. Muss ich Sie anflehen?«
    Keine Antwort.
    »Jeden Tag stirbt sie in meinem Kopf. Immer und immer wieder, und jedes Mal schlimmer. Wir müssen sie beerdigen …«
    Er zitterte.
    »Ich muss es wissen«, sagte sie noch einmal.
    Er seufzte.
    Dann endlich sprach er.
    Theis Birk Larsen sah sich im Lager um. Half Vagn Skærbæk, einen kleinen Schrank in einen Transporter einzuladen. Sah zu, wie die Jungs mit ihren kleinen Modellautos spielten. Prüfte die Sachen hinten im Auto: eine Familie, auf ein bisschen Gepäck reduziert, abfahrbereit.
    »Hast du was Neues gehört, Theis?«
    Birk Larsen zündete sich eine Zigarette an, schüttelte den Kopf. Anton und Emil kamen angelaufen, hängten sich an Skærbæks rote Hosenbeine. Bettelten ihn um Geld für ein Eis an.
    »Seh ich aus wie ein Sparschwein oder was?«, fragte er lachend und holte ein paar Münzen hervor. Sie rollten über den Boden. Der alte Scherz, den er immer wieder mit ihnen machte: Aber kein Bier, verstanden?
    »Wer war dieser Fahrer, den sie festgenommen haben?«, fragte Skærbæk. »In der Zeitung hat nicht einmal sein Name gestanden …«
    »Ich weiß nicht. Die sagen uns nichts. Warum sollten sie auch?«
    Birk Larsen sah sich um, versuchte, an das Übliche zu denken: Aufträge und Lagerbestände, unbezahlte Rechnungen, Außenstände. Es ging nicht. Es war, als hätte Nannas Tod sie dazu verdammt, in einer nie endenden Gegenwart zu leben, in einem eingefrorenen Zeitpunkt. Ohne Aussicht auf Befreiung.
    »Wir sind doch nur kleine Leute«, murmelte er.
    »Nein, seid ihr nicht.«
    Vagn Skærbæk blieb bei ihm stehen, ohne auf die Jungs zu achten, die ihn wieder am Overall zupften.
    »Danke, dass du dich um alles kümmerst«, sagte Birk Larsen. »Ich weiß nicht, was ich …«
    Zu viele Worte. Er klopfte Skærbæk leicht auf den Arm.
    »Du hast mir mal den Arsch gerettet, Theis.« Skærbæks Gesicht war hart vor Zorn. Das silberne Kettchen um seinen Hals glitzerte. »Das vergesse ich dir nie. Dieser Dreckskerl kriegt, was er verdient. Sag einfach Bescheid, wenn ich was erledigen soll.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wenn der nur eine lächerliche Strafe kriegt. Und die ihn auf Bewährung rauslassen. Du brauchst es nur zu sagen, Theis … Ich will dir …«
    »Helfen?« Birk Larsen schüttelte den Kopf.
    »Wenn du das willst …«
    »Sie ist tot.«
    Armer Vagn. Dummer Vagn. Treu wie ein Wachhund. Aber auch kaum schlauer.
    »Tot.« Ein grausames, kurzes Wort. »Verstehst du nicht?«
    Dennoch, die Flamme war entzündet, und mit ihr ein jäher Wutausbruch. Theis Birk Larsen ließ seine Faust auf ein Schränkchen herabsausen, dass es erzitterte.
    »Verdammt, wo bleibt denn Pernille?«
    Oben in der Küche, von Blumen umgeben, an ihrem Duft fast erstickend. Der Polizist telefonierte. Und machte sich Sorgen.
    »Pernille?«
    Theis war die Treppe heraufgekommen, um nach ihr zu sehen.
    »Wir fahren nicht.«
    Er schaukelte auf seinen großen Füßen, wie er es vor einem Streit immer tat. Nicht, dass sie sich oft gestritten hätten, und wenn, dann hatte immer er gewonnen.
    »Wir haben es den Jungen doch schon gesagt. Das Haus ist gebucht …«
    »Wir fahren nicht.«
    »Aber es ist so ausgemacht!«
    Nicht, dass sie nicht verlieren wollte. Sie kämpfte nur nie. Doch damit war es jetzt vorbei. Genau wie mit

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